Die besten 200 deutschen Florettfechter der Altersklasse U17 trafen sich jetzt in Winsen, um die neuen Deutschen Meister zu ermitteln. Auch Talente aus dem Kreis Harburg mischten mit.
Winsen. Die Anspannung ist der Erschöpfung gewichen. Aber Stephan Brüning und die Fechtabteilung des TSV Winsen haben saubere Arbeit geliefert, und dem Deutschen Fechter-Bund (DFB) eine erstklassige Ausrichtung der Deutschen Meisterschaften (DM) der Altersklasse U 17 im Florettfechten geboten.
Es war ein Mammutprojekt, das die Winsener stemmen mussten, und zwar innerhalb von sechs Wochen, nachdem händeringend ein Ausrichter gesucht worden war. Fast 200 Athleten aus ganz Deutschland und dann noch mal Trainer, Betreuer, Eltern und Offizielle dazu – die WINarena war rappeldicke voll. Allein am Sonnabend fanden sich über 500 Zuschauer ein.
DM sorgt wieder für aussagekräftige Rangliste
„Alle sind froh, dass endlich überhaupt wieder Deutsche Meisterschaften stattfinden, damit wir mal wieder eine aussagekräftige Rangliste kriegen“, schildert Brüning. Der TSV-Abteilungsleiter der Fechter ist zugleich Vizepräsident Jugend im niedersächsischen Verband. Der 37-Jährige führt die Abteilung seit 2017 und wurde letztes Jahr zum Vizepräsidenten gewählt. „Man darf nicht immer nur kritisieren, sondern muss dann auch mal machen“, argumentiert er und hat deshalb die Ehrenämter übernommen.
Unterstützung von einigen Eltern
Die Fechtabteilung im TSV Winsen ist mit rund 50 Mitgliedern überschaubar groß. Sergej und Nataliya Kentesh sind inzwischen seit Jahren dort Trainer und bringen immer wieder Talente hervor, so wie die vier Winsener Teilnehmer Leonie Dierßen, Chiara Hoffmann, Paul Seemann und Jost Maison. „Zum Glück haben wir auch großartige Unterstützung von einigen Eltern“, sagt Brüning mit einem Blick durch die Halle. Ohne die wäre so eine Großveranstaltung sonst gar nicht machbar. Allein der Aufbau der Halle mit den 18 Fechtbahnen beschäftigte Brüning und seine Helfer die ganze Nacht bis morgens um 6 Uhr am Veranstaltungstag.
Dass Fechten im Norden Deutschlands immer noch ein sportliches Mauerblümchen-Dasein fristet, liegt gar nicht unbedingt an der Leistung der Sportler. „In Süddeutschland erhalten die Vereine massive Unterstützung durch große Firmen. So können dort überhaupt nur die Leistungszentren finanziert werden“, berichtet Brüning, der als Jugendlicher für Buchholz selbst bei Deutschen Meisterschaften antrat und der inzwischen die B-Trainer-Lizenz besitzt. „Fechten ist Psychologie“, schwärmt der 37-Jährige. „Da gewinnt nicht der Größte oder Stärkste, sondern du musst clever sein und unter Druck performen.“
Das richtige Gespür für die Gefechtssituation

Und genau das kann Malin Mahutka, fünftes Talent auf dem Landkreis. Die Fechterin von Blau-Weiss Buchholz ist im Moment Vielstarterin unter anderem auch international beim Europacup und gehört eigentlich noch der Altersklasse U 15 an. Allerdings ist Malin so talentiert, dass sie neben ihrer angestammten Altersklasse auch noch bei den Deutschen Meisterschaften der U 17 und U 20 startet. „Malin hat ein unglaubliches Gespür für die Gefechtssituation“, schwärmt Trainerin Kira Kaufmann, die gemeinsam mit Maximilian Spöthe die junge Buchholzerin coacht. „Sie ist eine starke Taktikerin und besitzt die gewisse Flexibilität im Kopf, die beim Fechten gebraucht wird. Sie passt ihren Stil offensiv oder defensiv so an, dass sie erfolgreich gegen ihre Gegnerin punktet.“
Das sollte sich in Winsen auszahlen: Mit Rang 16 lieferte Malin Mahutka, die zwei Jahre jünger ist als der Großteil der Konkurrenz, einen eindrucksvollen Leistungsnachweis ab.
Und das, obwohl die junge Buchholzerin großes Pech hatte: Denn in der Pause knickte Malin mit dem Fuß um. Trotzdem zog sie das Gefecht im Feld der letzte 32 noch durch und besiegte Emilia Rohner aus Berlin mit 15:11. Doch im Feld der besten 16 war dann Endstation für das angeschlagene Buchholzer Fechttalent.
„Die Waffe hat nicht ausgelöst“
Für die beiden Winsenerinnen lief es nicht so klasse. Sie hatten eigentlich die Direktausscheidung nach der Vorrunde als Ziel angepeilt. „Die Waffe hat nicht ausgelöst“, ärgerte sich Leonie Dierßen in der Vorrunde, für die mit Rang 86 ebenso nach den sechs Gefechten der Vorrunde Schluss war wie für Teamkollegin Chiara Hoffmann (83.). Das galt auch für Blau-Weiss-Fechter Jesper Siemers, der mit Jahrgang 2008 zu den jüngsten Startern in der männlichen Konkurrenz gehörte.
Paul Seemann und Jost Maison vom TSV Winsen erhielten aufgrund ihrer guten Leistungen in der Vorrunde ein Freilos für das 64er-Feld. Paul unterlag dort knapp Fabio Maddedu (Hasper FC) und erreichte Rang 37. Teamkollege Jost setzte sich dagegen mit 15:10 gegen Tammo Pund (TG Münster) durch und musste erst in der 32er-Runde die Segel streichen. Damit sprang für ihn Platz 27 heraus.
Von Kathrin Röhlke