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Ulf Krüger zeigt seine Cartoons. (Foto: t&w)

Cartoons von Ulf Krüger, dem malenden Musiker der Hamburger Szene

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Lüneburg.  Ulf Krüger war der Mann für das Waschbrett, für Skiffle und Beat, für die Hamburger Zeit der Beatles und studiert hat er Kunst. Krüger, 1947 in Uelzen geboren, spielte mit den Randalls im Lüneburger Star-Palast, mit Leinemann in den Charts. Er schrieb Songs, arbeitete als Produzent. Mittlerweile hat er die Musik gegen den Stift getauscht. Was er so produziert präsentiert Krüger unter dem Titel „Fisch gestrichen“ in der Galerie im Glockenhof-Café. Versprochen wird „grober Witz mit feinem Strich oder grober Strich mit feinem Witz“.

Die Methode Krüger: Er zeichnet mit schneller Hand die Silhouette eines Fischs, kreuzt ein X drauf, und fertig ist „Fisch gestrichen“. Die Kombi aus Wortwitz plus minimalistischer ist Markenzeichen der „Cartoons des mit Abstand besten unbekannten Cartoonisten“. Der Satz ist typisch für Ulf Krüger: Selbstironie paart sich mit Selbstbewusstsein.

Malende Musiker
sind keine Seltenheit

Selbstironie auch beim Rückblick in Sachen Musik: „Ich bin oft im Lüneburger Star-Palast aufgetreten, bis die Band mich wegen Unfähigkeit rausgeschmissen hat.“ Na ja, er war bald wieder drin, ob bei den Randalls oder anderen Bands. „Ich habe immer eine bessere Band gesucht. Der Star-Palast jedenfalls war für uns das Paradies.“ Im Hamburger Star-Club, dem denn doch ein paar Nummern größeren und bedeutenderen „Paradies“ trat Krüger auch häufig auf.
Musiker, die malen, sind keine Seltenheit. BAP-Kopf Wolfgang Niedecken studierte Kunst, Miss Allie malt Bilder mit Herz, Ron Wood von den Stones zählt dazu, und Udo Lindenberg verdiente zeitweise mehr mit neuen Bildern als mit neuen Songs.

Von „Aal-Arm-Anlage“ 
bis „Reh-Animation“

Von Lindenbergs Karikatur-Stil ist der Weg zu Krügers Zeichnungen nicht weit. Krügers betont einfach gehaltene, kleinformatige Zeichnungen gehen meist von Begriffen aus. Es gibt die „Aal Arm Anlage“, den „Tot Al“, den oder das „Urin Al“. Das mag banal erscheinen, aber das wiederum ist egal, es darf ja auch mal einfach spaßig sein und gute Laune machen.

Krüger zeichnet oft in Serien. Dazu zählt die „Reh Animation“ samt einer ganzen „Reh“-Reihe. Anderes kommt allein daher wie der wörtlich genommenen „Umschlagplatz“. Die Zeichnung zeigt einfach einen (Brief-)Umschlag auf einem Platz bzw. Tisch. Böser wird‘s, wenn neben einem „Würstchen im Speckmantel“ auf dem gleichen Bild „Opa im Holzmantel“ zu sehen ist bzw. ein Sarg.
Eine Art „Alterswahnsinn“?

Hinzugehängt sind ein paar Zitate von Musikern zu Krügers Kritzelschwung-Kunst. Bei seiner Begrüßung zur Ausstellung zitierte Carsten Junge von der Sparkassenstiftung, die für die Galerie zuständig ist. Zum Beispiel Stoppok: „Ulf Krüger definiert für mich den Begriff Alterswahnsinn völlig neu.“ Ja, das sei okay, sagt Krüger, „lassen wir mal das mit dem Alter weg“.

Krüger in Lüneburg, früher, heute und morgen. Früher: Er diente in Lüneburg als Soldat. Heute: Bis zum 29. Juni kann man sich im ersten Stück des Cafés durch seine Zeichnungen schmunzeln, ein paar Großformate sind auch zu sehen. Und 2024 wird Krüger eine Ausstellung in der KulturBäckerei kuratieren – zum Thema Beat. Da ist er Experte, mit seinem „Center of Beat“ hat er die Hamburg-Geschichte der Beatles gründlich aufgearbeitet und in Bild und Buch, Konzert und Film bekannt gemacht.
Von Hans-Martin Koch