You are currently viewing Clara gehört bei „Plattdütsch to de Plietschen“
Die zehnjährige Clara von Rothkirch gewann den Lesewettbewerb bei den Viertklässlern. (Foto: he)

Clara gehört bei „Plattdütsch to de Plietschen“

Anzeige

Ehestorf. Die zehnjährige Clara sitzt an einem kleinen alten Holztisch. Vor ihr liegen handgeschriebene Zettel, von denen sie eine Geschichte abliest. Ihr gegenüber sitzen rund 130 Zuhörer und lauschen gespannt ihren Worten – ihrer plattdeutschen Worten. Denn Clara ist eine von fünf Siegerinnen des Kreisentscheids „Schölers leest Platt“, der jetzt im Freilichtmuseum am Kiekeberg in Ehestorf stattfand.

Ein gewisses Sprachtalent scheint Clara von Rothkirch in den Genen zu haben. Die Viertklässlerin ist nämlich schon das dritte Kind ihrer Eltern, das es bis zum Kreisentscheid dieses Wettbewerbs geschafft hat. „Dabei sprechen weder mein Mann noch ich plattdeutsch“, gesteht Mutter Kristina. Ein Opa habe die Kinder mit der Lust an der norddeutschen Sprache angesteckt, seit dessen Tod übt ein enger Freund des Großvaters weiter mit den Töchtern der Familie. „Clara hat da total Bock drauf“, berichtet die stolze Mutter im WA-Gespräch

Schüler von der dritten
bis zur 13. Klasse dabei

Dabei schaffte ihre Tochter es eher zufällig zum Kreisentscheid: In die Plattdeutsch-AG der Grundschule Klecken rutschte sie erst vor wenigen Wochen als Nachrückerin, auch der Platz bei „Schölers leest Platt“ war erst kurzfristig frei geworden. Im Eiltempo bereitete sich Clara also auf ihren Auftritt vor. Am Ende überzeugte die Zehnjährige die Jury nicht nur mit ihrer Aussprache, sondern auch mit Charme und Witz. Dabei war die Konkurrenz stark.

Insgesamt 28 Kinder und Jugendliche von der dritten bis zur 13. Klassen traten in fünf unterschiedlichen Altersstufen gegeneinander an und präsentierten der Jury selbstgewählt plattdeutsche Geschichten. Die Sieger trugen ihre Geschichten am Ende vor allen rund 130 Anwesenden vor, darunter viele stolze Eltern und gerührte Großeltern.

Für den Bezirksentscheid qualifiziert haben sich im Freilichtmuseum neben Viertklässlerin Clara auch Isabella Holtmann von der Grundschule Tostedt (3. Klasse), Jesper Amadeus Schmitt vom Gymnasium Meckelfeld (5. und 6. Klassen), Lee Naschke vom Gymnasium Hittfeld (7. bis 10. Klasse) und Mira Sophie Meier von der IGS Buchholz (11. bis 13. Klasse). Ihr Ziel: Der Landesentscheid im NDR-Funkhaus im Sommer.

„Leider ist Plattdeutsch für viele heutzutage nicht mehr die Sprache, mit der sie aufwachsen“, erklärte die stellvertretende Landrätin Anette Randt. Daher freue sie sich umso mehr, dass es so viele junge Platt-Talente in der Region gebe – auch weil die Sprache immer mehr Einzug in die Grundschulen hält.

„Plattdeutsch ist untrennbar mit unserem Landkreis verbunden. Ihr haltet also auch ein Stück unserer Kultur am Leben. Wir alle sollten eurem Vorbild folgen und unsere Herzenssprache bewahren“, so die stellvertretende Landrätin. Sie stellte fest, dass die Sprache für mehr zu gebrauchen sei als für Döntjes und Tüdelkram: „Platt is wat för de Plietschen.“

Zuletzt nur
online gelesen

Der Lesewettbewerb wird alle zwei Jahre zur Pflege der niederdeutschen Sprache durchgeführt, konnte zuletzt 2021 pandemiebedingt aber nur online stattfinden. Ausgerichtet wird „Schölers leest Platt“ von der Sparkasse Harburg-Buxtehude, der Plattdeutsch-Koordinatorin Rike Henties und dem Regionalen landesamt für Schule und Bildung.
Sie alle wissen, wie wichtig die Förderung der Heimatsprache ist, und wollen sich daher auch weiterhin für sie einsetzen. „Diese Sprache verkörpert unsere Region und es ist Zeit, sie mehr denn je zu fördern“, erklärte Sparkassen-Mitarbeiter Bernd Meyer abschließend – und wünschte den Kreissiegern viel Erfolg beim Bezirksentscheid.