Die Pannenserie bei Metronom reißt nicht ab, der Frust bei Pendlern, die aus Lüneburg mit dem Zug nach Hamburg fahren, wird permanent größer. In dieser Woche ist der ME 82112 schon wieder ausgefallen. Jetzt sehen die Grünen Verkehrsminister Althusmann in der Pflicht, zu handeln.
Lüneburg. „Eins weiß ich genau: Sobald ich in Rente bin, fahre ich nie wieder Metronom.“ Der Pendler, der da am Donnerstagmorgen auf der Fahrt von Lüneburg nach Hamburg seinen Frust ablässt, steht nicht alleine da – sein regulärer Zug ist an diesem Morgen ausgefallen.
Es war wieder einmal keine gute Woche für das Uelzener Eisenbahnunternehmen. Das neue Zugmodell fuhr nur am Freitagmorgen ein einziges Mal pünktlich, am Donnerstag fiel es ganz aus – wie auch schon am Donnerstag zuvor. Die Begründung ist stets dieselbe: „Reparatur am Zug.“ Die frustrierten Pendler, die eigentlich um 8.28 Uhr mit dem ME 82112 zum Hamburger Hauptbahnhof fahren wollen, müssen nunmehr schon ein Dreivierteljahr mit dem Umstand leben, dass der neueste Zug im Wagenpark des Metronom einfach nicht in Gang kommt.
„Probleme nicht länger kleinreden“
„Angesichts der jüngsten massiven Zugausfälle darf es nicht sein, dass die Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG) die Probleme mit den neuen Fahrzeugen kleinredet“, sagt Detlev Schulz-Hendel, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen im Niedersächsischen Landtag. Die LNVG, verantwortlich für die Beschaffung des Fuhrparks, hatte zuletzt von einer Verbesserung der Situation und einer „zufälligen Häufung“ von Verspätungen und Ausfällen gesprochen – Formulierungen, die das Niedersächsische Wirtschafts- und Verkehrsministerium auf Anfrage der LZ zum Teil wörtlich übernahm.
Deren Chef Bernd Althusmann wollen die Grünen jetzt in die Pflicht nehmen. „Wir fordern ihn auf, sich endlich intensiv um den Regionalbahnverkehr in Niedersachsen zu kümmern, damit sich die Pendler nicht frustriert abwenden und auf das Auto umsteigen“, erklärt Schulz-Hendel. Man erwarte eine „umgehende zufriedenstellende Lösung im Fahrzeugpool, so dass alle Fahrten planmäßig stattfinden können“.
Bei der Suche nach dem Fehler sei man jetzt womöglich einen entscheidenden Schritt weiter, verkündete derweil gestern die LNVG: „Der Hersteller Alstom hat Donnerstag bis in die Nacht am Zug gearbeitet. Dabei ist offenbar ein entscheidendes Problem gefunden und behoben worden“, erklärte Sprecher Dirk Altwig.
Pressesprecher geht nach elf Jahren
Denn die Zeit drängt: Ab Herbst 2022 sollen zwei weitere Züge des neuen Modells in den Betrieb eingegliedert werden. Doch die derzeitigen Probleme seien bei deren Einsatz nicht zu erwarten, „da die Fahrzeuge im Wesentlichen zur Verlängerung bestehender Zugverbände verwendet werden sollen“, schreibt namenlos „Ihre Pressestelle“ des Ministeriums. Und die LNVG wolle mit der Erweiterung der Flotte dauerhaft einen Zug als zusätzliche Betriebsreserve vorhalten, „um eine zuverlässige und pünktliche Beförderung der Fahrgäste zu gewährleisten“.
Dem Metronom geht derweil ausgerechnet in diesen schwierigen Monaten auch noch der Pressesprecher von der Stange. Björn Pamperin hat nach elf Jahren gekündigt. Es sei „der richtige Zeitpunkt, weil einige Gründe dafür sprechen, etwas Neues zu wagen“, hat er in der internen Verabschiedung vieldeutig an die Kollegen geschrieben. Seine Nachfolgerin ist derweil erkrankt, von Metronom war daher keine Stellungnahme zur Pannenserie dieser Woche zu erhalten.
Von Thomas Mitzlaff