Das 9-Euro-Ticket sorgte für einen nie gekannten Fahrgastansturm auf den Metronom. Hinzu kam ein wegen Bauarbeiten ausgedünnter Fahrplan. Als ob das nicht genug wäre, muss der Zugbetreiber in den verbliebenen Zügen auch noch das Platzangebot einschränken und Waggons verschlossen lassen. Denn die Klimaanlage bereitet Probleme.
Lüneburg. „Es ist eine Vollkatastrophe“, stöhnt die Zugbegleiterin, die noch schnell einen Schritt zur Seite macht, nachdem sich die Türen geöffnet haben. Menschen drängen sich dicht an dicht in den Waggon, dabei ist der schon knüppelvoll. Doch das Platzangebot ist an diesem Mittwochmorgen noch begrenzter als ohnehin schon – denn zwei der sieben Wagen sind gesperrt, weil die Klimaanlage ausgefallen ist.
Das 9-Euro-Ticket sorgt für einen nie gekannten Fahrgastansturm auf das Uelzener Eisenbahnunternehmen, dazu kommt ein wegen Bauarbeiten ausgedünnter Fahrplan. Das sorgte in den vergangenen Wochen für ein derartiges Chaos, dass Lokführer sich angesichts überfüllter Züge weigerten, loszufahren und die Bundespolizei manche Züge zum Teil räumen musste (LZ berichtete). Und als ob das nicht genug wäre, muss der Metronom seit einigen Tagen in den verbliebenen Zügen auch noch das Platzangebot einschränken und Waggons verschlossen lassen.
Zwei von sieben Waggons verschlossen
Aktuell fahren die Metronom-Züge wegen der Bauarbeiten lediglich im Stundentakt zwischen Hamburg-Hauptbahnhof und Lüneburg. Und Pendler, die sich am Dienstag um 15.57 Uhr deshalb lieber etwas früher auf den Heimweg machen wollten, erlebten in Hamburg eine böse Überraschung: Zwei der sieben Waggons waren abgeschlossen. „Letztlich war der Zug dann so voll, dass keiner mehr umfallen konnte“, schildert ein Betroffener. Von coronakonformen Abständen konnte da ohnehin keine Rede mehr sein.
Mittwochmorgen dann in der Gegenrichtung das gleiche Bild. Im Metronom um 8.28 Uhr von Lüneburg waren zwei Waggons verschlossen. Und während die Zugbegleiterin über den Lautsprecher eindringlich darum bat, keine Taschen auf die Sitze zu legen, quetschten sich auch Reisende mit Fahrrädern und Rollern trotz Verbots in die restlichen fünf Wagen.
Schließlich wurde die 1. Klasse gekapert
Eine kuriose Situation bot sich dann im Zug eine Stunde später: Hier war der mittlere Waggon abgesperrt und der Zug somit in zwei Teile getrennt. Der erste war schließlich so voll, dass dann kurz hinter Lüneburg auch der Erste-Klasse-Bereich „gekapert“ wurde…
Der Zug am Dienstagnachmittag und Mittwochmorgen sei derselbe gewesen und bei ihm habe es Probleme mit der Klimaanlage gegeben, erklärt dazu Metronom-Sprecherin Miriam Fehsenfeld. „Wir standen dann am Mittwoch vor der Wahl, den Zug noch einmal fahren oder ganz ausfallen zu lassen.“ Aber dann hätten die Pendler eine ganze Stunde auf die nächste Verbindung warten müssen. Mittlerweile soll der Zug in der Werkstatt sein.
Die neuen Züge bleiben im Stall
Der marode Wagenpark des Unternehmens ist schon länger ein Thema, deswegen hatte die Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG) vor rund einem Jahr zwei nagelneue Zugpaare angeschafft. Doch die erwiesen sich monatelang als für den Alltagsbetrieb untauglich, verspäteten sich erheblich oder fielen wegen Problemen mit der Software ganz aus. Diese beiden Zugpaare habe man aktuell nicht im Einsatz, bestätigt die Metronom-Sprecherin. Offenbar will das Unternehmen nicht das Risiko eingehen, dass der ohnehin ausgedünnte Fahrplan weiter zusammengestrichen werden muss und es dann vollends zum Kollaps auf der Strecke Hamburg-Lüneburg-Hannover kommt.
Derweil sind zwei weitere neue Zugpaare bereits bestellt. Bei ihnen solle es aber ein paar Änderungen beim Modell geben, sagt die Metronom-Sprecherin.
Von Thomas Mitzlaff
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