Arbeitsgruppe empfiehlt die Einrichtung einer IGS für Hanstedt und Hollenstedt. Was ist mit Jesteburg?
Winsen. Es ist das Thema, das den Eltern unter den Fingernägeln brennt: Wie wird die Schullandschaft im Landkreis in Zukunft aussehen? Im Ausschuss für Schule und Sport wurden während der Sitzung am Mittwoch in Winsen die Ergebnisse der Studie „Schullandschaft und Schulstandorte 2030 im Landkreis Harburg“ vorgestellt. Redebedarf gab es daraufhin sowohl in der Elternschaft als auch in der Politik. Doch der musste – teilweise – am Donnerstag nachgeholt werden, denn die zeitintensive Sitzung wurde nach drei Stunden unterbrochen und ging tags darauf in die Verlängerung.
Die Fakten vorweg: Es gibt aus der Arbeitsgruppe eine Empfehlung, an den Standorten Hanstedt und Hollenstedt eine Integrierte Gesamtschule (IGS) einzuführen, da diese die überlaufene IGS in Buchholz entlasten würden. In der Elbmarsch ändert sich vielleicht etwas, in Jesteburg eher nichts. Zu Letzterem kam aus der CDU/FDP-Gruppe aber noch ein Antrag – doch dazu später mehr. Für Buchholz, Neu Wulmstorf, Rosengarten, Salzhausen, Seevetal, Stelle, Tostedt und Winsen bleiben die Schulformen unterdessen erhalten. Elternbefragungen sollen den Willen in den vier vorangestellten Orten abbilden.
Ganzheitliche Untersuchung der Schullandschaft
Stefan Niemann, der die AG als Moderator unterstützte, stellte die Ergebnisse in einer ausführlichen Präsentation vor und machte keinen Hehl aus seiner anspruchsvollen Aufgabe: „Es war eine extrem heterogen aufgestellte Gruppe, die ich wie den berühmten Sack Flöhe zusammengeführt habe.“ So habe das Team eine ganzheitliche Untersuchung der Schullandschaft im Landkreis durchgeführt, mit dem Ziel, die bestmögliche Aufstellung für die Zukunft zu erreichen. Dabei ging es vor allem um die zu erwartenden Schülerzahlen in den Gemeinden und deren örtlichen Zusammenhang. „Klar war schnell, dass die Oberschulen bleiben. Nicht jeder braucht das Abitur“, sagte Niemann und fügte an, dass es Menschen mit vielfältigen und unterschiedlichen Talenten brauche. „Die Gesellschaft wäre sonst nicht überlebensfähig.“
Schulversuch in Jesteburg?
Die Projektgruppe empfiehlt in ihrem Bericht daher, dass die Schule in Jesteburg so bleibt wie sie ist. Dennoch soll es dort zu einer Elternbefragung kommen, ob Eltern ihr Kind nach der Grundschule eher an einer Haupt-, Real oder Oberschule oder an einem Gymnasium anmelden würden. Auch in der Elbmarsch soll der Elternwille ermittelt werden. Dort geht es darum, ob es ein Interesse an der Errichtung einer IGS in Marschacht gibt. In Hollenstedt und Hanstedt soll dann ebenfalls offiziell festgestellt werden, wie erwünscht die empfohlene Integrative Schulform tatsächlich ist.
Nun gibt noch diesen Jesteburg betreffenden Antrag. Demnach soll die Oberschule als „Schulversuch“ einen gymnasialen Zweig erhalten. Dies solle unter anderem schon früher einer Entlastung der IGS Buchholz dienen, erläuterte Jan Bauer von der CDU. Dass in der Gruppe selbst keine Einigkeit zu diesem Antrag besteht, machte die Reaktion des Parteifreundes Necdet Savural deutlich: „Wenn Jesteburg eine Oberstufe bekäme, wäre das gleichzeitig das Aus für eine IGS in Hanstedt. Ich würde dem Antrag daher nicht folgen.“ Christian Horend, ebenfalls CDU, sprang Bauer danach zur Seite und unterstützte ihn.
Diskussionen um die Studie
Angela Sanchez von den Grünen bemängelte vor dem Hintergrund des Klimawandels, dass die Schülerbeförderung „kreuz und quer durch den Landkreis“ im Bericht keine Rolle spiele. Deshalb müsse es an jedem Standort die Möglichkeit zu jedem Abschluss geben. Dem widersprach Ingo Schwarz von der SPD: „Kein CO2-Ausstoß mehr bei der Schülerbeförderung wäre wirklich schön. Dazu müssten wir die Quadratur des Kreises hinbekommen.“ Die Schülerzahlen im Landkreis würden eine IGS-Gründung für jeden Standort eben nicht zulassen.
Dr. Erhard Schäfer (Grüne), der die AG während des Prozesses verließ, wusste dagegen: „Wir sind ein wachsender Landkreis mit wachsenden Schülerzahlen und können unter bestimmten Voraussetzungen mehr Integrierte Gesamtschulen gründen, als hier vorgesehen.“ Stefan Niemann verteidigte die Ergebnisoffenheit des Prozesses und verwies darauf, dass bei ausschließlicher IGS-Beschulung einige Standorte nicht gehalten werden hätten können: „Das widersprach dem Grundsatz der wohnortnahen Beschulung, der unbedingt beibehalten werden sollte.“
Lars Heuer (SPD), Angelika Gärtner (Freie Wähler) und Elternvertreterin Patricia Krengel appellierten letztlich an den Ausschuss, das Ergebnis aus fünf Jahren Arbeit anzunehmen. Jan Bauer stimmte zu, den Antrag zum Schulversuch in den Kreistag zu verschieben, um den Fraktionen Zeit zur Beratung zu gewähren. Der Ausschuss stimmte mit 17 zu einer Gegenstimme für die vorgeschlagenen Elternbefragungen, mit denen die Verwaltung nun beauftragt werden soll.
Von Andreas Urhahn
[divider style=“solid“ top=“20″ bottom=“20″]