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Der Komponist und Pianist Johannes Brahms auf einer undatierten Aufnahme. (Foto: privat)

Brahms in Winsen: Festivalwoche erinnert an Besuch des jungen Komponisten

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Winsen/Luhe. Städte ehren Menschen, die mal mehr, mal weniger mit ihnen verbunden und über die Region hinaus berühmt sind. Winsen pflegt den an der Luhe geborenen Johann Peter Eckermann (1792–1854), den getreuen Freund Goethes. Vom 2. bis 10. September aber findet in Winsen erneut eine Brahms-Woche statt, mit starker Beteiligung Lüneburger Musiker. Brahms und Winsen? Da gibt es tatsächlich ein beziehungsweise drei Kapitel.

Ärger mit der
ruppigen Dorfjugend

Denn der zum Kränkeln neigende Jugendliche Johannes Brahms kam 1846 und 1847 von Hamburg aus zu sommerlicher Erholung nach Winsen, eingeladen von der Papierfabrikanten-Familie Giesemann. Mit deren Tochter Elise blieb Brahms noch viele Jahre später in Briefkontakt. Das musikalische Talent des jungen Brahms war zu seinen Winsener Aufenthalten längst erkannt. In Winsen genoss er die Natur und wurde zugleich musikalisch ein-gebunden. Er spielte mal zum Tanz und dirigierte den Männerchor. Erste Kompositionen Brahms‘ stammen aus dieser Zeit, als verschollen gilt ein Satz „Abschied aus Winsen“.

Die Dorfjugend allerdings machte es dem stillen Jungen mit dem Notizbuch offenbar schwer. Brahms-Biograf Malte Korff jedenfalls schreibt, dass die Winsener Jungs Brahms überfielen und hinterherriefen: „Du bist kein Jung, Du bist ne Deern.“

Sei‘s drum. Brahms kam 1853 erneut und startete in der Stadt eine Tournee mit dem ungarischen Geiger Eduard Hoffmann, der sich Reményi nannte. Sie kamen auch nach Lüneburg, wo Brahms offenbar nur vor männlichem Publikum spielen wollte.

Alles über Brahms in Winsen hat der Journalist Martin Teske erforscht. Er brachte auch die Brahms-Woche auf den Weg. Sicher, Brahms und Winsen, das ist nur eine kleine Episode im Leben des Komponisten. Teske aber fragte in einem Festvortrag: „Sollte es uns nicht möglich sein, regelmäßige Brahms-Tage zu veranstalten nach dem Vorbild von Würzburg, wo alljährlich Mozarts gedacht wird, weil er in der Stadt am Main für nur eine Stunde abstieg, um einen Kaffee zu trinken?“ Gesagt, getan – alle zwei Jahre wird in Winsen jede Menge Brahms gespielt.

Die Brahms-Woche 2023 bie- tet fünf Konzerte, alle beginnen um 19 Uhr. Los geht es am Sonnabend, 2. September, im Marstall mit einem Programm, das die Geigerin Maike Marie Schmersahl von den Lüneburger Symphonikern mit ihrer Schwester Ricarda Schmersahl (Violine) spielt.

Gastspiele von
Lüneburger Symphonikern

Mit dem Pianisten Jan Feddersen gestaltet die Lüneburger Sopranistin Julia Henning am Sonntag, 3, im Marstall einen Liederabend. Natürlich singt sie Lieder von Brahms, aber auch von Ravel, Poulenc und anderen.

Zum Quintett erweitern die Schmersahl-Schwestern ihre Kammermusik-Besetzung am Freitag, 8. September, im Marstall. Am Sonnabend, 9., singt im Luhe-Gymnasium der Kammerchor St. Michaelis Lüneburg. Hinzu kommen Katharina Hinz (Klavier) und Céline Akcag (Mezzosopran), die am 16. September beim Saisonbeginn des Theaters Lüneburg die weibliche Titelpartie der Monteverdi-Oper „Dido und Aeneas“ singen wird.

Die Brahms-Woche schließt am Sonntag, 10. September, in St. Marien Winsen. Reinhard Grähler leitet die Norddeutsche Philharmonie, Solist ist der Hornist Ab Koster.

Alle Infos finden sich im Internet unter www.winsen- brahms.de
Von Hans-Martin Koch