Winsen. Traurige Nachrichten aus der Winsener Innenstadt: Sowohl das Hotel am Schlossplatz als auch das Schuhhaus Winsen schließen. Damit verliert die Rathausstraße neben einem weiteren inhabergeführten Geschäft auch eines der letzten Hotels der Kreisstadt. Der WA fragte bei den Besitzern nach den Gründen für ihren Entschluss nach.
Mit dem Hotel am Schlossplatz stirbt ein Stück Winsener Tradition. Über 200 Jahre Familiengeschichte stehen vor dem Ende. „Familiäre und gesundheitliche Gründe“ führt Inhaberin Corinna Tidswell an, die zu dem Entschluss geführt haben. Ein letztes Mal geöffnet wird am Ostermontag, 10. April, danach ist Schluss. Den sieben Mitarbeitern wurde bereits gekündigt.
Die Geschichte des familiengeführten Hotels und Restaurants reicht zurück bis ins Jahr 1801. Unter dem Namen Röttings Gasthaus gab es damals nicht nur Speisen und Übernachtungsmöglichkeiten, sondern auch Stellplätze für Pferde und Wagen. 1945 besetzten Engländer das Gebäude und nutzten es als Unterkunft für ihre Soldaten. Doch schon im folgenden Jahr nahm Familie Rötting den Betrieb wieder auf, in den 1970er-Jahren folgte die Umbenennung in Röttings Hotel – ein Name, der bis heute vielen Winsenern geläufig ist.
Ende statt
Erweiterung
1989 wurde das Hotel gegenüber des Rathauses erstmals verpachtet. Bis Ende 2017 folgten einige Wechsel von Pächtern und Namen, ehe 2018 der Betrieb wieder in Familienhand war. Corinna Tidswell war die neunte Generation, die das Hotel leitete. Zwischenzeitlich hatte es auch Vergrößerungspläne ihres Vaters Friedrich Hinck gegeben, der die Zahl der Betten verdoppeln, den Saal vergrößern und dafür rund drei Millionen Euro bezahlen wollte. In der Politik gab es große Diskussionen um den Neubau an solch prominenter Stelle, doch der Stadtrat gab schließlich grünes Licht. Zur Umsetzung der Pläne kam es allerdings nie. Stattdessen musste Corinna Tidswell den Betrieb jetzt endgültig einstellen, das Restaurant war ohnehin schon länger geschlossen.
Pläne für die zukünftige Nutzung des Gebäudes hat die Winsenerin bereits. „Es wird hier keinen Hotelbetrieb mehr geben“, macht sie deutlich. Weitere Details will sie aktuell aber noch nicht verraten.
Das Hotelsterben in Winsen geht damit weiter. Zuletzt gingen in der Kreisstadt
Übernachtungsmöglichkeiten unter anderem im Hotel Storchennest, im Gasthaus Zum nassen End und in Scharmbeck im Gasthaus Kruse verloren. Auch das Hotel Zum weißen Roß ist momentan nur eingeschränkt geöffnet; so bleibt aktuell nur das Hotel im Shape an der Winsener Osttangente, wenn Auswärtige in der Kernstadt übernachten wollen. Auf den einschlägigen Buchungs-Websites im Internet ist überhaupt kein Angebot für Winsen zu finden. Wer dort eine Übernachtung buchen will, wird zunächst auf Hotels in Geesthacht, Seevetal und Bergedorf, oder auf Ferienwohnungen verwiesen.
Noch keinen Termin
für den letzten Tag
Auch für das Schuhhaus Winsen ist in diesem Jahr Schluss. Auf ein genaues Datum will sich Inhaber Gunnar Pries zwar noch nicht festlegen, aber der Entschluss stehe fest. „Im Handel ist es generell schwierig, im Schuhhandel aber auch noch mal ganz speziell“, erklärte Pries. Er habe alles versucht, doch Besserung war nicht in Sicht. „Es ist der Punkt gekommen, an dem ich die Reißleine ziehen muss“, so der Inhaber.
Vor zwölf Jahren hat er das Schuhhaus eröffnet, quasi als Nachfolger des Schuhhauses Kalm. Vor vier Jahren wechselte Pries dann den Standort, zog mit den Schuhen in den aktuellen Laden an der Rathausstraße 28 und mit seinem Sportfachgeschäft City-Sport in das größere Geschäft in der Rathausstraße 19. Doch alle Veränderung half nichts. „Natürlich fällt mir der Schritt schwer, aber es ist eine Entwicklung der letzten Jahre. Die Umsätze sinken“, so Pries.
Eine gute Nachricht hat er dann aber noch für die Winsener. „Auch wenn das Schuhhaus Geschichte ist, wird es vorerst keinen Leerstand geben“, so Pries. Er habe bereits Pläne, den Standort auch weiterhin zu betreiben. In welcher Form genau, will er momentan noch nicht verraten. Bis zum Umsetzung kann es ohnehin noch etwas dauern, denn einen festen Termin für seinen letzten Tag im Schuhhaus gibt es noch nicht. Im September habe er noch ganz normal die Frühjahrs- und Sommerkollektion eingekauft, die Regale seien voll. „Wir starten jetzt den Räumungsverkauf. Schluss ist erst, wenn alles geräumt ist.“
Von Dominik Heuer