LK Harburg. Mehr Sexualdelikte, gerade auch im Zusammenhang mit Kinderpornographie. Signifikant weniger Wohnungseinbrüche, nicht zuletzt ein Pandemie-Effekt. Das unter anderem geht aus der Kriminalstatistik 2021 für den Landkreis Harburg hervor. 2021 hat die Polizeiinspektion Harburg insgesamt 12.594 Strafverfahren an die Staatsanwaltschaften abgegeben. Dies bedeutet einen Rückgang um 246 Straftaten. Die Aufklärungsquote lag im Jahr 2021 auf 60,13% (62,58%) zurückgegangen. Hier einige Zahlen.
Straftaten gegen das Leben:
Im Jahr 2021 wurden 6 (17) Straftaten gegen das Leben bearbeitet. In 4 Fällen handelte es sich um Versuchstaten. Zwei Fälle resultieren noch aus dem Jahr 2020.
Sexualdelikte
Die Zahl der Sexualdelikte ist auf 277 (231) Fälle angestiegen. Die Aufklärungsquote liegt bei 86,28% (86,15%). In 117 Fällen in dieser Deliktsgruppe handelt es sich Straftaten in Verbindung mit Kinder- oder Jugendpornografie
Es finden immer mehr kinderpornografische Bilder Einzug in die von Jugendlichen genutzten sozialen Netzwerke. Im vergangenen Jahr wurden häufig entsprechende
Bilder in WhatsApp-Gruppen von sonst unverfänglichen Gruppen festgestellt. Hier scheint der unbedarfte Umgang mit solchen Dateien bei den Jugendlichen im
Vordergrund stehen.
Dazu Polizeioberrat Frank Freienberg, Leiter des Zentralen Kriminaldienstes: „Wie leider auch schon im Jahr 2020 erhöhten sich hier die Fallzahlen.“ Die Polizei steuere mit Präventionsangeboten dagegen, um die Jugendlichen und deren Eltern zu sensibilisieren. Der Appell: „Schauen Sie hin, was Ihre Kinder machen und informieren Sie sich“
Rohheitsdelikte
Insgesamt wurden im Jahr 2021 2.018 (1.948) Rohheitsdelikte erfasst. Die Aufklärungsquote liegt bei 92,02% (92,56%). Den Hauptanteil bilden dabei die vorsätzliche einfache Körperverletzung mit 812 (869) sowie die gefährliche Körperverletzung mit 179 (192) Fällen. Bei den insgesamt 403 (308) Fällen von Bedrohung fand in 59 Fällen ein Messer als Tatmittel Verwendung.
Die Fälle häuslicher Gewalt sind nach Beschluss der Innenministerkonferenz im Dezember 2021 in einer bundeseinheitlichen Definition etwas weiter gefasst worden, als bisher. Nach dieser neuen Definition wurden im Berichtsjahr 2021 insgesamt 491 (465) Fälle bearbeitet. Der Vergleichswert nach alter Definition läge für 2021 bei 469 Fällen.
Freienberg: „Jede Form der häuslichen Gewalt ist gesellschaftlich abzulehnen. Kommen Sie zur Ihrer Polizei und erstatten eine Anzeige. Sollten Sie als Nichtbetroffene von häuslicher Gewalt Kenntnis erlangen, bieten Sie Hilfe und Unterstützung, wenden sich an die Polizei oder setzen sich mit einer Beratungs- oder Interventionsstelle für Häusliche Gewalt in Verbindung.“
Raub
Die Zahl von Raubdelikten ist nach einem starken Rückgang im Jahr 2020 im letzten Jahr wieder auf 74 (55) Fälle angestiegen. Die Aufklärungsquote sank auf 71,62% (76,36%).
Diebstahlsdelikte
Im Jahr 2021 ist die Zahl der Diebstahlsdelikte auf 4.095 (3.895) Fälle angestiegen. Die Aufklärungsquote konnte auf 28,01% (25,67%) gesteigert werden.
Die Zahl der Einbruchdiebstähle in Wohnungen ist erneut gesunken. Sie liegt mit 208 (376) auf dem niedrigsten Niveau der letzten zehn Jahre.
Der Leiter der Polizeiinspektion Harburg, Kriminaldirektor Meyn, merkt dazu an: „Diese Entwicklung ist sehr erfreulich und in Teilen auf die erfolgreiche länderübergreifende Arbeit der Polizei zurückzuführen. Allerdings dürften auch pandemiebedingte Effekte einen Beitrag geleistet haben.“
Im Jahr 2021 wurden 75 (92) Diebstähle von Kfz erfasst. Häufig betroffen waren Fahrzeuge mit einer Komfortschließung, bei der der Schlüssel nur in die Nähe des Fahrzeugs gebracht werden muss, um es öffnen zu können. Die Täter fangen diese Signale nahe am Wohnhaus auf und verstärken sie, sodass der Pkw durch einen Komplizen geöffnet und gestartet werden kann. Die
organisierten Banden, die in diesem Deliktsfeld tätig sind, fokussieren sich dabei auf hochwertige Fahrzeuge der führenden Automarken. „Lagern sie bitte ihre Kfz-Schlüssel in entsprechenden Sicherheitsboxen. Dadurch wird das vom Keyless-Go-Schlüssel ausgehende Signal abgeschirmt,“ empfiehlt
Meyn.
Fahrräder
Die Zahl der Fahrraddiebstähle ist im letzten Jahr auf 654 (561) Fälle angestiegen. Die Aufklärungsquote liegt bei 11,16% (9,80%).
Die polizeiliche Kriminalstatistik wird auf Grundlage der bundeseinheitlichen „Richtlinien für die Führung der Polizeilichen Kriminalstatistik“ erstellt. Erfasst werden hierbei die im Kalenderjahr von der Polizei an die Strafverfolgungsbehörden abgegebenen Vorgänge (Ausgangsstatistik). Die Aktualität der PKS wird daher durch Straftaten mit langer Ermittlungsdauer (besonders über den Jahreswechsel) gemindert.