In Vierhöfen beklagen Anwohner seit vielen Jahren die Folgen des Kiesabbaus. Jetzt richteten sie abermals einen Appell an die Politik
Vierhöfen. Zwei Dinge seien im Kreistagsbeschluss 1988 zum Kiesabbau bei Vierhöfen als positive Folge versprochen worden. „Zum einen Naturgewässer und zum anderen die Möglichkeit der ruhigen Erholung“, sagte Vierhöfens Bürgermeister Lars Jaap jetzt auf einer Infoveranstaltung der Bürgerinitiative (BI). „Doch bei letzterem hat man damals nicht zu Ende gedacht.“ Die Kandidaten zur Landtagswahl von CDU, SPD, FDP und Grünen sowie SPD-Landratskandidat Michael Cramm waren vor Ort, um sich ein Bild von der Lage zu machen, die im Ort für extreme Unzufriedenheit sorgt – seit Jahrzehnten.
Lars Jaap erinnerte, dass bei gutem Wetter täglich gut 100 Badegäste zu Besuch im Ort seien, die Straßen zuparkten und die Verkehrslage so erschwerten. Weitere Probleme, die die Badegäste mit sich brachten, seien zurückgelassener Müll, verbotene offene Feuer und Lärm. Das sind allerdings nur Folgen des bereits erfolgten Abbaus. Größere Probleme sieht Harri Schulz von der BI mit den Absichten der Firma Manzke auf Mensch und Natur vor Ort zukommen.
In 40 Häusern stand Wasser im Keller
Längst sei die Diekbek-Quelle, die einst den Dorfbach speiste, genau wie dieser trockengefallen. Besonders ärgere Schulz und seine Mitstreiter der BI, dass die Grube illegal statt 5 bis zu 15 Meter tief abgebaut worden sei und der Landkreis nichts unternommen und die Firma gewähren lassen habe. Folge sei, dass der See durch Grundwasserzufluss temporär bis zu drei Meter höher ansteige, was schon dazu geführt habe, dass bei rund 40 Häusern Wasser in die Keller lief. Gutachter würden immer wieder abstreiten, dass es dort Zusammenhänge gebe. Für Schulz liegt auf der Hand: „Dort wird gelogen! Wenn im Gutachten steht, dass das monatlich gemessene Grundwasser mal höher und mal tiefer stand, wir aber wissen, dass auf dem Friedhof schon längst kein Wasser mehr ist, stimmt da etwas nicht.“ Einmal sei auch behauptet worden, die Quelle sprudele nur so vor sich hin, dabei sei dort seit mehr als 20 Jahren kein Tropfen Wasser herausgekommen.
Im höher liegenden, benachbarten Westergellersen seien bereits Brunnen trockengefallen, berichtete Claus Lorenzen von der BI, der auch für die Grünen im Rat der Gemeinde sitzt. „Dafür friert der Kiessee im Winter nicht mehr zu, da das Grundwasser mit einer Temperatur zwischen sechs und acht Grad nachströmt.“ Harri Schulz sagte: „Dieser Modellaushub hier zeigt uns welche Gefahren drohen, wenn die vor uns liegende Endmoräne großflächig abgebaut wird.“
Aktuell kein Abbau-Antrag
Michael Cramm informierte darüber, dass der Abbauantrag der Firma Manzke als nicht prüffähig zurückgeschickt wurde. Dieser solle nachgebessert werden. Das bestätigte auch der Landtagsabgeordnete André Bock mit der Ergänzung, dass dies ja bereits der vierte Versuch gewesen sei und die Firma Manzke mitgeteilt habe, irgendwann vielleicht noch mal einen Antrag zu stellen. Für die BI war das wenig tröstend, sie möchte, dass dieser Bereich überhaupt nicht mehr in Betracht gezogen wird.
Sabine Lehmbeck monierte: „Es kann nicht sein, dass die Messstellen, die für die Gutachten verwendet werden, unter Kontrolle der Verursacher stehen.“ Da müsste die Politik einfach in der Lage sein, das zu beeinflussen – auch ein Appell an die anwesenden Politiker.
Von Andreas Urhahn