Hittfeld. Offene Türen hat der Arbeitskreis Lebendiger Ortskern des Ortsrates Hittfeld Ende November bei Anliegern, Gewerbetreibenden und Grundstückseigentümern der Kirchstraße in Hittfeld eingerannt. „Wir sind dort wie die Heilsbringer gesehen worden. Endlich frage mal jemand, was man tun könne“, berichtete Anna Louise Wichalski (AfD). Entsprechend viele Ideen konnte der Arbeitskreis aufnehmen. Es berichtete im Ortsrat Dr. Andreas Albrod (FDP).
So wurde die Vermüllung als großes Problem benannt. Es könnten zusätzliche Mülleimer auf den Grundstücken der Anlieger aufgestellt werden, die weiterhin die Gemeinde leeren solle. Auch die Reinigung der Kirchstraße erschien den Anliegern mangelhaft. Sogar schlecht beleuchtete Ecken, in denen sich „Drogenabhängige herumtreiben“ würden, waren gemeldet worden. Das schränke das Sicherheitsgefühl ein.
Viele Wünsche kann die
Gemeinde nicht erfüllen
In Sachen Verkehr würde man sich über Tempo 30 und einen Zebrastreifen freuen. Gleiches gelte für mehr Fahrradständer, bessere Radwege und Ladestationen für E-Bikes. Und für Fußgänger solle es Ruhezonen und einen „klar gekennzeichneten Überweg“ in der Kirchstraße geben. Der Arbeitskreis hatte mit der Vorstellung auch jeweils entsprechende Prüfaufträge an die Verwaltung weitergereicht.
Die ließ dann allerdings gleich zu Beginn der Diskussion die Luft aus dem Wunschkonzert heraus. Emily Weede (CDU), Bürgermeisterin der Gemeinde Seevetal, machte deutlich, dass die Gemeinde selbst nur wenige Grundstücke in der Kirchstraße habe. So könne man etwa keine Fahrradständer aufstellen, das müssten dann schon die jeweiligen Eigentümer besorgen, auch allein schon aus Haftungsgründen.
Sind Geschäftsleute
sich nicht grün?
Beim Wunsch nach Tempo 30 in der Kirchstraße solle man die Gemeinde als Untere Verkehrsbehörde mitnehmen, um zu sehen, was möglich und was auch sinnvoll sei, so Weede. Markus Winter (FWG) reagierte verschnupft. Es sei eine gewisse Erwartungshaltung gerade bei den Gewerbetreibenden entstanden, jetzt aber werde von der Gemeinde „abgewatscht“.
Was folgte, war ein Blick auf die Gewerbetreibenden selbst. Willy Klingenberg (FWG) sagte, dass die Geschäftsleute in der Kirchstraße in sich zerstritten seien. Im weiteren Geraune hieß es, dass auch mit dem Gewerbeverein Hittfeld ein Dissenz herrsche. Nur ein Kirchstraßen-Geschäft sei überhaupt Mitglied dort.
Karina Kressel (Grüne) versuchte es sachlich mit dem Fahrradverkehr. Der habe sich mittlerweile ja verstärkt, auch in der Kirchstraße. Das sei richtig, antwortete Emily Weede. Vielleicht könne man für den Radverkehr auf Parkplätze verzichten. Zudem erklärte die Bürgermeisterin, dass zwar ein Fußgängerüberweg möglich sei, dann aber nicht in einer Tempo-30-Zone.
Fahrensmann Fraederich
hat das alles schon erlebt
Norbert Fraederich (CDU) schaltete sich jetzt ein. Er war 23 Jahre lang Hittfelder Ortsbürgermeister und ist ein alter Fahrensmann, was die Kirchstraße anbetrifft. Er wurde zunächst grundsätzlich. Anlieger und Eigentümer hätten einst viel Geld für die Gestaltung der Kirchstraße gezahlt. Der Gewerbeverein wiederum sei ein privater Verein, der sich kümmere, wenn man ihn fragen würde. Zur Verkehrsberuhigung habe es bereits einen Versuch gegeben, der an hohen Kosten scheiterte. Zudem seien die Gewerbetreibenden dagegen gewesen.
Albrod berichtete letztlich noch davon, dass die Gewerbetreibenden auf dem Kirchengelände in der Kirchstraße „kleinere Events“ durchführen wollten. Das Gelände eigne sich hervorragend, hieß es im Bericht des Arbeitskreises. Die Gewerbetreibenden hatten um Vermittlung eines Ansprechpartners gebeten. Bürgermeisterin Emily Weede staunte über dieses Ansinnen. Abgesehen davon, dass das Kirchengelände eben der Kirche gehöre, stellte sie fest: „Wir haben hier keinen Dorfmediator.“ Und Norbert Fraederich fiel zum Abschluss noch ein: „Ich habe das alles schon einmal probiert.“ Es gebe aber eben diesen alten Zwist in der Kirchstraße.
Von Björn Hansen