Der Metronom sorgt weiter für Schlagzeilen – keine positiven. Denn die Verspätungen nehmen zu, und der durch Krankheitsfälle gebeutelte Personalbestand lässt vermehrt Verbindungen ausfallen. Hinzu kommen verschmutzte Züge und immer wieder Pannen.
Winsen. Ein Blick auf den rot gefärbten Live-Fahrplan in der App des Metronoms lässt erahnen: Der vergangene Freitag war einmal mehr kein guter Tag für das Eisenbahnunternehmen. Ausgerechnet am Nachmittag, als zu den Pendlerströmen noch viele Wochenend-Reisende kommen, kann das Unternehmen nur ein Rumpf-Angebot aufrecht erhalten. Jede zweite Verbindung fällt aus, entsprechend quetschen sich die Fahrgäste in die wenigen Züge, die noch fahren – von Abstand in Pandemiezeiten kann da keine Rede mehr sein. Dazu kommen verschmutzte Züge und ein neues Fahrzeug-Modell, das regelmäßig ausfällt. Und wieder gibt es eine Flut erboster E-Mails an unsere Zeitung. Verbunden mit der Frage: Was ist da los beim Metronom?
Auswirkungen sind tagelang spürbar
In der Uelzener Firmenzentrale gab man sich gestern auf Nachfrage des WA zerknirscht: „Die Gesamtsituation ist nicht zufriedenstellend und wir können uns dafür bei den Fahrgästen nur entschuldigen“, sagt Metronom-Sprecherin Miriam Fehsenfeld. Vergangenen Freitag sei „wirklich alles zusammen gekommen. Ein hoher Krankenstand, entsprechend nicht besetzte Lokführer-Schichten und zusätzlich drei defekte Züge“. Die Auswirkungen seien bis Anfang dieser Woche zu spüren gewesen: „Eine Lok war bis gestern nicht einsatzfähig, wurde aber inzwischen repariert, ein weiterer Zug musste am Freitag in Uelzen außer Betrieb genommen werden und einer vorübergehend in Hamburg.“
Neben defekten Zügen ist eine der Hauptursachen laut Fehsenfeld der „aktuell hohe Krankenstand“, bei dem Corona-Infektionen eine große Rolle spielten. „Fällt ein Lokführer krankheitsbedingt aus, betrifft das im Schnitt rund fünf Zugfahren, die ganz oder auf Teilstrecken gestrichen werden müssen“. Das ziehe dann weitere Verspätungen oder gar Zugausfälle nach sich, weil die ausgefallen Züge eigentlich das Personal zu anderen Startpunkten hätten bringen sollen.
19 Mal verspätet, 7 Mal ausgefallen
Um eine Verlässlichkeit für die Fahrgäste herzustellen, versuche man derzeit vorrangig, die Züge im regulären Stundentakt fahren zu lassen. „Das bedeutet leider auch, dass gerade die Verstärkerzüge für Pendler und die Züge mit allen Unterwegs-Halten ausfallen“, erläutert die Metronom-Sprecherin die Folgen. „Kommen dann wie vergangenen Freitag noch drei defekte Zugverbände dazu, wird es natürlich sehr eng“.
Für Unmut sorgt derweil auch weiter das neue Zugmodell, dass seit seiner Anschaffung im August vergangenen Jahres häufig wegen diverser Probleme Verspätung hatte oder gar ganz ausfiel. Besonders betroffen ist dabei der Pendler-Zug um 8.39 Uhr von Winsen zum Hamburger Hauptbahnhof (WA berichtete).
Die Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG), die für die Anschaffung des Fuhrparks verantwortlich ist, und sich deshalb massiver Kritik ausgesetzt sieht, nimmt jetzt Stellung: „Die Zuverlässigkeit der neuen Fahrzeuge konnte in den letzten Monaten deutlich verbessert werden“, betont LNVG-Sprecher Dirk Altwig.
Mehr Störungen ausgerechnet vor Ostern
Das zeige auch die Statistik für die morgendliche Fahrt: „Vom 1. Februar bis 10. April ist sie 19 Mal verspätet gestartet und sieben Mal ausgefallen.“ Grund dafür sei aber nur selten Störungen an den Fahrzeugen gewesen, sondern vielmehr erkranktes Personal oder Witterungseinflüsse.
Allerdings muss Altwig auch einräumen, dass es ausgerechnet in der viel frequentierten Woche vor Ostern technisch bedingt mehr Verspätungen und Ausfälle gegeben habe. „Soweit wir bislang wissen, ist das aber eine zufällige Häufung“, so der Sprecher. LNVG und Hersteller Alstrom hätten jetzt aber entschieden, Techniker in den neuen Zügen mitfahren zu lassen, um das Zugpersonal im Fall von Störungen zu unterstützen.
Von Thomas Mitzlaff
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