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Bejubeln den Aufstieg in die Landesliga in Meistershirts: die Handballerinnen der HSG Elbmarsch. (Foto: po)

Aufstieg mit einem Handball-Guru

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Wie ein Handball-Guru gelingt es Trainer Gerd Lawrenz regelmäßig, ehemalige Spielerinnen um sich zu scharen. So auch bei Regionsoberligist HSG Elbmarsch. Nach einer überzeugenden Spielzeit schafften die Handballerinnen jetzt der Aufstieg in die Landesliga.

Stove. Okay, den Durchmarsch ohne Niederlage durch die Regionsoberliga haben die Handballerinnen der HSG Elbmarsch nicht ganz hingekriegt. Trotzdem liest sich die Tabelle märchenhaft gut fürs Team von Coach Gerd Lawrenz: 38:2 Punkte und sagenhafte 500:336 Tore! Selbstverständlich bedeutet das den Aufstieg in die Landesliga zur nächsten Saison.

Während die übrigen Teams der Liga noch einen Spieltag vor sich haben, ist die HSG schon durch. Im Schlussspurt mit zwei knappen Siegen und davor der 22:25-Niederlage gegen Wietzendorf holperte es etwas im Getriebe der 30-Tore-Truppe. „Die Niederlage haben wir selbst verschuldet, weil wir einfach richtig schlecht gespielt haben“, ist Coach Lawrenz selbstkritisch. Dass sich in der Partie Kim Kätker am Rücken verletzte und mit dem Rettungswagen und Lähmungserscheinungen ins Krankenhaus gebracht wurde und eine weitere Spielerin böse mit dem Kopf aufschlug, kann eine Mannschaft sicherlich aus dem Tritt bringen. Doch das lässt der 75-jährige Trainerfuchs als Ausrede nicht gelten. Auch nicht, dass mit Kerrin Wenck (Schwangerschaft) und Nicole Gaser (Fingerverletzung) zwei Leistungsträgerinnen fast während der kompletten Spielzeit ausfielen.

Spielphilosophie: Tempohandball

Seiner Spielphilosophie bleibt Gerd Lawrenz auch bei der HSG treu: Einfache Tore über die erste und zweite Welle bilden das Grundgerüst, für das eine stabile Abwehr die Basis bildet. „Das gelingt in der Regionsoberliga gut, da können viele Teams nicht mithalten“, sagt der Coach.

Wohl auch nicht mit dem Kader, den Lawrenz auf die Platte schicken kann: Anna Nentwich und Kristin „Keule“ Klausen kennt der Trainer bereits aus Lüneburger Regionalliga-Zeiten ebenso wie die Elbmarscherin Kerrin Wenck; Kim Kätker trainierte Lawrenz in Embsen. Wie einem Handball-Guru folgten diese Ausnahmespielerinnen ihrem frühren Coach an den Elbdeich. Wie das kommt? „Die Spielerinnen sind vermutlich Kummer gewohnt“, meint der Coach grinsend auf seine Person bezogen. „Sie hatten mit Mitte 30 einfach noch mal wieder Lust auf Handball und sind super fit.“ Dazu gesellen sich erfahrene Elbmarscherinnen wie Nicola Matthies (75 Tore) oder Svenja Bernecker (54) und junge Talente. Die Mixtur sei perfekt, findet der Trainer, „weil die Mannschaft untereinander eine große Empathie auszeichnet – auch Neuen gegenüber“.

„Bei mir entwickeln die Spielerinnen fast eine Hass-Liebe zu ihrem Körper“, erklärt Lawrenz seinen Fitness-Faible. Er trainiert zwei volle Stunden durch und erwartet in dieser Zeit volle Power von seinen Spielerinnen. „Sie wissen am Ende, was sie getan haben, und holen sich über Erfolge im Spiel ihr Feedback“, sagt er. Nur so sei der körperbetonte Sport auch in reiferen Jahren noch gut zu meistern.

Das sei aber nun das eine. „Ich möchte natürlich jede einzelne Spielerin individuell besser machen. Sie sollen einen effektiveren Handball spielen“, erklärt Gerd Lawrenz.

Stressfrei rund um den Kirschbaum

Bei der HSG Elbmarsch fühlt sich der Trainer, der unter anderem auch schon mal die Handball-Luchse, damals noch als SGH Rosengarten, in der 2. Bundesliga coachte, pudelwohl. „Das ist hier relativ stressfrei“, sagt er. Auf den Aufwand, in höheren Ligen durch ganz Niedersachsen zu zuckeln und mindestens dreimal die Woche zu trainieren, kann er gut verzichten. „In der Regionsoberliga ist alles überschaubar gewesen – so rund um den Kirschbaum eben“, meint er. In der Landesliga dürfte sich das kaum ändern.

Das gilt auch für sein Team: Nur Carolin Glaßer wird kürzertreten und als Spieler-Trainerin in die Zweite wechseln. „Wir könnten noch Verstärkung auf den Außenpositionen gebrauchen“, findet Lawrenz, der mit seinen Ambitionen für die kommende Saison nicht hinter dem Berg hält: „Nur die Klasse zu halten, ist mir zu wenig. Eine gute Rolle im Mittelfeld zu spielen, das wird unser Ziel sein.“ Zu der Erkenntnis brachten ihn Testspiele im letzten Sommer gegen Landesligisten, die sein Team gut absolvierte. Entwicklungspotenzial gebe es natürlich trotzdem. „Wir müssen über die gesamte Saison stabiler werden“, fordert der Coach. „Aber erstmal sollen alle gesund bleiben. – Ach und übrigens, ich bin Gerd. Wir können uns unter Handballern doch duzen.“ Gerne!

Von Kathrin Röhlke