Luhmühlen. So richtig Glück mit dem Wetter hatte das Ausbildungszentrum Luhmühlen nicht, als es jetzt als Gastgeber zur Geländepferdeprüfung aufs Turniergelände der Westergellerser Heide bat. Es regnete wie die Tage zuvor mal mehr, mal weniger. Als Andreas Dibowski (Pferdezucht- und Reitverein Luhmühlen) seine sechsjährige Stute Diadina im Geländeparcours vorstellte, goß es sogar wie aus Kübeln. Trotzdem sicherte sich der Olympia-Reiter die Schärpe für den Sieg bei den sechsjährigen Hannoveranern.
Das Hannoveraner Geländepferdechampionat lieferte den Startern noch mal eine Möglichkeit, sich für das Bundeschampionat in Warendorf zu qualifizieren. Im Mittelpunkt des Tages standen die jungen Tiere. Auf einem kurzen Geländeparcours bewerteten die Richter Spring- und Galoppiervermögen der Pferde sowie die Rittigkeit.
Pfützen gehören
im Gelände dazu
„Es geht heute für viele noch einmal darum, einen guten Rhythmus zu behalten und dann mit einem positiven Erlebnis im Hinterkopf in Warendorf zu starten“, sagt Hans Melzer, früherer Bundestrainer der Vielseitigkeitsreiter. Auf dem Turniergelände der Westergellerser Heide war der 72-Jährige zuständig für den Parcours, der die jungen Pferde nicht überfordern sollte. Und der Regen? „Pfützen gehören im Gelände dazu“, sagt Melzer grinsend. „Und der Heideboden schluckt viel. Alles kein Problem.“
Insgesamt ist Melzer froh, nicht mehr in der ersten Reihe zu stehen und so viel Verantwortung zu tragen. Die Liebe zum Vielseitigkeitssport ist natürlich geblieben – das Fachwissen auch. „Ein gutes Vielseitigkeitspferd braucht Mut. Auch das Blut ist heute immer noch wichtig. Denn heute sind die Prüfungen zwar kürzer, aber sie werden viel schneller geritten.“
Bei den Vierjährigen, die in einer kurze Dressuraufgabe, einem Springen und einem Gelände-parcours ihre Eignung unter Beweis stellen mussten, ging der Titel an Paula Fatteicher (RSC Neuendorf) und Dora GS. Die Stute aus der Zucht des Stellers Bernd Gerdau-Schröder überzeugte auf ganzer Linie mit der Note 8.6 und wurde mit der Anwartschaft auf die Hannoveraner Prämie ausgezeichnet.
Aufmerksames Baby
mit besten Eigenschaften
Beim Heimspiel sicherte sich Antonia von Baath (Pferdezucht- und Reitverein Luhmühlen) auf Kasparow 12 hinter Ann-Catrin Bierlein (Reit- und Fahrverein Warendorf) auf Diacondiva (Note 8.8) mit der Note 8.5 einen geteilten 2. Platz. Damit war die junge Putensenerin mehr als zufrieden. „Es braucht eine Zeit, ehe man sich das Vertrauen von Kasparow erwirbt. Aber dann macht er alles für einen“, lobt sie den fünfjährigen Hannoveraner. „Er ist ja eigentlich noch ein Baby, aber sehr aufmerksam, will alles richtig machen und geht immer von Anfang bis Ende.“
Besitzer Professor Dr. Volker Steinkraus aus Ollsen ist natürlich glücklich – mit seinem Pferd und mit dessen Ausbilderin: „Antonia macht das mit großer Ruhe und Gelassenheit und geht fantastisch auf das Pferd ein.“ Steinkraus, selbst Züchter von Vielseitigkeitspferden, ist überzeugt von Kasparow, den er allerdings dazu gekauft hat. „Er geht positiv an alle gestellten Aufgaben, hat sehr gutes Potenzial in allen drei Grundgangarten und eine wunderbare Oberlinie. Die Proportionen stimmen. Eigentlich ist er ein Paradebeispiel für ein erstklassiges Vielseitigkeitspferd“, gerät er ins Schwärmen. Für das Bundeschampionat ist der Hannoveraner natürlich schon qualifiziert.
Trotzdem bleibt Steinkraus mit seinen Prognosen vorsichtig: „Im Moment könnte es gar nicht besser laufen. In diesem Jahr soll sich Kasparow ein bisschen bewähren. In der Vielseitigkeit fährt man immer nur auf Sicht.“ Ob für Kasparow also mal der ganz große Turniersport winkt, steht noch in den Sternen.
Schon den Urgroßvater
unterm Sattel gehabt
In Luhmühlen wurden aber nicht nur talentierte Hannoveraner vorgestellt. „Komme, Alida, mach’s ordentlich“, fiebert beispielsweise die Buchholzerin Andrea Malissa mit ihrer Oldenburger Stute mit. Die Züchterin ritt schon den Urgroßvater von Alida M 3, inzwischen trainiert sie zwar noch regelmäßig mit dem Tier, stellt es ansonsten aber Paolo Mario de Simone (Reitverein Vögelsen-Mechtersen) zur Verfügung. „Alida hat sich im letzten Jahr unter Paolo unglaublich gesteigert. Er sagt selbst, dass er nie gedacht hätte, dass sie so viel Potenzial hat“, erzählt die stolze Besitzerin. Mit dem Ergebnis von 9.2 gewinnt Alida unter dem italienischen Reiter die Geländepferdeprüfung der Klasse L aller Zuchtgebiete außer Hannoveranern und Trakehnern. Das Ticket zum Bun-deschampionat hat Alida ebenfalls schon gesichert, aber auch die Buchholzer Pferde-Chiropraktikerin ist vorsichtig, was den Einsatz ihres Pferdes angeht: „Mal sehen, ob wir dort starteten. Hängt vom Wetter ab. Denn unser Ziel ist die Weltmeisterschaft für junge Geländepferde im kommenden Jahr.“
Von Kathrin Röhlke