Lüneburg/Winsen. Wochenlang ruhten im vergangenen Jahr die Sanierungsarbeiten auf der Autobahn 39 bei Winsen. Grund war ein Streit zwischen der Autobahn GmbH und dem Straßenbauer Kalinowsky aus Bad Bevensen. Am Ende kam es zur Kündigung. Nun sind die Arbeiten auf der Gegenfahrbahn angelaufen – und Kalinowsky ist wieder dabei. Wie kam es dazu?
„Sie schlagen sich, sie vertragen sich“ lautet ein bekannter Satz aus der Kinderwelt. Doch bisweilen gilt der Spruch auch für Erwachsene.
Vor noch nicht einmal einem Jahr hat die Außenstelle Lüneburg der Autobahn GmbH bei der Sanierung der A39 im ersten Bauabschnitt zwischen den Anschlussstellen Winsen Ost und West die Reißleine gezogen – und dem Bauunternehmen Kalinowsky aus Bad Bevensen außerordentlich gekündigt. Der Grund war ein Bauverzug von acht Wochen, für den sich beide Seiten gegenseitig verantwortlich machten.
„Ganz normaler Vorgang“:
Darum ist Kalinowsky wieder an Bord
Inzwischen hat ein anderer Auftragnehmer die Arbeiten im ersten Abschnitt beendet, und die Sanierung des zweiten bei Winsen hat begonnen. Was manchen Pendler wundert: Wieder rollen Fahrzeuge des Bevenser Straßenbauunternehmens über die Baustelle.
Für Christian Merl, Pressesprecher der Niederlassung Nord der Autobahn GmbH, einer ganz normaler Vorgang: „Bei allen Bauprojekten, wie wir sie betreuen, kann es projektbezogen zu unterschiedlichen Auffassungen zwischen Auftragnehmer und -geber bezüglich Leistungen, Mehrleistungen, Nachträgen, Bauqualität etc. kommen.“ Dies rechtfertige jedoch nicht, einen Anbieter bei künftigen Projekten grundsätzlich von einer Beauftragung auszuschließen.
Zumal die Firma Kalinowsky bei anderen Maßnahmen laut Autobahn GmbH gute Arbeit geleistet hat. Unter anderem im vergangenen Jahr, als die Bevenser einen Abschnitt der A1 am Maschener Kreuz ohne Beanstandung sanierten, während der Streit um die Arbeiten auf der A39 noch tobte.
Das betont auch Christine Eggers. „Diese Kündigung ist einmalig in unserer mehr als 100-jährigen Firmengeschichte. Wir haben oft genug bewiesen, dass wir saubere Arbeit abliefern“, sagt die Prokuristin der Firma Kalinowsky. Und weiter: „Das sind von einander getrennte Verfahren, und wir machen professionell weiter.“
Kalinowsky gibt das
wirtschaftlichste Angebot ab
Zumal auch der Auftrag für den zweiten Abschnitt europaweit ausgeschrieben worden ist. „Dabei hat die Firma Kalinowsky das wirtschaftlichste Angebot eingereicht, das allen formellen und inhaltlichen Kriterien entsprach“, erklärt Merl. „Der Zuschlag wurde damit vergaberechtskonform erteilt.“
Reibungslos ablaufen könnten die Arbeiten dieses Mal auch deshalb, weil ein wesentlicher Stolperstein bereits im ersten Abschnitt aus dem Weg geräumt worden ist. Im vergangenen Jahr musste die Autobahn GmbH ihre Planung überarbeiten, weil die ursprünglich vorgesehene Schotterschicht für den Baugrund zu dünn war.
Statt 15.000 Tonen Schotter wurden am Ende 45.000 verbaut. Das entspricht rund 1000 Lkw-Ladungen zusätzlich. Laut Kalinowsky ein Grund für die Verzögerung. Im zweiten Abschnitt ist von Anfang an mit einer dickeren Schicht geplant worden.
Bevenser Unternehmen
drängt auf Verdienstausfall
Zu den Akten gelegt, ist der Streit allerdings noch nicht. Zwar betont Pressesprecher Merl, „dass es zurzeit keine gerichtliche Auseinandersetzung mit der Firma Kalinowsky gibt“, doch laufen laut Prokuristin Eggers noch Gespräche zwischen beiden Beteiligten. Denn Kalinowsky drängt auf einen Verdienstausfall, der durch die Kündigung entstanden ist.
Von Malte Lühr