You are currently viewing Wohin mit den Flüchtlingen?  Zustrom reißt nicht ab.
OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Wohin mit den Flüchtlingen? Zustrom reißt nicht ab.

Anzeige

Hittfeld. Es strömen weiter die so genannten Weltflüchtlinge in den Landkreis Harburg. Die Kreisverwaltung in Winsen besorgt die Unterbringung. Montagnachmittag wurde in Hittfeld eine weitere Flüchtlingsunterkunft vorgestellt. In der Straße Am Küstergarten können bis zu 130 Personen beherbergt werden. Vorerst allerdings wird nur der erste Abschnitt in Betrieb genommen, der 60 Geflüchtete aufnehmen kann. Der zweite Abschnitt ist noch ohne Strom, da ein Trafo aus Ägypten gerade nicht geliefert werden könne, hieß es zuletzt im Bericht der Seevetaler Gemeindeverwaltung. Das Grundstück gehört der Gemeinde Seevetal, die Flüchtlingsunterkunft aber hat der Landkreis gebaut.

Rund 40 Anwohner und Interessierte waren gekommen, um sich die Unterkunft genauer anzuschauen. Fokko Evers, Landesbeauftragter des Betreibers Human Care für Niedersachsen, und sein Team gaben Auskunft. In den Containern gibt es Zweier-Zimmer, ausgestattet mit Betten, einem Tisch, zwei Stühlen, einem Kühlschrank sowie je zwei Kochtöpfen und Pfannen inklusive Kochgeschirr. Einige Besucher fanden es recht spartanisch, einer klagte, dass man viel Geld verschleudert habe. Vor Ort in der Straße Am Küstergarten gibt es Informationen für die Bürger zur Unterkunft. Diese sei rund um die Uhr besetzt, tagsüber mit einem Heimleiter, nachts mit einem Sicherheitsdienst.

Die Zuteilung ist hoch,
neue Unterkünfte kommen

Bereits ab morgen könnten Weltflüchtlinge in Hittfeld ankommen. Offizieller Start für die Unterkunft ist eigentlich der 1. Juni. Die Flüchtlingswelle ist jedoch ungebrochen, überwiegend junge Männer aus den Krisenherden dieser Zeit kommen in Winsen an. Pro Woche werden dem Landkreis Harburg aktuell 60 Personen zugeteilt, die untergebracht werden müssen. Bei 62 Personen liege derzeit das zu bewältigende Maximum, sagt Kreis-Pressesprecher Andres Wulfes.

Insgesamt werden im Winsener Kreisgebiet aktuell rund 60 Flüchtlingsunterkünfte genutzt. Neue werden beständig dazu kommen, demnächst etwa in Fleestedt und Stelle. Während der ersten Flüchtlingswelle 2015 hatte es etwa 80 Unterkünfte gegeben. Die Kosten, die die Unterbringung verursacht, muss zumindest zum Teil der Landkreis übernehmen. Für dieses Jahr geht man dabei von rund zwölf Millionen Euro aus. Mit Blick auf die kommenden Monate dürften dem Landkreis bald auch die Kapazitäten ausgehen. Grundsätzlich sollen Schulsporthallen nicht mehr belegt werden.

Anerkannte Flüchtlinge
haben kaum Perspektiven

Der eigentliche Gedanke ist, dass diejenigen, denen im behördlichen Verfahren Asyl gewährt wird, die Flüchtlingsunterkünfte verlassen und sich eigenen Wohnraum suchen. Aktuell aber ist bezahlbarer Wohnraum kaum zu ergattern, weder im Landkreis Harburg und auch nur vielleicht in Hamburg. Am Küstergarten in Hittfeld erwartet man nun erst einmal die Weltflüchtlinge. Seevetals Bürgermeisterin Emily Weede lobt die Arbeit der Ehrenamtlichen und führt am Ende noch eine fruchtlose Diskussion mit einem aufgebrachten Bürger.

Weltflüchtlinge sind seit März auch in der Meckelfelder Flüchtlingsunterkunft an der Glüsinger Straße untergebracht. Betreiber ist Living Quarter. Im Ortsrat Meckelfeld / Klein Moor hatte jetzt Catharina Santos, in der Gemeinde Seevetal Ansprechpartnerin für Migration und Soziales, einen bemerkenswerten Bericht dazu abgegeben. Die Ortsrats-Fraktionen konnten vorab Fragen formulieren. Hintergrund war ein Einzelfall. Ein junger Mann aus der Unterkunft soll sich nackt und verwirrt im Ort gezeigt haben.

Zu wenig Kurse,
keine Arbeit, keine Wohnung

Eine Frage richtete sich dann auch darauf, in welcher psychischen Verfassung die Geflüchteten in Meckelfeld ankommen würden. Verallgemeinern könne man da nicht, erklärte Santos, oft aber seien die Männer hoch belastet durch die Flucht, es gebe aber keine schweren Fälle. Vor Ort würden sich ein Heimleiter und ein Sozialarbeiter um die Bewohner kümmern. Damit sei man in Meckelfeld gut aufgestellt. Problematisch sei, dass es bei den Integrationskursen nicht genügend Angebote gebe. Auch die Arbeitsintegration sei erschwert und letztlich fehle auch hier Wohnraum für anerkannten Flüchtlinge.

Manuela Bunde (SPD), stellvertretende Ortsbürgermeisterin in Meckefeld, erklärte, dass die Weltflüchtlinge weder Haftpflicht- noch Krankenversicherung hätten. Bei Erkrankungen allerdings gibt es eine Krankschreibung mit Kostenübernahme durch den Landkreis. Um diesen Vorgang zu vereinfachen, wolle die Kreisverwaltung die elektronische Krankschreibung forcieren, so Catharina Santos. In Sachen Haftpflicht liege ein Angebot der VGH vor, dass man Geflüchtete für 25 Euro im Jahr versichern würde. Für die Winsener Kreisverwaltung ist das allerdings aktuell keine Option.
Eine wichtige Rolle bei der Integration spielen die vielen Ehrenamtlichen, die sich in der Gemeinde Seevetal engagieren. Dies betont auch Catharina Santos, die die Angebote in der Gemeindeverwaltung koordiniert. Dazu gehören erste Kontakte im neuen Land, Unterstützung im Alltag oder gemeinsame Behördengänge. Bis zu 60 Ehrenamtliche sind dabei, in Hittfeld, Maschen, Meckelfeld und Ramelsloh gibt es Angebote vom Familienzentrum über die Fahrradwerkstatt bis zur Frauengruppe. Einen Überblick gibt es unter www.seevetal.de/mein-seevetal/soziales/gefluechtete/ im Internet.
Von Björn Hansen