Vor allem die Software macht immer wieder Probleme in den neuen Modellen. Was kann die Metronom Eisenbahngesellschaft tun, um die Pendler pünktlich und verlässlich ans Ziel zu bringen?
Lüneburg. Der Start in die neue Arbeitswoche begann Dienstagmorgen für Hunderte Pendler so, wie die alte geendet hatte: Sie standen sich am Lüneburger Bahnhof die Beine in den Bauch. Denn wieder einmal kam es im morgendlichen Berufsverkehr zu erheblichen Verspätungen. Mittendrin: der Metronom mit der Zugnummer 82112, der sich in den vergangenen Monaten als „Pannenzug“ einen Namen gemacht hatte und für Frust unter Personal und Fahrgästen sorgt. Denn für eine der wichtigsten Pendler-Verbindungen setzt der Metronom ein neues Zugmodell ein, das auch nach einem halben Jahr nicht alltagstauglich ist und regelmäßig erheblich verspätet ist oder sogar komplett ausfällt.
Beispielhaft dafür ist der vergangene Donnerstag, der letzte reguläre Arbeitstag vor dem langen Osterwochenende. Der 82112 soll eigentlich um 8.28 Uhr in Lüneburg losfahren und den Hamburger Hauptbahnhof um 9.02 Uhr erreichen. Doch an diesem Tag bekam der Lokführer ihn wieder einmal nicht in Gang; die Fahrt, die eigentlich um 8.01 Uhr in Uelzen beginnen sollte, fiel schließlich komplett aus – nicht das erste Mal in jener Woche. Und das zieht an einem solchen Hauptverkehrstag, wo zu den Pendlerströmen auch noch ein erhöhtes Aufkommen von Oster-Reisenden kommt, einen ganzen Rattenschwanz hinter sich her.
Oft fährt der Zug einfach nicht los
Zunächst ist der Folgezug nach Hamburg so überfüllt, dass von Corona-Abständen keine Rede mehr sein kann. Chaos dann auch im Hamburger Hauptbahnhof: Denn dieser Zug soll um 9.15 Uhr weiter nach Bremen fahren. Entsprechend knüppelvoll ist auch dort der Bahnsteig – bis zur Durchsage, dass die Verbindung komplett ausfällt. Denn der Problemzug stand noch immer im Uelzener Werk.
Bei Metronom ist das Thema schon seit Herbst vergangenen Jahres bekannt. Das Uelzener Unternehmen unternimmt große Anstrengungen, um das neue Zugmodell pünktlich auf die Schiene zu bringen und schult seine Lokführer nach. Doch vor allem die Software macht immer wieder Probleme. Mal vermeldet sie Türprobleme, mal fährt der Zug einfach nicht los. Und nach einem Softwareupdate, so berichten Zugbegleiter empörten Pendlern, sei es jüngst noch schlimmer geworden.
Das führt dann zu viel Verwirrung auf allen Seiten. So wie am Dienstag. Denn angekündigt war der Metronom in der elektronischen Fahrplanauskunft zunächst mit vier Minuten Verspätung. Doch nach einer Viertelstunde war er dann plötzlich verschwunden aus der App von Metronom und Deutscher Bahn. Das sorgte bei den Wartenden auf dem Lüneburger Bahnhof für große Verwirrung. Denn als sich abzeichnete, dass der 82112 wohl wieder mal nicht kommen würde, begaben sich manche zu Gleis 6, um zur Sicherheit die langsamere Verbindung mit Halt an allen Bahnhöfen zu nehmen. Dort aber stand der zweite Zug der neuen Modellreihe, der ebenfalls nicht mehr in Gang gebracht werden konnte an diesem Morgen. „Hat keinen Sinn“, winkte der Lokführer nur ab.
Lokführer fahren lieber das ältere Modell
Bei Metronom selbst ist niemand glücklich mit den neuen Modellen, doch man muss weiter versuchen, mit ihnen zu fahren. Denn zuständig für die Beschaffung der Züge ist nicht das Eisenbahnunternehmen, sondern die Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG) mit Sitz in Hannover. Und die muss nun mit dem Vorwurf leben, dass man sich Exemplare andrehen ließ, die die Deutsche Bahn nicht haben wollte. Schon im Oktober hatte ein LNVG-Sprecher wenig Hoffnung gemacht, dass man das Problem in absehbarer Zeit in den Griff bekommen würde. Diese Kinderkrankheiten seien im Probebetrieb nicht aufgetreten, lautete damals die Rechtfertigung. Ausbaden muss diese Einkaufspolitik derweil vor Ort das Zugpersonal. Und dort lässt man intern auch kein gutes Haar an den beiden neuen Exemplaren. So geben Lokführer hinter vorgehaltener Hand unumwunden zu, sich nicht um eine Ausbildung an dem neuen Modell zu reißen. Und wer sich bei der Hotline beschwert, bekommt schon mal den guten Ratschlag, die morgendliche Verbindung nach Hamburg möglichst zu meiden, wenn man verlässlich zur Arbeit kommen will. Offiziell sagen will man bei Metronom aber nichts: „Fragen Sie die LNVG“, sagt Sprecher Björn Pamperin nur hörbar frustriert.
Neue Nachrichten aus der Landeshauptstadt Hannover verheißen derweil für die Fahrgäste nichts Gutes: Die LNVG will bald zwei weitere Modelle der neuen Baureihe in Betrieb nehmen. Ob auch sie zu Pendler-Zeiten eingesetzt werden sollen, konnte bislang noch niemand sagen.
Von Thomas Mitzlaff
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