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Milan Weißbach im Tiefflug: Den Ball bringt der versierte Eyendorfer Kreisläufer allerdings nicht im gegnerischen Kasten unter, Gegner Tim Kamradt kann aufatmen. (Foto: rin)

Relegation: Eyendorfer Handballer verlieren erneut und rutschen in Landesliga

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Eyendorf. Es ging ums Ganze für die Verbandsliga-Handballer des MTV Eyendorf, um den Klassenerhalt im letzten Abstiegsrelegationsspiel gegen den MTV Groß Lafferde. Doch statt diese sicherlich große Drucksituation in Motivation umzumünzen und ein Feuerwerk in der Eyendorfer Gerhard-Langer-Halle abzubrennen, verfiel das Team von Trainer Nils Muche lange in eine absolute Schockstarre und gab letzten Endes auch diese zweite Partie mit 25:30 (13:18) ab. Damit muss der MTV Eyendorf den bitteren Gang in die Landesliga antreten.

Schon die Aufstellung des MTV offenbarte die große Misere des Teams in dieser Saison. Aus dem Kader der 27:30-Hinspielniederlage waren nur noch sechs Akteure übrig, Coach Nils Muche füllte die Mannschaft mit acht neuen Leuten auf – ein Spiegelbild zumindest der zweiten Saisonhälfte. Dass es da an Sicherheit, Automatismen und letztlich auch Vertrauen ins eigene Leistungsvermögen fehlt, war kein Wunder und von Beginn an offenkundig.

Ihre Power hatten die Gastgeber offenbar schon mit dem Einlaufen verloren. Zeitweise mutete der Auftritt der Eyendorfer an, als würden die Spieler die Rolle des Kaninchens vor der Schlange einnehmen: im Angriff unfähig sich zu bewegen, in der Abwehr statisch und zum Reagieren verdammt. Da nützte selbst das Momentum nach gerade mal zwei Minuten Spielzeit nichts, dass die Gäste ihren Rechtsaußen mit einer Blauen Karte nach einem Ellenbogenschlag einbüßten.
Gunnar Heisel (5) stellt zwar noch die 3:1-Führung her, und Fabian Schröder (3) markierte kurz darauf das 5:3. Doch nach vier torlosen Minuten hatten die Gäste die Partie mit 6:5 zu ihren Gunsten gedreht und gaben die Führung danach nicht mehr ab. Coach Muche war zu einer Auszeit gezwungen.

Bringen sollte das Team-time-out den Eyendorfern allerdings wenig, denn zwei Zeitstrafen innerhalb einer Minute gegen den MTV brachten das Muche-Team schnell wieder ins Hintertreffen. Während die Hausherren sich im Angriff mühten, Chancen zu kreieren, kam Groß Lafferde phasenweise viel zu einfach zu Torerfolgen. Die Abwehr der Eyendorfer arbeitet zu selten als Verbund, ließ sich leicht düpieren und sah sich schon nach wenigen Sekunden in der Defensive selbst wieder im Angriff gefordert. Zündende Ideen waren da aber ebenso Fehlanzeige wie eine mögliche Temposteuerung. Durch die vielen fast unbedrängten Würfe aus der Nahwurfzone hatten auch die Eyendorfer Torleute kaum Chancen sich auszuzeichnen. Schon in der ersten Hälfte wechselten sich Johann Frischkorn und Jonas Seifert ab, ohne Impulse setzen zu können.

Im Angriff trafen die Eyendorfer viel zu oft falsche Entscheidungen. Die regelmäßigen Versuche, über den Kreis zum Erfolg zu kommen, fing die aufmerksame Gästeabwehr ab und setzte mit Kontern böse Nadelstiche. Mit hängenden Köpfen und einem 13:18-Pausenrückstand trotteten die bedröppelten Gastgeber in die Kabine.

Wer auf einen Umschwung gehofft hatte, war früh enttäuscht. Eine Minuten nach dem Wiederanpfiff befand sich der MTV nach einer unnötigen Diskussion mit den Schiris schon wieder in Unterzahl. Am Ende hatten die Unparteiischen acht Zeitstrafen gegen die Eyendorfer verhängt und ihnen keinen einzigen Strafwurf zugesprochen.

Nils Muche warf beim 14:21 erneut die Grüne Karte auf den Zeitnehmertisch. Immerhin probierte sein Team danach ein paar Konzeptionen, bekam etwas mehr Schwung ins Angriffsspiel. Doch Groß Lafferdes Schlussmann, Jan Hagedorn, vereitelte viele gute Chancen der Eyedorfer.
In der Defensive beorderte der Eyendorfer Coach nun Luca Weiß (1), der nach Beckdorf wechselt, auf die vorgezogene Position. Die Gäste kamen dadurch nicht mehr ganz so einfach zu Treffern. Der kleine Funke Hoffnung nach dem 21:24-Anschlusstreffer durch Sebastian Wartjes (6) erlosch aber mit der nächsten Zeitstrafe. Eine Siebenmeterparade von Frischkorn und ein Treffer von Kreisläufer Niklas Lange (2) bedeuteten zwar noch das 22:25, aber überhastete Versuche des MTV im Angriff veranlassten Muche beim 22:27, seine letzte Auszeit einzufordern.

Der Coach setzte auf alles oder nichts, brachte im Angriff den siebten Feldspieler anstatt eines Torwarts und ließ seine Abwehr Wurffallen stellen, die Groß Lafferde allerdings eiskalt für Torerfolge nutzte. Vorne verzweifelten die Gastgeber mit einer weiteren guten Doppelchance am gegnerischen Torwart. Und so war die Partie dreieinhalb Minuten vorm Abpfiff beim 23:30 durch und der Abstieg der 1. Herren des MTV Eyendorf in die Landesliga besiegelt.
Von Kathrin Röhlke  

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Wie geht es in Eyendorf weiter?

Muche plant Neuanfang mit Mentalitätsspielern

„Gegner Groß Lafferde hat ruhig sein Spiel aufgezogen und letztlich verdient gewonnen. Die Mannschaft hat als Team zusammengestanden“, zollte Nils Muche dem Sieger Respekt. „Bei uns hat heute gar nichts funktioniert. Ich habe so oft einen Spielzug zum Abräumen nach rechts, der ja auch ein paar Mal geklappt hat, reingerufen. Aber die Spieler haben sich viel zu oft in Einzelaktionen aufgerieben, statt den Ball laufen zu lassen.

Alle waren alle viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt.“ Dabei sprach er seinem Team nicht den Willen ab. Muche stellt allerdings auch die Frage, was die euphorisch gefeierten Derbysiege gegen den Lokalrivalen Seevetal/Ashausen – die Wolves verfolgten übrigens zu großen Teilen das Spiel auf der Tribüne – genutzt haben? „Letzten Endes wurde der letzte Derbysieg teuer mit dem Handbruch von Gerrit Otte bezahlt“, weiß der erfahrene Coach, dass die Energie, die für das Derby aufgewendet wurde, später fehlte. „Wir brauchen jetzt alle dringend die Pause“, sagte Muche.

Bis zum 1. August ruht der Ball für sein Team. „Danach werden wir sehen, wie es weitergeht und wer bleibt. Ich brauche Mentalität und Spieler, die wirklich wollen und bereit sind, meinen Weg mitzugehen“, machte der Trainer klar, der selbst davon ausgeht, das Team auch in der Landesliga zu coachen, und bereit ist, einen Neuaufbau zu starten.