Vahrendorf. Sie geht zur Grundschule, ist acht Jahre alt und Greifvögel sind das Größte für sie: Stella Caruso aus Stelle besuchte jetzt den Wildpark Schwarze Berge in Vahrendorf und absolvierte in Zusammenarbeit mit der Eventfalknerei den Kids-Falknerschein. Dabei tauchte die Achtjährige in den Alltag eines Falkners ein, erlebte verschiedenste Greifvögel hautnah und glänzte mit ihrem Fachwissen über Rotmilan und die verschiedenen Falkenarten.
Ungeduldig und aufgeregt wartete Stella Caruso mit ihrer Mutter Alessandra im Eingangsbereich des Wildparks. Als die Schülerin dann Jessica Bluschke von der Eventfalknerei entdeckte, leuchteten die Augen der Achtjährigen. Woher sie wusste, das Jessica Bluschke Falknerin ist? Ganz einfach, denn Bluschke war nicht alleine gekommen, sondern hatte noch jemanden auf der Hand dabei – Rotnackenshahin Ziva. Stella durfte den Vogel auf die Hand nehmen, hatte dafür sogar ihren eigenen Falknerhandschuh dabei. Nach aufmunternden Worten und kurzer Erklärung vom Profi ging es gemeinsam mit dem Vogel los, quer durch den Wildpark. „Wichtig ist, dass du eine Faust machst, denn du bist für den Vogel der starke Baum“, erläuterte die Falknerin.
Schülerin glänzt
mit Fachwissen
Schon kurz nach dem Start konnte die achtjährige Schülerin mit ihrem Fachwissen glänzen. „Weißt du, wie sich die weibliche Schneeeule von der männlichen unterscheidet?“, fragte Jessica Bluschke die Nachwuchs-Falknerin. Stella antwortete prompt: „Das Männchen ist ganz weiß und die weiblichen Schneeeulen haben kleine graue Stellen.“ Die Falknerin zeigte sich beeindruckt, sei das doch genau die richtige Antwort gewesen. Insgesamt unterhielten sich die beiden Vogelbegeisterten intensiv, tauschten jede Menge Fachwissen aus. Auf eine Sache war Jessica Bluschke besonders neidisch: den ausgestopften Waldkauz in Stellas Kinderzimmer. Doch es ist nicht der einzige Vogel. Ein großes Portrait eines Rotmilans ziert die Wand in Stellas Zimmer – gemalt von der eigenen Mutter.
Doch wie kam es überhaupt zu der Begeisterung für Greifvögel? Diese Frage beschäftige auch Falknerin Bluschke. „Ich war vier Jahre alt als ich mit meiner Mutter am Steller Achterdeich spazieren gegangen bin. An einem Kuhstall lag ein Taubenkopf“, erzählte Stella Caruso. Auf dem Rückweg habe der Taubenkopf dort immer noch gelegen. Dann kam der Augenblick, der die Faszination für Greifvögel in der Grundschülerin auslöste. „Vor meinen Augen schnappte sich ein Rotmilan den Taubenkopf“, erinnerte die Achtjährige. An diesen Moment könne sie sich auch heute noch sehr genau erinnern. Daher ist es auch wenig verwunderlich, dass der Rotmilan, zusammen mit dem Riesenseeadler, Stellas Lieblingsvogel ist. Aber die Schülerin findet eigentlich alle Greifvögel faszinierend: „Ich liebe es, dass diese Tiere fliegen können und sie sehen in der Luft so majestätisch aus.“
Weißkopfseeadler
hautnah erlebt
Während die beiden Greifvogel-Experten durch den Wildpark gingen, stellte die Falknerin Stella eine Frage: „Weißt du eigentlich, was wir hier gerade mit Ziva die ganze Zeit machen?“ Die Achtjährige schüttelte mit dem Kopf. „Wir trainieren den Vogel, gehen mit ihm spazieren und bauen Vertrauen auf. Das ist eine wichtige Arbeit im Alltag eines Falkners“, erklärte Jessica Bluschke. Nachdem alle am Greifvogelhaus in der Mitte des Wildparks angekommen waren, durfte Stella einen Blick hinter die Kulissen werfen und erlebte einen besonderen Vogel hautnah – den Weißkopfseeadler mit einem Gewicht von 4600 Gramm.
Nach der Flugshow, die Stella und ihre Mutter als Zuschauer begleiten durften, standen noch weitere Highlights auf dem Programm. Erst durfte sie Vögel wie einen Sakerfalken oder einen Schwarzmilan füttern, dann ließ die Achtjährige auch noch einen Südamerikanischen Blaubussard von ihrer Hand starten, der wenig später auch wieder auf dieser landete. Am Ende erhielt die Schülerin eine Urkunde und wird sich sicherlich schon auf ihren 18. Geburtstag freuen. Denn dann könnte Stella Carusos Kindheitstraum in Erfüllung gehen – sie möchte Deutschlands jüngte Falknerin werden.
Von Jan-Hendrik Koch