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Sieht aus wie Schwanitz, ist aber Orth: Auf der „Princess of Schwanitz“ stehen die Hauptdarsteller der Serie Jana Klinge (von links) Hinnerk Schönemann, Marleen Lohse und Cem Ali Gültekin zum Foto bereit. (Foto: Miriam Hansen)

WA bei Dreharbeiten für „Nord bei Nordwest“ auf Fehmarn

Orth. Zugegeben, Orth auf Fehmarn ist jetzt per se kein Lokaltermin für einen WA-Redakteur. Trotzdem kann man die Verwirrung noch steigern, denn eigentlich galt der Ausflug dem Besuch von Hauke Jacobs in Schwanitz. Und für einen Ort, den es gar nicht gibt, ist Schwanitz erstaunlich bekannt. Hier ist die Krimireihe „Nord bei Nordwest“ angesiedelt, die 2014 startete und sich nach nun bereits 20 Folgen längst als Publikumshit entpuppt hat.

Haukes Heimathafen
ist auf Fehmarn

Schwanitz’ Schicksal ist, dass es erheblich zerstückelt daherkommt, die verschiedenen Dreh­orte sind verstreut über ganz Norddeutschland. Auch im Winsener Kreisgebiet wurden bereits Szenen für die Serie gedreht. Jetzt also hat der NDR zum Set-Termin nach Fehmarn eingeladen. Eine Gelegenheit, um das freie Ostseewochenende ganz im Norden zu beginnen.

Orth hat rund 60 Einwohner und ist einer der Hauptdrehorte der Serie. Im lang gestreckten Hafen ankert das Hausboot von Hauke Jacobs. Er war verdeckter Ermittler und musste in Schwanitz als Tierarzt untertauchen, hat seither immer zwei Frauen um sich herum, deren Werben er kaum erkennt, manchmal ist er aber auch einfach zu schüchtern. Der Klassiker bisher: Noch jeder angebahnte Kuss wurde kurz vor Kontakt jäh unterbrochen. Zudem verirren sich reichlich Bösewichte nach Schwanitz, also ist Hauke da auch Dorfpolizist.

Ankunft in Orth, doch ziemlich vor der Zeit, also erst einmal Spaziergang mit Begleitung. Die Gattin ist zufällig großer Fan der Serie. Im Laufe des Nachmittags erfüllt sich ihr Traum: Hauptdarsteller Hinnerk Schönemann schnackt sie an und berichtet über die beiden Weimaraner-Hunde namens Finn und Fritz, die mittlerweile im Wechsel den Filmhund Holly spielen.

Frage-und-Antwort-Spiel
im kleinen Seglerheim

Der Auftakt des NDR-Termins ist weniger glamourös, Presse und Fotografen werden freundlich ins Vereinsheim des Seglervereins Orth gebeten. Da bollert ein Ofen, ansonsten dominiert in die Jahre gekommenes Holz. Produzent Seth Hollinderbäumer und NDR-Redakteur Donald Krae­mer sind schon da und berichten, was heute gedreht werden soll. Die beiden Damen – Jana Klinge, sie spielt die Polizistin Hannah Wagner, und Marleen Lohse, sie ist die Tierärztin Jule Christiansen – sollen in Schlafanzügen auf Haukes Hausboot an Deck gehen. Bei scharfem Westwind und Temperaturen knapp über ein Grad ändert sich dieser Plan. „Das wollten wir anders erzählen“, sagt Hollinderbäumer. Den beiden Schauspielerinnen bleibt der Auftritt im dünnen Schlafanzug bei dieser Kälte erspart. Die erste Anekdote sozusagen. Da kommt Hinnerk Schönemann ins Seglerheim, schaut sich kurz um, grüßt und setzt sich hin. Es gibt etwas Small Talk, der 47-Jährige wirkt nahbar und entspannt. Hinnerk und Hauke scheint nicht viel zu trennen.

Der Hauptdarsteller führt
zum zweiten Mal Regie

Die Pressekonferenz beginnt, Schönemann wird zu seiner Doppelrolle als Regisseur und Hauptdarsteller befragt. Zum zweiten Mal steht er für die Folge „Das doppelte Lottchen“ auch hinter der Kamera. „Reizvoll“, findet Schönemann dieses Aufgabenfeld, es mache ihm Spaß, er wolle mehr davon. „Ich war mir sicher, dass das funktioniert“, sagt er.

Nacheinander kommen dann auch Marleen Lohse und Jana Klinge dazu. Im Fokus aber bleibt der Regisseur. Den Kolleginnen macht die Arbeit Spaß. Jana Klinge klingt einmal kurz so, als ob es hier manchmal zu anstrengend sei. Kritik kommt von einem Pressevertreter: Schönemanns erste Regiearbeit, die Folge „Auf der Flucht“, hätten die Zuschauer als zu unrealistisch empfunden.
Der Kritisierte erwidert, dass er diese Kritik nicht kenne, das eher scherzhaft, um festzustellen, dass die Reihe ja einigen Spielraum habe. Marleen ist offenbar schon ganz in der Rolle der Jule und beendet das Thema mit dem Satz: „Wir sind ja hier in Schwanitz!“

Dreharbeiten wie
auf einer Gartenparty

Und zumindest in Schwanitz darf man auch bei den Dreharbeiten dabei sein, wenn man ruhig ist und hinter der Kamera bleibt. Die meisten Takes brauchen nicht einmal 60 Sekunden: Ein Blick auf das Hausboot von der Seite, einer schräg von vorne und die längste Einstellung: Hausboot, Holly kommt raus, Hauke kommt raus, er schaut sich einmal im Hafen um, beide gehen wieder unter Deck. Auch die Filmcrew ist sehr entspannt, es hat ein wenig die Atmosphäre einer netten Gartenparty.
Filmhund Holly ist sehr beliebt. Auf dem kleinen Deich zwischen Hafen und Ostsee hat sich ein rund zehnköpfiger Fanclub versammelt. Er will die beiden Weimaraner sehen. Die Hundetrainer sind nett, die Hunde auch. Sie posieren für Fotos, eine Frau ist besonders ergriffen. Sie muss sofort telefonieren: „Ich bin hier ganz nah dran an Holly.“

Handfestere Informationen gibt es im Gespräch mit Produzent Seth Hollinderbäumer. Auf Fehmarn sei man mit den Dreharbeiten durch, die letzten Aufnahmen werden in Travemünde gemacht. Zudem fahre das sogenannte Second Unit noch über die Insel, um Außenaufnahmen zu drehen. 21 Drehtage sind vorgesehen für eine Folge. Jeweils rund 20 Tage arbeite man am Drehbuch sowie am Ende dann an Schnitt, Musik und Abmischung. Eine Taktung, die der NDR als Auftraggeber der Produktion vorgibt.
Warum die Serie „Nord bei Nordwest“ so beliebt ist, kann man im Januar 2024 im Ersten sehen. Dann laufen drei neue Folgen, darunter auch „Das doppelte Lottchen“. Die noch bessere Nachricht für die Fans: Die Bücher für die neuen Folgen in 2025 sind bereits in der Entwicklung.
Von Björn Hansen