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Axel Schnorr samt Koffer auf dem Weg nach Schleswig-Holstein. Fußgänger dürfen die Elbbrücke passieren. (Foto: tm)

Zu Fuß in Richtung Flughafen

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Mit der gesperrten Elbbrücke Geesthacht fehlt eine wichtige Verkehrsader. Fußgänger und Radfahrer können die Baustelle noch passieren, aber auch nicht ohne Tücken.

Geesthacht. „Gilt die Ampel etwa für uns?“ Die Mitglieder der Radler-Gruppe, die am Montagmorgen vor der Elbbrücke Geesthacht zum Stehen kommt, sehen sich verunsichert an. Und kommen schnell zu der Erkenntnis, dass das wohl so sein muss. Schließlich befinden sie sich auf einem Fuß- und Radweg, nebenan auf der Fahrbahn kann ja kein Auto fahren. Da reißen gerade zwei Bagger den Asphalt auf.

Es ist Tag eins der „Vollsperrung Geesthachter Elbbrücke für Kraftfahrzeuge aller Art“, so wurde es von den Behörden angekündigt. Eine der wichtigsten Hauptverkehrsadern zwischen Schleswig-Holstein und Niedersachsen ist mindestens bis zum 24. August lahmgelegt. Die Brücke war zuletzt so marode, dass überhaupt keine Fahrzeuge über 3,5 Tonnen Gewicht sie mehr passieren durften.

Es ist eng für Radler und Fußgänger

Jetzt können immerhin noch Fußgänger und Radfahrer auf die andere Uferseite gelangen. Doch der Weg, den sie sich teilen, ist eng. Sehr eng sogar. Das muss auch die Radfahrer-Gruppe erkennen, als die Ampel schließlich auf Grün springt. Für Passanten gilt das Rotlicht nicht, sie dürfen jederzeit in beide Richtung passieren. Da sind Rücksichtnahme und Verständnis gefragt. Etwa wenn vor einem zwei Fußgänger gehen, die Koffer hinter sich herziehen.

Einer von beiden ist Axel Schnorr aus Niedermarschacht. Der 64-Jährige möchte mit seiner Frau von Hamburg aus in den Urlaub fliegen. „Ich habe mich im Vorfeld intensiv mit den diversen Fahrplänen beschäftigt, um die beste Lösung zu finden“, erklärt er. Mit dem Auto nach Winsen und dann weiter mit dem Metronom nach Hamburg? Zu unsicher. Schließlich hat die Bahn dort eine Großbaustelle eingerichtet, der Metronom fährt entsprechend seltener und ist ebenso häufig verspätet wie überfüllt. Und auf der A39 nach Hamburg ist Stau.

Bleibt der Fußweg über die Elbbrücke. Am anderen Ende in den Bus bis Bergedorf und dann hoffen, dass es irgendwie weiter geht. Denn bei der S-Bahn Richtung Hamburg Hauptbahnhof gibt es auch Schienenersatzverkehr, hat der Niedermarschachter herausgefunden. „Wir hoffen deshalb, in Bergedorf einen Regionalzug zu erwischen.“ Sieben Stunden sind es noch bis zum Abflug nach Danzig, „das sollte reichen“.

Viele Pendler setzen auf Roller

Während das Ehepaar Schnoor die Vollsperrung noch relativ gelassen sehen kann, ist sie für die vielen Pendler in Richtung Hamburg ein großes Problem. Manche haben sich bei ihrem Arbeitgeber gleich für die nächsten beiden Monate ins Homeoffice abgemeldet, andere haben im Vorfeld Vorkehrungen getroffen, um sich irgendwie doch noch durchzuschlagen. Viele haben ihre Autos noch schnell am Wochenende auf den Parkplatz auf schleswig-holsteinischer Seite gefahren und sich gebrauchte Roller angeschafft. Mit denen geht es dann von zu Hause über die Brücke rüber zum Wagen und abends wieder zurück.

Unterdessen wird auf und auch unter der Brücke schon am ersten Tag mit Hochdruck gearbeitet. Oben reißen Bagger die Fahrbahn auf, unten haben diverse Lastenkräne angelegt. Das Wehr wird erneuert. Mitarbeiter der Landesbehörden für Straßenbau Schleswig-Holstein und Niedersachsen sind vor Ort, begleiten die Bauarbeiten. „Ein großes Problem ist, dass wir zu wenig Platz für die Baumaterialien haben“, schildert ein Angestellter des Wasser- und Schifffahrtsamtes. Denn beide Seiten des Ufers sind Schutzgebiet, und die Naturschutzbehörden sehen es gar nicht gerne, wenn sich dort jemand ausbreitet. Also bleibt für die Lagerung und die vielen Fahrzeuge nur die relativ schmale Fahrbahn.

Die Rotphase ist sieben Minuten lang

Vor der Ampel auf dem Rad- und Fußweg hat unterdessen die nächste angeregte Diskussion von Radler-Gruppen begonnen. Die Ampel will einfach nicht auf Grün springen, „da kann doch was nicht hinhauen“. Also wird irgendwann einfach in die Pedale getreten, und prompt kommt es zu engen Begegnungen auf den folgenden 600 Metern. Tatsächlich ist die Rotphase rund sieben Minuten lang. Deutlich zu lang für die meisten Radler…

Von Thomas Mitzlaff

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Die Lage auf den Umleitungen

Keine Probleme auf Elbuferstraße und B 209

Marschacht/Artlenburg. Das befürchtete Chaos auf den Straßen rund um die Elbbrücke Geesthacht blieb am Montag auf niedersächsischer Seite aus. Am ersten Tag der Vollsperrung im Verlauf der Bundesstraße 404 registrierte die Polizei lediglich mehr Verkehr auf der Autobahn 39 Lüneburg-Hamburg – und das auch nur zur Hauptverkehrszeit am Morgen, wenn die Berufspendler unterwegs sind. Obwohl eine wichtige Verkehrsader im Dreiländereck Niedersachsen-Schleswig-Holstein- Hamburg gekappt ist, rollte der Verkehr in den Landkreisen Lüneburg und Harburg auf den Umleitungsstrecken normal.

Vollsperrung bis 24. August

Wie berichtet, saniert das Land Schleswig-Holstein das marode Bauwerk an der B 404. Bis Mittwoch, 24. August, dauert die Vollsperrung der Brücke an.

Wer am Morgen auf der Elbuferstraße zwischen Tespe und Artlenburg unterwegs war, hatte freie Fahrt. Auch das Einfädeln in Artlenburg auf die Bundesstraße 209, über die der Verkehr zur Elbbrücke Lauenburg gelotst wird, funktionierte in beide Fahrtrichtungen mühelos.

Am ersten Tag der Vollsperrung im Verlauf der Bundesstraße 404 registrierte die Polizei lediglich mehr Verkehr auf der Autobahn 39 Lüneburg-Hamburg – und das auch nur zur Hauptverkehrszeit am Morgen. (Foto: t&w)
Am ersten Tag der Vollsperrung im Verlauf der Bundesstraße 404 registrierte die Polizei lediglich mehr Verkehr auf der Autobahn 39 Lüneburg-Hamburg – und das auch nur zur Hauptverkehrszeit am Morgen. (Foto: t&w)

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Ein entspanntes Verkehrsaufkommen meldete dann auf LZ-Nachfrage auch Julia Westerhoff, Pressesprecherin der Polizeiinspektion in Lüneburg. „Die Kollegen waren auf den Strecken unterwegs und haben eine extra große Schleife gedreht – bis nach Hohnstorf/Elbe. Aus polizeilicher Sicht war die Lage auf den Straßen normal.“ Ein weiterer Hinweis darauf, dass die Situation entspannt ist, sei, dass auf der Wache in Lüneburg wegen der Vollsperrung der Elbbrücke keine Beschwerden eingegangen seien, berichtet Westerhoff. Trotz des problemlosen ersten Tages kündigt sie an: „Wir behalten die betroffenen Strecken im Blick.“

Situation auf der Elbuferstraße unauffällig

Im Nachbarkreis Harburg das selbe Bild: Jan Krüger, Pressesprecher der dortigen Polizeiinspektion, berichtet, dass die Situation auf der Elbuferstraße im Bereich der Samtgemeinde Elbmarsch am ersten Tag der Brückensperrung unauffällig sei. „Das dürfte auch damit zusammenhängen, dass die Vollsperrung lange angekündigt war und deshalb niemanden kalt erwischt hat“, meint Krüger. Autofahrer hätten die Zeit genutzt, um sich zu überlegen, auf welchen Routen sie ausweichen wollten, ergänzt er. stb

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