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Nagelprobe für die Fakire: Die vier Jungs halten den Schmerz an den Füßen für das Foto noch aus. (Foto: bjh)

In der Manege sind alle gleich

An der Hanseschule geht es gerade jeden Tag in die Manege. Die Schüler sind dabei beim Zirkusprojekt Laluna, geben Vorstellungen und wachsen an den Aufgaben.

Winsen. Das Publikum johlt bereits, bevor überhaupt das erste Mal der Vorhang für die Vorstellung gelüftet worden ist. Die Vorfreude ist verständlich, denn Eltern, Geschwister und Großeltern erleben gleich die Grundschüler der Hanseschule als Akrobaten, Artisten, Clowns, Fakire und Zauberer in der Manege des Zirkusprojektes Laluna. Zirkusdirektor Mike Rosenbach und sein Sohn Ricardo sind mit ihrem Team in Winsen und machen aus den Mädchen und Jungen der Klassen 1 bis 4 waschechte Zirkuskinder.
Knapp zwei Wochen werden sie an der Hanseschule bleiben. Mit den Kindern werden verschiedene Zirkusnummern einstudiert. Ursula Lohse ist die Schulsozialarbeiterin und freut sich über das, was das Projekt mit den Schülern macht. „Sie zeigen sich und gewinnen Zutrauen und freuen sich sehr, wenn sie ihre Aufführung geschafft haben“, berichtet sie von den Proben.

Mike Rosenbach will den Kindern Werte vermitteln

Ziemlich genau diese Entwicklung der Kinder ist das Ziel des Zirkusprojektes. Mike Rosenbach hat sich damit einen Herzenswunsch erfüllt, der jetzt bereits in die 13. Saison gegangen ist. „Wir wollen vermitteln, dass alle gleich sind und man nur gemeinsam etwas erreichen kann. Unterschiede darf es da nicht geben“, sagt er. Wenn Erwachsene genauso offen wie Kinder durch die Welt gingen, wäre die Welt ein besserer Ort, sagt er.
Rosenbach hat als Show-Entwickler und Park-Tester im Heide-Park in Soltau in der Branche begonnen und dort etwa die Piraten-Show kreiert. Als zweites Standbein nahm er das Projekt Laluna auf, rund 270 000 Euro hat er in den Mitmachzirkus mit Zelt, Wagen und Ausstattung gesteckt. Thema der Vorstellungen ist die Traumreise eines Mädchens namens Luna.

Die Pandemie verzögerte die Projektwochen

An der Hanseschule sollte das Projekt bereits 2020 Station machen, doch die Pandemie wirbelte den Zeitplan erheblich durcheinander. „Seit 2017 standen wir in Kontakt“, berichtet Christine Twesten vom Schulverein, die gemeinsam mit Ursula Lohse, der Lehrerin Sheba Wedemann sowie der Schulleitung zum Organisationsteam zählt. Jetzt sei man froh, dass man den Zirkus im Sommer an die Schule hatte holen können. Ein Gemeinschaftsprojekt, kann man wohl sagen. So hatten Eltern und Lehrer gemeinsam mit den Zirkusleuten das Zelt aufgebaut. Und vom Round Table Winsen wurde der Kartenverkauf für sozialschwächere Familien mit rund 1000 Euro gesponsert.

Gut organisiert bis zum Schlussapplaus

Zudem müssen die beiden Projektwochen gut organisiert sein. Rund 300 Kinder sind dabei, die in zwei Aufstellungen in je drei Gruppen eingeteilt werden und am Ende insgesamt sechs Vorstellungen geben. Gaststars sind zudem die Kinder aus den benachbarten Kindertagesstätten Apfelgarten und Regenbogen.
Die sieben Jahre alte Mila wartet vor dem Zirkuszelt auf ihren Auftritt. Mit ihren Mitschülern eröffnet sie die Show im Schwarzlicht. Bänder, Federn, Stäbe und Tücher, die im Dunkeln leuchten, führen in Lunas Traum. Mila ist aufgeregt. „Sie hat gefragt, was Lampenfieber ist. Sie sagte, das hätte sie gerade“, berichtet Milas Mutter.
Die Aufregung in der Manege ist allen Schülern anzumerken, aber es läuft gut, das Publikum zeigt sich begeistert und Mike und Ricardo Rosenbach leiten souverän durch die Aufführung. Wenn die Kinder nach ihrem Kunststück dann aber nach vorne treten, um sich zu verbeugen, sieht man eigentlich nur ein vielleicht noch etwas schüchternes, aber auch ein stolzes Lächeln.

Von Björn Hansen