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Das ElbMobil fährt mittlerweile auch im Winsener Stadtgebiet. Doch steht es aufgrund der finanziellen Situation des Landkreises auf dem Prüfstand. (Foto: dre)

Sparzwang beim ÖPNV droht: Bus- und ElbMobil-Angebot auf Prüfstand

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Landkreis. Das Thema der Woche im Landkreis war der ÖPNV. Sowohl im Ausschuss für Wirtschaft, ÖPNV und Tourismus des Kreistags in Hanstedt als auch im Ausschuss für ÖPNV, Wirtschaftsförderung, Tourismus und Mobilität der Samtgemeinde Elbmarsch in Marschacht waren die Buslinien und auch das ElbMobil auf der Tagesordnung. Besonders im Angesicht der finanziellen Lage (WA berichtete), die der Landrat im Kreisausschuss eröffnete gingen die Vorstellungen und Erwartungen erkennbar in verschiedene Richtungen.

Im Marschachter Gremium sprach sich Ulf Riek von der Fraktion Freie Wähler dafür aus, die Taktung der Buslinien der Elbmarsch in Richtung Winsen zu erhöhen. Damit könne man das ElbMobil entlasten und Geld einsparen. Samtgemeindebürgermeisterin Kathrin Bockey machte klar, wie wichtig das ElbMobil für die Binnenmarsch ist: „Die Menschen dort dürfen nicht ohne ÖPNV stehen. Das ElbMobil ist extrem wichtig für die Anbindung aller Gemeinden.“ Im Gegensatz zur KVG, wo es immer wieder zu Fahrermangel kommt, hat das ElbMobil mit dieser Problematik weniger zu kämpfen. „Die Fahrersituation ist gut, wir haben eher mit Fahrzeugmangel aufgrund von Wartungsproblemen zu kämpfen“, erklärte der Ausschussvorsitzende, Malte Jörn Krefft (Grüne/Piraten).

Erweiterung oder
Einstellung des ElbMobils

Der Landkreis wolle laut Vertreterin Sandra Sperling das Bediengebiet gerne erweitern. Allerdings müsse immer der Blick auf die aktuelle Finanzsituation gerichtet werden. Um das Landkreisgebiet weiter zu erschließen, sollen auch kleinere Pkw statt dem großen ElbMobil zum Einsatz kommen. So können kostengünstiger einzelne Personen an die gewünschten Ziele gebracht werden. Ob es das ElbMobil in seiner Form wie es jetzt ist auch über das Jahr hinaus geben wird, wollte Friedhelm Stradtmann vom Landkreis allerdings nicht versprechen.

Ähnlich berichteten die beiden Verwaltungsangehörigen auch einige Stunden zuvor in Hanstedt. Dort machte Martin Porth von der CDU dann eine etwas vereinfachte aber doch veranschaulichende Rechnung auf. Wenn das ElbMobil ungefähr 36 000 Fahrgäste im Jahr hat und dabei rund 1 Million Euro kostet, dann zahle man pro Fahrgast einen Zuschuss von ungefähr 24,50 Euro. „Ein sehr teures Angebot“, kommentierte Porth sein Ergebnis, fügte jedoch an: „Es ist eine schicke Sache, die mir sehr gut gefällt. Doch wenn wir eine höhere Beteiligung der Gemeinden an den Kosten anstreben, weiß ich nicht, ob die das wuppen können.“ Zumahl infolge der finanziellen Schieflage des Landkreises auch eine Erhöhung der Kreisumlage im Raum stehe.

System
ist zu teuer

Auch Landrat Rainer Rempe schloss aus den Zahlen: „Die ganze positive Entwicklung ändert nichts daran, dass es ein sehr teures System ist. Da momentan nur zwei Kommunen davon profitieren, müssen wir argumentieren, warum wir das Angebot aufrecht erhalten.“ Es sollte bei allen Dingen geguckt werden, wie das finanziert werden könnte. Es könnten keine Angebote erweitert werden, ohne woanders Angebote zu reduzieren, so Rempe weiter. „Die Möglichkeiten sind mehr als begrenzt!“

Dieser Tenor war auch für den nächsten Tagesordnungspunkt von den Ausschussmitgliedern verinnerlicht: Das Aufstellungsverfahren des nächsten Nahverkehrsplans ab 2024. Während man sich grundsätzlich für eine dichtere Taktung der Fahrten in allen Linien aussprach, war gleichzeitig klar, dass das finanziell nicht umzusetzen sein wird. Stefan Kindermann, der im Ausschuss den Fahrgastbeirat vertritt, sagte: „Eine gut genutzte Linie, die drei Fahrten mehr bekommt, sorgt eher für mehr Fahrgäste als eine neue Linie, die anfangs nur drei Fahrten bietet. Die wird niemand nutzen.“ Der ÖPNV stehe im ständigen Wettkampf mit dem Auto, das dafür keiner stehen lasse. Neue Strecken müssten wenigstens mit zehn bis zwölf Fahrten starten.

Einige Linien könnten
eingestellt werden

Während diese Äußerung aus der CDU wohlwollend aufgenommen wurde, brachte das Ursula Caberta y Diaz von der SPD auf die Palme. Sie empfand die Äußerungen als unpassend für einen Fahrgastbeirat. Anette Randt von der Union meinte daraufhin: „Die eine oder andere Linie wird über den Jordan gehen. Wir sollten lieber die Krankenhäuser unterstützen und sehen, ob wir eingestellte Buslinien später wieder aufleben lassen können.“ Bei Krankenhäusern ginge das nicht.
Die Beteiligungsverfahren zum neuen Nahverkehrsplan enden am 20. September. Dann geht es in weitere Bewertungen und Beratungen. Beschlossen werden soll das Konzept am 20. Dezember im Kreistag.
Von Andreas Urhahn und Jan-Hendrik Koch