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Fußgänger und Radfahrer, die vom Schützengehölz aus den Weg nutzen wollen, werden durch Absperrbänder und Schilder vor der Gefahr gewarnt. Noch immer liegen auf dem Boden die Zweige und Äste, die beim letzten Sturm Anfang Juli abgebrochen sind. (Foto: he)

Winsener Schützen sperren beliebten Waldweg – Zukunft offen

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Winsen. Seit Sonnabend meinen es die Winsener Schützen ernst: Mit einem einbetonierten Zaun haben sie einen Teil des beliebten Schützengehölzes bis auf Weiteres gesperrt. Bereits in den letzten Wochen war der seit Jahrzehnten genutzte Verbindungsweg zwischen der St.-Jakobus-Kirche und der Polizei mit Absperrbändern und Hinweisschildern abgeriegelt.

Doch auch wenn der Zaun stabil und langlebig wirkt, soll er vorerst nur ein Provisorium sein: Die Zukunft des Weges entscheidet sich erst im September – sagt zumindest Wolfgang Rieck, Vorsitzender des Winsener Schützenkorps, dem das Grundstück gehört.

Pfad im Privatbesitz,
Schützen Eigentümer

Ob Kinder auf ihrem Weg zur Schule, Erwachsene unterwegs zum Einkaufen oder Senioren beim erholsamen Spaziergang: Der Verbindungsweg zwischen Tennisverein und Kirche entlang der Polizei wird viel und gern genutzt. Was die wenigsten allerdings bisher wussten: Der Pfad befindet sich im Privatbesitz. Dem Schützenkorps Winsen gehört ein Großteil des Schützengehölzes, in etwa das gesamte Gelände zwischen Stadthalle, Polizei und dem breiten Hauptweg, den täglich Hunderte Menschen auch auf dem Weg zum Bahnhof oder in die Innenstadt nutzen. Die Schützen sind somit auch Eigentümer des Gründstücks, auf dem der kleine Verbindungsweg von der St.-Jakobus-Kirche bis zur Luhdorfer Straße entlang führt.

Beim letzten größeren Sturm Anfang Juli hat es besonders diesen Bereich schwer erwischt. Die eigentlichen Sturmschäden waren schnell beseitigt, doch die Schützen machten während der Aufräumarbeiten unerfreuliche Entdeckungen. „Wir haben festgestellt, dass der Zustand vieler Bäume entlang des Weges zu schlecht ist und die Nutzung durch die Öffentlichkeit somit zu gefährlich ist“, berichtet Vorsitzender Wilfried Rieck gestern auf WA-Nachfrage. Als er dann erfuhr, dass auch Schulkinder den Weg häufig benutzen, sei für die Schützen der Handlungsbedarf endgültig klar gewesen. „Das war für uns der Grund, sofort umfangreiche Maßnahmen zur Sperrung des Weges vorzunehmen“, erklärt Rieck.

Erst Absperrbänder,
jetzt fester Zaun

Zunächst geschah das mit Absperrbändern sowie Hinweis- und Umleitungsschildern, die an allen Zuwegungen zum betroffenen Pfad deutlich sichtbar angebracht wurden. „Wir haben die abgeschnittenen Äste dort auch erstmal liegen lassen, damit die Menschen den Weg einfach nicht benutzen können“, berichtet Rieck. Trotzdem wurde der Weg in den letzten Wochen weiter betreten, auch weil die Absperrbänder abgerissen oder zur Seite geschoben wurden. Die Schützen sahen sich daher jetzt gezwungen, den nächsten Schritt zu gehen. Am Sonnabend wurde zwischen dem Gelände des Tennisvereins und der Polizei ein stabiler Zaun einbetoniert, der den Verbindungsweg seitdem unpassierbar macht. Zudem folgte am Sonntagmorgen eine Pressemitteilung, in der Rieck verkündete: „Das Schützenkorps Winsen beabsichtigt, den Weg zwischen Tennisverein und Polizei dauerhaft zu schließen.“

Gestern ruderte der Vorsitzende schon wieder ein Stück weit zurück. „Eine endgültige Entscheidung, ob wir den Weg in Zukunft wieder öffnen, ist noch nicht gefallen.“ Mit dauerhaft sei vielmehr zunächst der Zeitraum bis zum Herbst gemeint, wenn der Schützenverein umfangreiche Pflegearbeiten an den Bäumen vornehmen will. „Dann schauen wir uns den Zustand der Bäume genauer an und gucken, wie groß der Aufwand wäre, den Weg wieder sicher zu machen“, so Rieck. Geplant seien ab September notwendige und erhaltungsfördernde Maßnahmen, die durchaus kostenintensiv werden könnten. Auch Baumfällungen seien in diesem Zusammenhang nicht auszuschließen, auch wenn das Schützenkorps dann „im Sinne der Nachhaltigkeit und des Klimaschutzes“ über Ersatz- oder Neuanpflanzungen nachdenken werde.

Der Spielbetrieb auf dem Tennisplatz, der ebenfalls den Schützen gehört, ist zur Zeit nicht gefährdet. Ob das auch für den kleinen Berg zwischen Schießstand und Polizei gelte, konnte Rieck gestern nicht einschätzen. Dort halten sich besonders in den warmen Monaten viele Kindergruppen auf, auch vormittags. Ob es sich dabei auch um die „Draußenschule“ der Grundschule am Ilmer Barg handelt, konnte gestern keine der beiden Seiten bestätigen oder ausschließen. In der Schule waren weder Schulleiter Rolf Heitmann noch die betreuenden Lehrer zu erreichen, für die Schützen zeigte sich Rieck überrascht. „Mir ist nicht bekannt, dass sich dort Schulklassen oder Kindergruppen aufhalten. Der Bereich ist von uns zumindest nicht für Schulklassen freigegeben“, so der Vorsitzende.

„Können Nutzung
nicht mehr verantworten“

Ihm sei bewusst, dass die Sperrung des Weges für Unmut sorgen könnte. „Dass die Entscheidung möglicherweise in Teilen der Bevölkerung nicht unbedingt auf Zustimmung stößt, ist uns bewusst und tut uns leid. Wir können aber die Nutzung des Weges nicht mehr verantworten und bitten daher für die getroffenen Maßnahmen um Verständnis“, so Rieck.
Von Dominik Heuer