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Dagmar Penzlin (von links), Birgit Stüwe, Volker und Conny Wangelin sowie Gundi Salchow haben mit ihren Mitstreitern einen kostenlosen Geschirrverleih aufgezogen, um Plastikmüll zu vermeiden. (Foto: dre)
Dagmar Penzlin (von links), Birgit Stüwe, Volker und Conny Wangelin sowie Gundi Salchow haben mit ihren Mitstreitern einen kostenlosen Geschirrverleih aufgezogen, um Plastikmüll zu vermeiden. (Foto: dre)

Omas Teller auf der Hochzeit

Der Verein „klimafair leben“ verleiht Geschirr für Feiern, um Einwegartikel zu vermeiden.

Hanstedt. Stündlich werden in Deutschland rund 320 000 Einwegbecher verbraucht. Im Jahr 2017 ergaben Einweggeschirr und -besteck bundesweit eine Abfallmenge von mehr als 346 000 Tonnen. So weit die Daten vom Bundesumweltministerium. Das wollen Dagmar Penzlin und ihre Mitstreiter vom Verein „klimafair leben“ nicht mehr hinnehmen. Auch wenn viele Produkte aus Plastik mittlerweile in der EU nicht mehr produziert werden, sind Einwegartikel noch immer aus alternativen Rohstoffen erhältlich. Der Verein möchte dem entgegenwirken und verleiht jetzt kostenlos Besteck und Geschirr für große Feiern.

Entstanden aus einem Stammtisch

„Wir haben über ein Wochenende mehr als 1000 Teile für eine Feier mit 150 Leuten verliehen“, berichtet Volker Wangelin, der mit seiner Frau Conny den Standort in Hanstedt betreibt. Weitere Lager befinden sich in Winsen, Salzhausen und Krüzen bei Lauenburg in Schleswig-Holstein. Porzellan statt Plastik – so Motto und Name der Aktion – entstand durch einen Spendenaufruf des Vereins im Sommer 2020 und erlebte sofort eine große Resonanz. Daher sei auch die Dimensionierung von Großveranstaltungen möglich. „Einzige Bedingung ist, dass alles gespült zurückgebracht wird“, erklärt Dagmar Penzlin, die durch ihre Kinder auf den plastikfreien Weg gekommen ist. Gundi Salchow aus Winsen ergänzt: „Die Leute haben oftmals keine Vorstellung von dem Gewicht. Bei 100 Leuten passt das nicht mehr in den Golf, da sollte man dran denken.“

Der Verein ist aus dem Stammtisch „Gut leben ohne Plastik“ entstanden und existierte im Zwischenschritt zunächst als Bürgerinitiative. Das Ziel hat sich indes nicht verändert. „Wir möchten Menschen dazu bewegen, nachhaltiger zu leben. Aber nicht mit dem erhobenen Zeigefinger, sondern mit Beratung und Angeboten“, informiert Penzlin. Die zweite Vorsitzende des Vereins will Menschen überzeugen, „zum Teil der Lösung“ zu werden. Die Infrastruktur – zum Beispiel Lagerräume und Website – finanziert sich aus Spenden, die auch von den Nutzern des Geschirrs gerne angenommen werden.

Gespräche über Geschirr

Natürlich sei auch mal etwas unter den Spenden, das nicht unbedingt Verwendung findet. „Wir haben eine Raritätensammlung, die wir gegen Spenden anbieten, und auch Polterpakete“, weiß Dagmar Penzlin für jedes Stück einen Nutzungszweck zu benennen. Die guten Teile würden bunt gemischt ausgegeben, was gut ankomme und für reichlich Gespräche auf den Feiern sorge. „Mir wurde gerade erst erzählt, dass die ersten Themen auf einer Feier die verschiedenen Teller gewesen sind. Da hieß es wohl, das hatte meine Oma mal, das meine Tante“, schildert Gundi Salchow jüngste Erlebnisse.
Doch es sind nicht nur Teller und Tassen vorrätig. „Wir haben Gläser für Sekt, Wein, Schnaps und so weiter“, zählt Gundi Salchow auf. Für eine nette Verpackung hat unter anderem Birgit Stüwe gesorgt, die für die Krüzener Außenstelle zuständig ist. Sie hat gemeinsam mit weiteren Ehrenamtlichen aus alten Stoffen wie Bettwäsche kleine Säcke genäht, in denen dann beispielsweise 20 Teller Platz finden. Das Ergebnis des Engagements wird am Sonntag, 11. September, auf dem Dahlienfest in den Winsener Luhegärten präsentiert. Zwischen 11 und 18 Uhr können sich Besucher kostenfrei über das Angebot des Vereins informieren.

Von Andreas Urhahn