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Die OHE-Strecke zwischen Winsen und Hützel führt auch durch Luhdorf. Ob eine Reaktivierung dieser Gleise für den Personenverkehr sinnvoll ist, prüft aktuell das Land. (Foto: he)

Gegenwind: Bürgermeister wollte sich beim Land gegen Reaktivierung der OHE-Strecke aussprechen

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Winsen. Winsens Bürgermeister André Wiese wollte mit einem Schreiben an das Land Niedersachsen mitteilen, dass die Luhestadt keinen Bedarf an einer Reaktivierung der OHE-Strecke nach Hützel hat. Das Okay dafür wollte er sich jetzt von der Politik im Planungsausschuss holen, bekam aber stattdessen reichlich Gegenwind. Das Ergebnis: Wiese muss sein Schreiben zurückziehen und kräftig überarbeiten. Die neue Version soll dann am Donnerstag, 7. September, im Verwaltungsausschuss beraten werden – unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Das Land Niedersachsen prüft aktuell in einem mehrstufigen Verfahren knapp 30 alte Strecken in Bezug auf eine mögliche Reaktivierung. Mit dabei in der aktuellen Stufe zwei ist auch die sogenannte OHE-Strecke zwischen Winsen und Hützel. Auch 2013 war sie bereits in der Diskussion, damals hatte sich nach intensiven Beratungen die Stadt gegen eine Reaktivierung positioniert. Daran wollte Wiese jetzt anknüpfen und präsentierte dem Ausschuss ein Schreiben, dass die Herausnahme aus dem Prüfverfahren als Ziel hat (der WA berichtete).

Darin führte Wiese unterschiedliche Gründe auf, die aus seiner Sicht gegen die Reaktivierung sprechen: die Kosten der Ertüchtigung und Elektrifizierung der Schienen, die fehlende Sicherung der Bahnübergänge oder – und das sei der schwerwiegendste Einwand – die hohe Belastung der Bürger entlang der Schiene in Hinblick auf Lärm und Erschütterung. Der Bürgermeister kommt am Ende des Schreibens zu der Erkenntnis: „Die Stadt Winsen fordert deshalb, die Strecke Winsen – Hützel aus dem Untersuchungsverfahren für die Reaktivierung von Strecken und Stationen herauszunehmen. Der guten Absicht, Bestandsstrecken verstärkt zu nutzen, stehen in dem konkreten Fall zu viele gewichtige Einwände entgegen.“

Geld sei woanders
besser angelegt

Im Planungsausschuss legte er nach: „Die Strecke ist auch einfach nicht effektiv, um schnell von A nach B zu kommen.“ Von Winsen nach Salzhausen seien es zehn Haltestellen, zudem gebe es viele Tempobeschränkungen, weil ständig zentrale Erschließungsstraßen gekreuzt werden. „Diese Strecke bietet keinen Mehrwert und ist schlicht unattraktiv“, so Wiese. Für ihn sei das Geld allein schon besser in der Unterstützung des Sprinter-Busses angelegt, der Winsen mit Salzhausen verbindet.

Trotz der zusätzlichen Erläuterungen stieß sein Schreiben auf wenig Zustimmung. Die SPD hatte bereits im Vorfeld Gegenwind angekündigt. „Es gibt noch so viele Fragen, und genau dafür ist das Prüfverfahren des Landes doch da, diese zu klären“, so Philip Meier (SPD). In den letzten zehn Jahren habe sich viel im Bereich der Mobilität getan, den Standpunkt von 2013 einfach zu übernehmen, sei daher nicht zielführend.

Entscheidung fällt
nicht-öffentlich

Auch Fraktionskollege Michael Schulze wolle erst mehr wissen, ehe er über eine Zu- oder Absage hinsichtlich der Reaktivierung entscheiden könne. Ähnlich sehen es auch die Grünen. „Es entzieht sich unserer Kenntnis, warum man das Prüfverfahren nicht haben will“, so Dr. Erhard Schäfer (Grüne). Er befürchtete: „Wir senden mit Blick auf die Mobilitätswende genau das falsche Signal. Das können wir uns als Stadt nicht leisten.“

Auch die CDU-nahe FDP lehnte das Schreiben ab. „Wenn die Strecke ausgeschlossen wird, sollen das die Experten vom Land entscheiden, nicht wir“, erklärte Henry Falkenberg (FDP). Und selbst die CDU schien nicht wirklich überzeugt, wäre im Falle einer Abstimmung aber mitgegangen. Dazu kam es allerdings nicht, da sich abzeichnete, dass Wiese keine Mehrheit für sein Schreiben bekommen hätte. So war sich der Ausschuss am Ende einig, dass die Verwaltung den Entwurf vorerst wieder zurückzieht. Eine überarbeitete Version soll am Donnerstag im Verwaltungsausschuss diskutiert werden – dann allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit. „Ich weiß nicht, ob das der angemessene Weg ist, damit in die Nicht-Öffentlichkeit zu gehen“, zweifelte SPD-Fraktionsvorsitzender Schulze. Verfahren werden soll dennoch so.
Von Dominik Heuer