Der Landkreis will sich für den Katastrophenfall kommunikativ besser aufstellen. Im Ordnungsausschuss schlugen die Grünen Amateurfunk als Alternative vor.
Winsen. Für den absoluten Ausnahmezustand vorbereitet zu sein, ist nicht leicht. „Wir müssen uns auf Situationen vorbereiten, die hoffentlich niemals eintreten“, brachte es Malte Jörn Krafft (Grüne) auf den Punkt. Dennoch haben spätestens die schweren Überschwemmungen im Ahrtal im vergangenen Jahr gezeigt, wie schwer der Ausfall von Kommunikationswegen im Katastrophenfall wiegt. Der Landkreis Harburg will daher vorsorgen.
Das Thema auf die Tagesordnung setzte die Gruppe Grüne/Linke im Ordnungsausschuss des Landkreises. Dafür gab es nicht nur Lob vom Ausschussvorsitzenden Jan Bauer (CDU), auch die anderen Fraktionen hatten den Handlungsbedarf auf diesem Gebiet erkannt. Trotzdem gab es auch warnende Stimmen.
Landkreis muss sich vorbereiten
Der Antrag zielt auf die Kommunikation und den Notfunk im Landkreis Harburg im Katastrophenfall ab. „Wir sehen viele schreckliche Bilder aus aller Welt und haben erst wieder bei den Geschehnissen im Ahrtal gesehen, dass die Kommunikation komplett zusammenbrechen kann“, erklärte Krafft. Auf ein solches Szenario müsse sich auch der Landkreis vorbereiten, dafür sei ein „höchstmaß an Flexibilität, Planung und Vorbereitung“ nötig. Eine Lösung könnte seiner Ansicht nach eine Zusammenarbeit mit dem Deutschen Amateur-Radio-Club (DARC) bieten.
Amateurfunker seien organisiert, durch die Bundesnetzagentur lizensiert, in der Fläche engmaschig verteilt und in der Lage mit geringstem Technikaufwand, lokale und unverschlüsselte Notfunk-Rückfallebenen sicherzustellen, führte Krafft in seinem Antrag aus. Die Grünen sehen darin eine einfache Möglichkeit, auch bei einem Ausfall der klassischen Wege weiterhin effektiv kommunizieren zu können. Als Beispiel führte er eine gelungene Notfunk-Übung in Mecklenburg-Vorpommern an, bei der die Kurzwellen-Kommunikation zwischen dem Führungsstab im vermeintlichen Katastrophengebiet und der rund 140 Kilometer entfernten Landesbehörde getestet wurde – eine vergleichbare Entfernung wie von Winsen nach Hannover.
Antrag wird unterstützt
Der Landkreis war dankbar für den Anstoß und erklärte, dass „der Antrag der Gruppe Grüne/Linke von Seiten der Verwaltung deutlich unterstützt“ werde. Laut der Verwaltung füge sich die Maßnahme nahtlos in die bereits vorliegenden Planungen ein. „Es geht darum, aktiv bleiben zu können, wenn die bewährte Technik ausfällt – und zwar komplett ausfällt“, erklärte Konstantin Keuneke, Leiter der Abteilung für Rettungsdienst, Brand- und Katastrophenschutz des Landkreises.
Die anderen Fraktionen im Ausschuss schlugen in die gleiche Kerbe, warnten aber auch davor, eine zweite Struktur neben der bisherigen zu schaffen. „Wir müssen vermeiden, eine Doppel-Struktur aufzubauen. Sie sorgt eigentlich immer dafür, dass am Ende gar nichts mehr geht“, erklärte Thomas Grambow (SPD). Ähnlich sah das auch Ulf Riek (Freie Wähler). „Amateurfunker sind technisch sehr versiert, aber im Regelfall bei einem kompletten Stromausfall auch aufgeschmissen“, so Riek. Er würde lieber das bisherige System ausbauen, auch wenn das mit deutlichen Kosten zusammenhänge. Volkmar Persiel (CDU) versuchte, die Brücke zu bauen. „Als Ergänzung können wir den Amateurfunk gern mitbenutzen, aber unser System sollten wir auch weiter ausbauen.“
DARC soll sich vorstellen
Krafft nahm schließlich etwas Dynamik aus der Diskussion. „Es geht mir erstmal nur darum, dass sich der DARC in unserem Ausschuss vorstellt und auf Potenziale und Kritikpunkte eingeht“, erklärte der Grüne den Antrag. Da konnten auch die anderen Fraktionen mitgehen und sprachen sich einstimmig für eine Kontaktaufnahme aus. Die Verwaltung war es schließlich, die noch einen Schritt weitergehen wollte. Sie schlug vor, auch die Nutzung von Repeatern und von Satellitentelefonie zu prüfen. Da wollte der Ausschuss nicht bremsen und stimmte ebenfalls einstimmig dafür.
Von Dominik Heuer