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Rolf Sauer vor dem Neubau auf dem Gelände der Psychiatrischen Klinik. Ende des Monats geht der Chef der Gesundheitsholding in den Ruhestand. Die Pschiatrische Klinik hat für die Gesundheitsversorgung im Kreis Harburg große Bedeutung. (Foto: jj)

Der Herr der Holding geht, hat aber noch das nächste Klinik-Kapitel aufgeschlagen

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Lüneburg/Winsen. Als Rolf Sauer auf die Zielgerade seiner Berufslaufbahn einbog, drehte er noch einmal am ganz großen Rad. Gerade entsteht in Lüneburg auf dem Gelände der Psychiatrischen Klinik am Wienebütteler Weg ein Neubau für voraussichtlich 50 Millionen Euro. Und das ist nur der erste von drei Schritten zur Zentralisierung der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie. Sauer ist der Motor. Doch Ende Mai geht er als Chef der Lüneburger Gesundheitsholding in den Ruhestand.

Die Holding ist über den Elbe-Heide-Krankenhausverbund und vor allem durch die Psychiatrische Klinik eine wichtige Säule der medizinischen Versorgung auch im Landkreis Harburg.

Sauer ist ein bescheidener Mann, er radelt jeden Morgen zwei Anhöhen hoch zum Arbeitsplatz. Ddas macht zäh. Und er hat so überhaupt keine Angst vor großen Zahlen. Trägt der gebürtige Koblenzer sie mit geneigtem Kopf in seiner rheinischen Mundart vor, werden selbst rote Zahlen gleich leichter verdaulich.

Die harte Schule
von Gelsenkirchen

Der Sozialdemokrat, 49 Jahre Mitglied, ist durch eine harte Schule gegangen. Vor Lüneburg war er  Kämmereileiter in Gelsenkirchen. Sie gilt als ärmste Stadt Deutschlands. Doch wenn Sauer hört, dass der Ruhrpottstadt in Studien auch eine lausige Lebensqualität attestiert wird, kontert er: „Das sagt nur, wer nie da gelebt hat. Für mich die schönste Stadt Deutschlands und vor allem ehrlich.“ Das färbt auf die Familie ab, seine Tochter ist mit 18 Jahren sofort Schalke04-Mitglied geworden.

1996 dann der Wechsel ins Lüneburger Rathaus, ein gutes Jahrzehnt als Kämmerer, aber vor allem als Wegbereiter und erster Chef der Gesundheitsholding. Mit rund 3800 Mitarbeitern ist die Tochtergesellschaft der Stadt der größte Arbeitgeber. Den Ausschlag gab damals der Kauf des PKL vom Land, „eine Schutzmaßnahme, um das Städtische Klinikum nicht durch einen privaten Betreiber wie Asklepios oder Rhön am Wienebütteler Weg zu gefährden“. Immer wieder wabern Verkaufsgerüchte an Private durch die Politik, denen spätestens nach den Millionen-Zusagen von Stadt und Kreis erstmal der Nährboden entzogen ist.

Zur Holding, 2007 gegründet, gehörten anfangs neben der Psychiatrischen Klinik (PKL) und dem Klinikum, die Salzhterme SaLü, das Reha-Zentrum und die Service Plus GmbH.

Psychiatrische Klinik
versorgt den Kreis Harburg

Für den Kreis Harburg ist die Psychiatrische Klinik Lüneburg (PKL) von großer Bedeutung. Sie versorgt erwachsene Patienten aus dem Landkreis. Die Tageskliniken und Insitutsambulanzen Winsen und Buchholz ergänzen das stationäre Angebot. Und auch für Kinder und Jugendliche aus dem Kreis Harburg ist das PKL-Gelände erste Adresse. Wer es nicht weiß, glaubt, er stünde in einem weitläufigen englischen Landschaftspark, mit schönen denkmalgeschützten Gebäuden und knorrigem 100 Jahre alten Baumbestand. Eine großartige Ruhezone.

In Sauers Büro hängt ein großformatiges Bild, von Mitarbeitern geschenkt. Es ist dem Zyklus „Herr der Ringe“ entlehnt, in der Mitte ist nicht Frodo zu sehen sondern Sauer und seine Gefährten. Darunter der Titel: „Herr der Gesundheitsholding.“ Das untermauert seinen Stellenwert auch bei Mitarbeitern, die ihm ein 1A-Fürhungszeugnis ausstellen, weil er nie im Alleingang gehandelt hat, sondern den Erfolg im Miteinander auf Augenhöhe sieht.

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Rolf Sauer und seine Nachfolger. (Foto: Stadt LG)

Info

Sauer bekommt gleich drei Nachfolger, eine interne Lösung mit Geschäftsführern von Gesellschaften der Holding: v.l. Dirk Günther, Kurmittel GmbH, Jan-Hendrik Kramer, Psychiatrischen Klinik, und Dr. Michael Moormann, Städtischen Klinikum.