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Die Bundestagsabgeordnet Svenja Stadler spricht mit den Bürgern über deren Sorgen und Probleme. (Foto: Hendrik Lüders)

Mehr Dialog als Forderung

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Bundestagsabgeordnete Svenja Stadler spricht mit den Menschen im Landkreis über deren Sorgen und Probleme. Der Ukraine-Krieg macht vielen Menschen besonders große Angst.

Landkreis. Wenn Svenja Stadler sich mit Bürgerinnen und Bürgern aus dem Landkreis Harburg unterhält – per Telefon oder auch persönlich – offenbaren sich zwei große Themen, informiert die Bundestagsabgeordnete auf Nachfrage des WA. Noch immer beschäftige die Menschen die Corona-Pandemie, wobei der Ukraine-Krieg die Aufmerksamkeit verstärkt auf sich ziehe, erklärt die Sozialdemokratin aus Seevetal. Neben diesen großen Themen bewegten laut der Politikerin auch der Pflegenotstand, fehlende medizinische Versorgung in ländlichen Räumen, schlecht ausgebauter Nahverkehr und Klimaschutz.

„Beim Thema Corona geht es nicht mehr um das Impfen oder den Impfstoff, sondern um psychische Probleme, die infolge der Situation aufgetreten sind. Die Menschen fragen sich, wie sie da wieder rauskommen“, schildert Svenja Stadler die Problematik. „Viele Bürgerinnen und Bürger haben durch die Folgen der Pandemie auch Wirtschaftskraft verloren, ihre Jobs verloren und können Darlehen und Kredite nicht mehr bezahlen.“ Zu diesen Problemen kommen jetzt noch die Auswirkungen des russischen Angriffskrieges in der Ukraine hinzu. „Da steigen abermals die Kosten. Doch das Hauptanliegen bei diesem Thema sind persönliche Ängste.“

Denkwürdiges Treffen

Die Sozialdemokratin erzählt in diesem Zusammenhang von einem für sie denkwürdigen Treffen mit einer Seniorengruppe gut zwei Wochen nach dem Einmarsch. Die älteren Menschen haben ihr ihre Furcht vor einem Überschwappen des Krieges auf Deutschland anvertraut, die sie selbst so nicht geteilt habe. „Doch die eindringlichen Worte haben mich sehr zum Nachdenken gebracht, wie groß die Angst in Teilen der Bevölkerung ist“, räumt Svenja Stadler ein. Sehr unterschiedlich sei das Meinungsbild zu Waffenlieferungen und dem Sondervermögen Bundeswehr: „Es gibt Leute, die finden, dass wir nicht genug für die Ukraine tun. Andere wiederum sagen, Deutschland sei dem Frieden verpflichtet und dürfe gar keine Waffen liefern.“ Das Sondervermögen hielten viele außerdem für ein Aufrüstungsprogramm, was Svenja Stadler jedoch verneint.

Ein spezieller Unterpunkt ist die Lage der ukrainischen Flüchtlinge. „Da mache ich auch den Dienstleister, wenn ich Hilfswillige an die richtigen Stellen vermittle. Einige Menschen warnen hingegen vor einer Ungleichbehandlung anderer Flüchtlingsgruppen und sagen, sie dürfen nicht vergessen werden.“ Die Abgeordnete könne verstehen, dass dieser Eindruck möglicherweise entstehe, sei dabei aber sehr daran interessiert, die Bedenken zu zerstreuen.

Klimaschutz bringt Kritik

Viel Kritik bringe auch der Klimaschutz mit sich. Dabei gehe es weniger um den schleppenden Ausbau erneuerbarer Energien, sondern viel mehr um das, was jeder zu Hause leisten könne – oder nicht könne, aber gerne würde. „Viele möchten gerne ein E-Auto fahren, bemängeln dann aber die fehlende Infrastruktur oder dass sie sich keines leisten können. Auch über den auf dem Land teils schlecht ausgebauten ÖPNV lassen die Menschen sich verständlicherweise aus.“ Das geplante Neun-Euro-Ticket würde ihnen so nicht helfen, höre die SPD-Frau oft.

Bei allen Gesprächen zu jedwedem Thema, stellen Bürgerinnen und Bürger jedoch zumeist keine Forderungen. „Es ist stets ein guter Dialog. Die Menschen möchten wissen, was wir in der Politik machen, um bestimmte Herausforderungen anzugehen.“ Stadler sagt, sie erkläre dann die geplanten Schritte, die helfen sollen. Wobei sie selbst manchmal zugeben müsse, dass das eine oder andere hätte längst passieren müssen. Svenja Stadler sagt: „Nur wer selbstkritisch ist, kann sich verbessern.“

Von Andreas Urhahn