Winsen. Vor wenigen Wochen hat mit dem Hotel am Schlossplatz das vorerst letzte Sterne-Hotel in Winsen seine Türen geschlossen. Die Stadtverwaltung hat das Betten-Problem in der Kreisstadt auch schon zuvor erkannt und lässt derzeit die Möglichkeiten eines Neubaus im Stadtzentrum prüfen. Die groben Ideen dazu werden im nächsten Tourismus-Ausschuss am 23. Mai präsentiert.
Das Bielefelder Studentenprojekt sieht ein Mittelklasse-Hotel mit über 100 Betten auf dem Busparkplatz zwischen Luhe-Spielplatz und dem Autohaus Wolperding vor. Es fehlt allerdings auch noch ein Investor, der das Projekt am Ende realisiert.
Der Wunsch nach einem Hotel in Winsen ist nicht neu. Die Stadt hatte bereits im Jahr 2016 eine Markt- und Standortanalyse in Auftrag gegeben, die damals einen zusätzlichen Bedarf an etwa 100 bis 140 Betten aufgezeigt hat. Als Standort wurde die Stadthalle favorisiert, für den die Verwaltung schließlich sogar 2018 auf Investorensuche ging. Doch alle der über 50 angeschriebenen möglichen Betreiber sagten der Stadt ab, da eine Investition für sie auf einem fremden Grundstück genauso unattraktiv sei wie die Standortkombination mit der Stadthalle. Anschließend geriet das Thema während der Corona-Pandemie wieder in den Hintergrund.
Fachhochschule Bielefeld
startete das Projekt
Mitte vergangenen Jahres ist dann der Winsener Hans Stadler, Geschäftsführer von CPE Baumanagement aus Hamburg, auf die Stadtverwaltung mit der Idee eines studentischen Wettbewerbs zugekommen. Daraufhin startete an der Fachhochschule Bielefeld ein interdisziplinäres Projekt, das die Realisierung eines Hotelneubaus als Ziel hatte. „Die Qualität dieser Planung geht deutlich über ein klassisches Studentenprojekt hinaus“, berichtet Bürgermeister André Wiese auf WA-Nachfrage. Das Ergebnis wird am Dienstag, 23. Mai, ab 18 Uhr erstmals ausführlich im Tourismus-Ausschuss der Öffentlichkeit präsentiert.
Als exemplarischen Standort haben die Studenten den sogenannten Busparkplatz am Schloßring zwischen dem Luhe-Spielplatz und dem Autohaus Wolperding gewählt. Das ist allerdings nur eine denkbare Möglichkeit, weitere potenzielle Standorte gibt es laut einer Analyse auch im Löhnfeld zwischen dem Kreisverkehr und dem Autohaus Böger sowie im Bereich der Deichstraße. Auch der Golfplatz Green Eagle in Luhdorf wurde damals als möglicher Standort vorgeschlagen, dort realisieren die Betreiber allerdings schon aus eigenen Mitteln ein Vier-Sterne-Hotel mit 62 Doppelzimmern. Als weitere Möglichkeit bringt die Stadt die Idee ein, das Hotel in das Bauleitverfahren „Schlossbogen“ zu integrieren, das den gesamten Bereich zwischen Schlossring, Kreishaus und Rathausstraße umfasst.
Drei Geschosse,
53 Zimmer
Die Bielefelder Studenten haben auch schon klare Vorstellungen, wie der Neubau in der Innenstadt aussehen könnte. Das dreigeschossige Drei-Sterne-Hotel mit dem Arbeitstitel „Hotel am Deich“ soll demnach über zwei Konferenzräume und ein Restaurant mit 80 Sitzplätzen und Luhe-Blick verfügen. 53 Zimmer mit insgesamt 106 Betten sind auf den insgesamt 2140 Quadratmetern Gesamtfläche vorgesehen. Der Holzrahmenbau soll mit einer vertikalen Holzfassade versehen werden, vor dem Gebäude sind Parkplätze vorgesehen. „Aus Sicht der Stadtverwaltung gibt es nach wie vor Bedarf im mittleren Segment. Ein neues Mittelklasse-Hotel vor allem in Innenstadlage ist wünschenswert“, heißt es in der Sitzungsvorlage aus dem Rathaus. Das Problem: „Das Projekt ist nicht ad-hoc realisierbar“, erklärt Bürgermeister Wiese. Denn die Stadt kann zwar eine solche Planung in Angriff nehmen, darf aber nicht als Investor oder Betreiber aktiv werden. Ihre Aufgabe sei es nun, möglichen Investoren Wege aufzuzeigen, wie ein solches Projekt realisiert werden kann.
Zunächst die
Standortfrage klären
Aus ähnlichen vorherigen Projekten weiß die Stadtverwaltung, wie wichtig die Standortfrage bei diesem Prozess ist. Sie plant daher, sich zunächst auf einen attraktiven Standort festzulegen, um anschließend mit einem möglichst runden und klaren Exposé auf Investorensuche zu gehen. Der Tourismus-Ausschuss soll daher zunächst die Verwaltung damit beauftragen, die tatsächlichen Realisierungsmöglichkeiten auf den bisher als geeignet angesehenen Standort zu prüfen.
Von Dominik Heuer