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Auch auf der vielbefahrenen Luhdorfer Straße in Winsen soll künftig Tempo 30 herrschen - so zumindest der Wunsch der Grünen. Foto: he

Tempo 30: Grüne mögen es langsam und leise

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Die Grünen wollen die Lärmbelästigung in Winsen senken. Das geht ihrer Meinung nach am schnellsten mit einer Reduzierung der Geschwindigkeit. Ihr Wunsch: Tempo 30 quer durch die Kreisstadt.

Winsen. Der Lärmaktionsplan der Stadt Winsen wird weiter heiß diskutiert. Nachdem der Bauausschuss vergangene Woche mehrheitlich gegen Tempo-30-Zonen in Pattensen und Luhdorf stimmte, haben die Grünen nach wie vor den großen Wurf im Visier: Sie wollen auch auf den Hauptverkehrsstraßen im Stadtkern die Geschwindigkeit reduzieren, um die Lärmbelästigung zu halbieren.

Tempo 30 im Stadtgebiet

Die dritte Stufe des Lärmaktionsplans, den die Stadt in seiner Ratssitzung im März beschließen will, sorgte zuletzt am vergangenen Donnerstag für Diskussionen. Während die Tempo-30-Zonen in den Ortsteilen zumindest von allen Fraktionen besprochen wurden, fühlen sich die Grünen übergangen. Sie möchten auch auf den Hauptverkehrsstraßen der Kreisstadt die Geschwindigkeit reduzieren, wurden nach eigenem Empfinden aber ignoriert. „Maßnahmen im Winsener Stadtgebiet, die in einem gesonderten Antrag der Grünen gefordert waren, wurden komplett ausgeblendet“, ärgerte sich Ausschuss-Mitglied Luc Jan Hornstra (Grüne) wenige Tage nach der Sitzung. Er legte daher nach und erneuerte seine Forderung.

Durchgängig, nicht zerstückelt

Aus der Luft gegriffen sind die Anfragen, die die Grünen zusammen mit der SPD eingereicht hatte, keineswegs. Sie gehen aus den Empfehlungen eines Berichts hervor, den die Firma Lärmkontor Hamburg im Auftrag der Stadtverwaltung angefertigt hatte. Darin wird unter anderem die Hamburger Straße aufgeführt, in der es zu „fast durchgängig hohen und sehr hohen Belastungen an den angrenzenden Wohngebäuden“ komme. Aber auch auf der Luhdorfer Straße, der Lüneburger Straße, dem Tönnhäuser Weg und dem Altstadtring gebe es Abschnitte, die für Tempo 30 ganztägig oder zumindest nachts in Betracht kämen.

Langsamer gleich leiser

Doch die Grünen wollen noch mehr: Sie fordern für die gesamte Straßenführung von der Winsener Landstraße über die Luhdorfer Straße und den Altstadtring bis zur Hamburger Straße ein durchgehendes Tempo-30-Limit. „Eine Zerstückelung der Tempolimitierungen auf Straßenzügen würde dazu führen, dass der Autofahrer nicht versteht, wo Tempo 30 gilt, und der Regelung nicht nachkommt“, so die Grünen. Zudem gelte laut Experten eine einfache Rechnung: langsamer gleich leiser, gleichmäßiger gleich leiser, langsamer und gleichmäßiger gleich viel leiser.
„Die Anordnung von Tempo 30 ist die am schnellsten umsetzbare Option“, erklärte Hornstra. Damit könne der Schallpegel um drei Dezibel gesenkt werden, was etwa einer Halbierung der Lärmbelästigung entspreche. Diese Planung sei laut den Grünen effektiver als der Ansatz, zukünftig Flüsterasphalt auftragen zu wollen.

Wiese befürchtet mehr Verkehr in Wohngebieten

Bürgermeister André Wiese kämpfte im Bauausschuss für Tempo 30 in Pattensen und Luhdorf, sprach sich aber vorerst gegen solche Zonen im Stadtgebiet aus. Ihm sei wichtig, mit der dritten Stufe des Lärmaktionsplans auch Erfolg zu haben. „An je mehr Schrauben wir drehen und je mehr Maßnahmen wir planen, desto langwieriger und ausschweifender wird das Verfahren und desto geringer sind die Aussichten auf Erfolg“, sagte Wiese. Zudem befürchte die Verwaltung, dass die Temporeduzierung auf den Hauptstraßen zur Folge hat, dass die Verkehrsteilnehmer auf Straßen ausweichen, die durch Wohngebiete führen. Letzteres könne der Verkehrsexperte von Lärmkontor allerdings nicht bestätigen, berichtete Hornstra.

Lärmaktionplan soll verschärft werden

Für die Grünen sei es daher an der Zeit, den Lärmaktionsplan noch zu verschärfen. „Das Ausmaß der Belastung durch vom Straßenverkehr verursachten Lärm und Schmutz, durch Abgase und Gefahren, der weite Teile der Bevölkerung in Winsen und den Ortsteilen ausgesetzt sind, übersteigt seit Jahren jedes Maß des Erträglichen“, so Hornstra. „An vielen Stellen werden zweifelsfrei gesundheitsschädliche Werte erreicht und überschritten. Das wird durch das Gutachten von Lärmkontor belegt.“

In der Stadtratssitzung am 3. März soll die Entscheidung über die dritten Stufe des Lärmaktionsplans fallen. Vorher beschäftigt sich noch der Verwaltungsausschuss am 17. Februar mit dem Thema. Ob die Grünen aber in der Kürze der Zeit noch Erfolg mit ihren weitreichenden Anträgen haben, darf bezweifelt werden.

Von Dominik Heuer