Amelinghausen. Das Heideblütenfest in Amelinghausen ist gelaufen, die Königin gekrönt, am Kronberg wird jetzt wieder mit harten Bandagen um eine Schutzhütte gerungen. Der Landkreis Lüneburg will sie abreißen lassen. Die Gemeinde will die Hütte, die die Landjugend in Rekordzeit gebaut hat, retten.
Hintergrund des Streits: Die Hütte ist ohne Ausnahmegenehmigung auf 30 Quadratmetern Margergras mit reichlich Artenvielfalt hochgezogen worden. Das kann und will der Kreis nicht dulden. Den Abriss will aber die Gemeinde nicht hinnehmen. Der Gang zum Gericht scheint unausweichlich.
„Die Hütte darf da nicht stehen“, sagte Landrat Jens Böther (CDU) beim Ortstermin. Zwei Gästebücher der Landjugend Amelinghausen sind dagegen voll mit den besten Wünschen zum Erhalt der Schutzhütte: Aus Amelinghausen selbst, aber jüngst auch von Besuchern aus Rheinland-Pfalz, Brandenburg oder Hessen. Darüber hinaus sammelte die Landjugend nach eigenen Angaben rund 1100 Unterschriften zum Erhalt der Hütte, die sie auf den Namen „Heideschlöschen“ getauft hatten.
Böther sieht Versäumnis
bei der Gemeindeverwaltung
Böther sagte nach dem Treffen: „Wir haben als Landkreis noch einmal deutlich gemacht, welchen rechtlichen Rahmen wir mit dem Landschaftsschutzgebiet und dem Biotop zu beachten haben.“ Dabei verweist Böther auf die jüngste Kartierung der teilweise im Mai überbauten Magerrasenfläche, wonach dort mehr als 30 Pflanzenarten festgestellt worden seien. „Das ist eine Artenvielfalt, die wir nicht einfach so vom Tisch wischen können. Es geht hier nicht darum, eine supertolle Leistung der Landjugend schlechtzureden.“
Es läge auch nicht in der Verantwortung der Landjugend, im Vorfeld zu prüfen, ob das Bauwerk dort hätte gebaut werden dürfen, das wäre Aufgabe der Gemeinde und Samtgemeinde gewesen.
Durch Standort und Größe
nicht genehmigungsfähig
Böther ergänzte: „Deshalb sollte man solche Vorhaben vorher fachlich abklopfen. Aber hier sind einfach Tatsachen geschaffen worden.“ Die Schutzhütte sei vor allem in der Größe und an der Stelle auch nach Rücksprache mit dem Umweltministerium nicht genehmigungsfähig. Das schließe auch die aufgestellten Bänke und Sitzgelegenheiten für Kinder sowie die gepflanzte Hainbuchenhecke mit ein.
Das sieht Amelinghausens Samtgemeindebürgermeister Christoph Palesch (SPD) anders. Klar, seien Fehler gemacht worden. „Aber wir reden hier nur über 30 Quadratmeter.“ Zudem handle es sich bei der Schutzhütte um eine „einfache landschaftsgebundene Erholungseinrichtung“, ohne Wasser- oder Stromanschluss, die sich ideal in die Landschaft einpasse. Dem widersprach Bartscht: Die Schutzhütte habe nicht nur ein Biotop, „sondern auch die Sichtachsen auf die Heidelandschaft verbaut“.
Böther hat nach eigener Aussage nun den Vorschlag gemacht, eine kleinere Schutzhütte am alten Standort zu errichten. Zudem soll auf eine Abrissverfügung verzichtet werden, um der Gemeinde Amelinghausen Zeit zu geben, um nach einem neuen Standort zu suchen, den alle mittragen können.
Der Samtgemeindedirektor Christoph Palesch schlägt dagegen vor, den Sachverhalt vorm Verwaltungsgericht klären zu lassen.
Jedenfalls soll sich jetzt der Gemeinderat Amelinghausen bei seiner nächsten öffentlichen Sitzung am 19. September mit dem Thema befassen und entscheiden, ob der Vorschlag des Landkreises angenommen werden soll – oder ob es auf ein Gerichtsverfahren hinausläuft. lz/wa