Salzhausen. Über Monate habe er sich den Kopf zerbrochen und nachgedacht. Die Entscheidung sei ihm dann alles andere als leicht gefallen. Aber vielleicht ist sie genau deshalb richtig. Doch das wird sich erst in einigen Jahren zeigen, lange nach dem für 31. Dezember 2024 anvisierten vorzeitigen Rücktritt von Samtgemeindebürgermeister Wolfgang Krause, wenn der Chefsessel im Salzhäuser Rathaus längst neu besetzt ist. Ein Jahr und neun Monate früher möchte Krause seinen Posten räumen, um seinem Nachfolger oder seiner Nachfolgerin mehr Zeit für die Umsetzung der wichtigen anstehenden Projekte zu geben. Aber warum dann nicht gleich der Wechsel? Das hat der Verwaltungschef im WA-Gespräch ausführlich dargelegt.
„Wir befinden uns faktisch in einer Zeitenwende mit der Priorität auf Energie“, erklärt Wolfgang Krause, sagt aber auch, dass gerade auf Bundes- und Landesebene noch das Feintuning an den gesetzlichen Regelungen stattfinde. „Ich hoffe da auf Klarheit bis zum Herbst, sodass ich die Umsetzung noch vorbereiten kann. Ab 2025 kann dann mein Nachfolger oder meine Nachfolgerin starten.“ Die Absicht des scheidenden Samtgemeindebürgermeisters liegt dabei auf der Hand. Er möchte den Acker zwar bestellt hinterlassen, aber dann nicht mehr bei der Ernte stören. „Es macht aus meiner Sicht wenig Sinn, noch selbst zu beginnen und dann gefällt das meinem Nachfolger nicht“, so Krause. Der müsse dann noch einmal neu anfangen und die Samtgemeinde verliere wichtige Zeit.
Strategisch
sinnvoll
„Ich habe mir lange Gedanken gemacht über das eher Aufhören und die Entscheidung ist mir überhaupt nicht leicht gefallen. Es ist nicht so, dass ich innerlich vor Freude schreie.“ Strategisch sei das eben sinnvoller. Ein neuer Verwaltungschef könne dann auch länger in Ruhe arbeiten – ohne sofort wieder in den Wahlkampfmodus wechseln zu müssen. Bei der fachlichen und organisatorischen Aufstellung seines Hauses möchte Krause auch die Menschen mitnehmen und empfiehlt dieses Vorgehen auch für die spätere Umsetzung, an der er als Rathauschef nicht mehr beteiligt sein wird. „Man kann nicht nur die Planung als Fundament nehmen, ohne die Zustimmung der Bürger wird es schnell bröckeln“, warnt Wolfgang Krause.
Ein Problem sei bei der gesamten Energiewende, dass es sich bei vielen gesetzten Fristen aus seiner Sicht um Aktionismus handele. „Ich kann nur dafür werben, dass man uns zwei bis drei Jahre mehr Zeit lässt.“ Dass er selbst vor der Zeit gehen wird, sei ihm bei seiner Wiederwahl in 2019 indes nicht in den Sinn gekommen. „Ich habe mich das gesamte letzte Jahr damit beschäftigt und ich darf nicht verkennen, dass ich immer weiser werde“, macht Krause einen halben Scherz. Er befinde sich in seinem 68. Lebensjahr und das sei ein gutes Alter, um Platz für einen Jüngeren zu machen. „Ich selbst fände das gut, wenn ich das als junger Bürgermeister beginnen könnte.“
Kitas und Schulen
auf der Liste
Dass es Wolfgang Krause wichtig ist, eine gut vorbereitete Verwaltung zu übergeben, wird auch deutlich, weil der Parteilose auch andere Themen auf der Agenda hat, die die Kommunen des Landkreises derzeit auf der To-do-Liste ganz oben stehen haben. Da ist die Problematik mit der dünnen Personaldecke für die Kindertagesstätten (WA berichtete). „Da wünsche ich mir mehr Stabilität.“ Weiter muss der Ganztag an den Grundschulen vorbereitet werden, wo vor allem noch in Garstedt Handlungsbedarf sei. Mit dem neuen Anbau sei die Grundschule Salzhausen hingegen schon sehr gut aufgestellt. „Ein Riesenthema ist auch der Haushalt 2024/25. Da wollen wir vernünftig planen.“
Einst lernte der Toppenstedter Sozialversicherungsfachangestellter. Neben dem Job, den er selbst scherzhaft „SoFa“ nennt, studierte Wolfgang Krause gleich zweimal. Mit den Fachbereichen Krankenkassen und Verwaltung ist er doppelter Betriebswirt. Letzterer öffnete auch die Tür zu seiner letzten, stundenintensiven Beschäftigung im Salzhäuser Rathaus, der er seit dem 1. November 2011 nachgeht. Am 1. August des kommenden Jahres wird der gebürtige Celler 50 Jahre im Berufsleben stehen. Mehr sollen es nicht werden. Bei allen Herausforderungen, die bis da hin noch auf Wolfgang Krause warten, wird seine größte vielleicht die Vorbereitung auf den eigenen Ruhestand sein.
Von Andreas Urhahn