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Gedenkminute auch in Nenndorf: Vorsitzender Rudolf Meyer (Zweiter von links) sprach den Opfern und ihren Familien des Unglücks in Toppenstedt die Anteilnahme des Kreistages aus. Die Mitglieder und die Vertreter der Kreisverwaltung erhoben sich zum Auftakt der Sitzung und hielten inne. (Foto: Mitzlaff)

Toppenstedter Tragödie: Der Umgang mit dem Unfassbaren – Sonnabend Trauerfeier

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Toppenstedt/Salzhausen. „Die Eindrücke dieses Unglücks werden nachwirken“, weiß Landrat Rainer Rempe. Eine Woche ist es am Sonnabend her, dass in Toppenstedt bei einem Unglück mit einem Radlader ein Erwachsener und ein Fünfjähriger starben und zehn Kinder teils schwer verletzt wurden. Auch bei der Sitzung des Kreistages am Donnerstag in Nenndorf thematisierte Rempe die Tragödie. Am Unglücksort habe er einen großen Zusammenhalt erlebt, betonte der Kreischef. „Ich bin froh, dass der Landkreis über solch engagierte und gut aufgestellte Einsatzkräfte verfügt“, sagte er mit Blick auch auf die vielen ehrenamtlichen Helfer. Insgesamt waren rund 170 Einsatzkräfte, darunter auch vier Rettungshubschrauber, in Toppenstedt zusammengezogen worden.

Es gibt weiter
Hilfsangebote

Manche von ihnen werden Sonnabend um 11 Uhr zur Gedenkfeier für die Opfer in die Salzhäuser Kirche kommen. Und sie sollten unbedingt Hilfsangebote von Psychologen und Seelsorgern in Anspruch nehmen, erklärte Rainer Rempe: „Denn die Eindrücke dieses Unglücks werden nachwirken.“

Das weiß auch Salzhausens Samtgemeindebürgermeister Wolfgang Krause. „Seit Sonnabend vergangener Woche gibt es nur ein Thema“, sagt er im WA-Gespräch. Die Prioritäten im Alltag in der Gemeinde hätten sich verschoben. „Wichtig ist vor allem der gemeinsame Umgang mit der Situation und dass die Gemeinschaft lebt und trauert.“ Er hoffe, dass sich die Lage irgendwann stabilisiert, so Krause weiter. „Und dass wir die Kraft haben, diese gegenseitige Unterstützung in dieser schweren Zeit irgendwann wieder ins Positive zu wenden.“

Eine Welle der
Solidarität

Unterdessen erfahren die Opfer des Unglücks eine beispiellose Welle der Solidarität. Bei einer Spendenaktion sind innerhalb einer Woche weit mehr als 140.000 Euro zusammengekommen. Sehr viele Einzelpersonen steuerten einen Beitrag bei, aber auch etwa die Notärzte des Krankenhauses Buchholz sammelten 5000 Euro. „Je 45 Prozent der Spenden gehen an die beiden hinterbliebenen Familien, zehn Prozent an die verletzten Kinder“, haben die Initiatoren auf der Spendenplattform „gofundme.com“ mitgeteilt.

Doch der Unglücksfahrer des Radladers, Toppenstedts Bürgermeister Stefan Isermann, erhält vor Ort viel Unterstützung. So gibt es bei Facebook in einer lokalen Gruppe für Toppenstedt Beiträge wie „Auch ich sende Dir und Deiner Familie ganz viel Kraft.“ oder „Jeder Mensch kann von einem Moment auf den anderen in eine Situation geraten, die für ihn nicht mehr beherrschbar ist.“ – „Wir leiden zusammen und arbeiten es für uns gemeinsam auf. Du bist nicht alleine!“, schreibt ein anderer. Zwei Kinder des Bürgermeisters waren ebenfalls unter den Verletzten.

Gutachten liegen
noch nicht vor

Derweil ermittelt die Staatsanwaltschaft Lüneburg weiter mit Hochdruck zu der Frage, wie es zu dem Unglück kommen konnte. Mit dem Radlader waren elf Kinder und ein Erwachsener zu einer Rundfahrt in einer Gitterbox transportiert worden, die dann aus drei Metern Höhe plötzlich abstürzte (WA berichtete). „Bis wir das Gutachten des Unfall-Sachverständigen vorliegen haben, wird es noch einige Zeit dauern“, erklärte gestern Behördensprecherin Wiebke Bethke. Auch die Ergebnisse der Blutprobe zu Alkohol- und Drogenkonsum lägen noch nicht vor. Diese Untersuchung wird in einem solchen Fall obligatorisch durchgeführt. Zwischenzeitlich seien die beiden getöteten Unfallopfer obduziert worden. Doch auch hier gebe es noch kein schriftliches Ergebnis.
Von Thomas Mitzlaff