In Evendorf formiert sich massiver Protest gegen eine neue Bahntrasse entlang der A7.
Evendorf. Eine Protestaktion in Evendorf richtete sich gegen den Neubau einer Bahntrasse an der A 7. Auf Einladung der Bürgerinitiative „Region Egestorf für Alpha E“ strömten 400 Menschen mit Fahnen und Transparenten in den Schwindeweg. Die Straße war auf beiden Seiten von zahlreichen rot-gelben meterhohen Holzkreuzen gesäumt. Diese werden jetzt an der Autobahn aufgestellt und sollen dort den Streckenverlauf symbolisieren.
Auch andere Bürgerinitiativen sowie Politiker bis zur Bundesebene und Verwaltungschefs aus dem Landkreis Harburg und dem Heidekreis waren gekommen und hielten Ansprachen. Ein riesiges Plakat verkündete: „Keine Bahntrasse durch die Heide!“
„Evendorf würde dann durchtrennt“
„2015 hatten wir unter großer Beteiligung der Einwohner und Kommunen im Dialogforum Schiene Nord eine Lösung gefunden, mit der wir alle leben können“, erklärte Egestorfs Bürgermeister Christian Sauer, der auch als Sprecher der Bürgerinitiative fungiert. „Nach der sogenannten beschlossenen Alpha-E-Variante sollen nur bereits vorhandene Bahnstrecken ausgebaut werden. Jetzt mussten wir erfahren, dass dies offensichtlich nicht mehr gilt. Die Deutsche Bahn plant im Auftrag der Bundesregierung eine völlig neue ICE-Trasse an der A 7. Diese würde das Leben in unseren Dörfern schwer beeinträchtigen. Evendorf würde dann durchtrennt.“
Sauer kritisierte, dass die Bahn mit verdeckten Karten spiele. Er warnte vor einem hohen Landschaftsverbrauch, Lärmbelästigung und Abgasen. Von den jüngsten Gesprächen hätte die DB die Öffentlichkeit ausgeschlossen. Lediglich einige Vertreter der Kommunen seien einbezogen. Doch nicht einmal alle Verwaltungschefs wissen genau, was hinter den Kulissen passiert. Sie haben die Deutsche Bahn inzwischen aufgefordert, die Ausbaupläne bekanntzugeben. Dies sollte bis zum 31. Mai geschehen. „Alibi-Veranstaltungen lassen wir nicht mit uns machen“, erklärte Landrat Rainer Rempe. Man stehe an der Seite der Bürger und werde hart bleiben. Der Ausbau der Bestandsstrecken sei zugesagt und müsse kommen.
„Wir wurden eiskalt belogen“
Woher komme der Wandel? fragte sich Hanstedts Samtgemeindebürgermeister Olaf Muus. Er wundere sich schon seit geraumer Zeit, dass die Digitalisierung auf der jetzigen Bahnstrecke Hamburg-Lüneburg-Hannover nicht umgesetzt werde. Offensichtlich habe die Bahn kein Interesse daran, da sie eine Neubaustrecke an anderer Stelle plane. Sein Eindruck: „Wir wurden eiskalt belogen.“
Auch die SPD-Bundestagsabgeordnete Svenja Stadler, der Winsener CDU-Landtagsabgeordnete André Bock und die Samtgemeindebürgermeister Wolfgang Krause (Salzhausen) und Peter Dörsam (Tostedt) sehen nicht ein, dass wegen einer Fahrzeitverkürzung von nur elf Minuten von Hamburg nach Hannover eine neue Bahnstrecke entstehen soll.
Von Christa Brockmann