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Kathrin Pichlmeister (links) und Marie Steffen (hinten) hindern Luchse Angreiferin Antonia Pieszkalla am Durchbruch. Den Griff an den Hals ließen die Schiris ungeahndet. (Foto: rin)

Luchse beißen Oldenburg weg

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Riesiger Jubel bei den Handball-Luchsen: Mit dem 30:27-Sieg gegen VfL Oldenburg holte das Team den ersten Saisonsieg in der 1. Handball-Bundesliga.

Buchholz. Die Geduld der Handball-Luchse Buchholz 08-Rosengarten ist in dieser Saison massiv strapaziert worden. Sieben Spieltage lang musste das Team auf den ersten Punktgewinn in der 1. Bundesliga warten. Jetzt ist es aber vollbracht: Dank eines 30:27-Erfolges gegen den VfL Oldenburg kletterte das Schlusslicht flugs wegen des besseren Torverhältnisses auf Position 12.

Für die 317 Zuschauer in der Buchholzer NordHeideHalle war es ein spannendes, bisweilen hektisches Spiel. Auch wenn aufgrund der zahlreichen technischen Fehler im Passspiel insbesondere bei den Luchsen die absolute Klasse fehlte, machten die Spielerinnen dieses Manko durch großartigen Einsatz und Kampfgeist und durch immer mal wieder aufblitzende starke Handballaktionen locker wett. Und so kam es nicht von ungefähr, dass die Fans das Nordderby die letzten fünf Minuten stehend, klatschend und jubelnd verfolgten.

Bis auf die weiterhin verletzten Mareike Vogel und Jessica Inacio konnte Luchse-Coach Dubravko Prelcec erstmals seine beste Mannschaft aufbieten. Für Kreisläuferin Svea Geist war es nach ihrem Kreuzbandriss der erste Einsatz in der 1. Liga, und der war gleich von Erfolg gekrönt.

Luchse zunächst im Angriff zu statisch

Während der gesamten ersten Halbzeit, sogar bis zur 47. Minute legten die Luchse immer vor. Allerdings gelang es den Gastgeberinnen nicht, sich mit mehr als drei Toren abzusetzen. Überraschend begann Gäste-Coach Niels Bötel nicht sofort mit der siebten Feldspielerin. Auf diese Variante hatten sich die Luchse eingestellt, ebenso auf den wurfstarken Oldenburger Rückraum.

Die Luchse kamen in der Startphase vor allem durch Rechtsaußen Maj Nielsen zu Torerfolgen. Immer wieder ließen ihre Kolleginnen den Ball schnell laufen und setzten die Linkshänderin gekonnt in Szene. Die Juniorennationalspielerin steuerte am Ende sieben Tore bei und blieb gänzlich ohne Fehlversuch. Ebenfalls erfolgreich schlossen die Luchse Konter ab: Tempogegenstöße, erweiterte Gegenstöße und die schnelle Mitte waren gute Mittel, um die Oldenburgerinnen zu überlaufen und zu einfachen Toren zu kommen.

Deutlich schwerer taten sich die Luchse im Positionsangriff. Die Gäste waren mit ihrer sehr offensiven 6:0-Abwehr gut auf die Abläufe der Luchse eingestellt, blockierten immer wieder geschickt die Passwege und stellten die Gastgeberinnen vor schwierige Entscheidungen. Aber wie gewohnt konnten sich die Luchse auf ihre gute Defensive verlassen. Die war angesichts der Rückraumgefahr von Oldenburg auch zwingend nötig.

„Wir haben in der Anfangsphase zu statisch gespielt“, resümierte Luchse-Trainer Prelcec. „Erst als unsere Kreisläufer in die Gegenbewegung gegangen sind, haben wir die Oldenburger Abwehr besser in Bewegung bekommen.“

Luchse zaubern mit Kempa-Trick

Mit einer 15:13-Führung gingen die Luchse in die Pause. Danach baute das Team seine Führung zwar noch auf drei Tore zum 17:14 und 20:17 aus, aber es wurde schwieriger für die Luchse, Lücken zu finden. Doch die Luchse blieben bei sich, behielten auch im Zeitspiel die Nerven und begannen, zwischendrin auch mal zu zaubern: Linksaußen und Neu-Nationalspielerin Alexia Hauf bediente Kreisläuferin Evelyn Schulz wunderbar per Bodenpass, wenig später – erneut schon im Zeitspiel – legte Natalie Axmann für Alexia Hauf zum gelungenen Kempa-Trick auf.

Trotzdem wirkte die Spielanlage der Gäste zu Beginn der zweiten Hälfte strukturierter, vielleicht auch weil Oldenburg nun die siebte Feldspielerin brachte. Prelcec zog beim 22:22 mit einer Auszeit die Reißleine und stellte sein Team noch einmal neu ein. Lana Teiken erzielte in der 47. Minute trotzdem noch das 23:22 für Oldenburg. Das hätte den Spielverlauf kippen können, aber die Luchse sind mental und spielerisch gewachsen. Und so blieb es die einzige VfL-Führung über die 60 Minuten.

Denn nun war die Luchse-Abwehr auf dem Posten, verschob famos, provozierte Oldenburger Fehler, unterband Abspiele und eroberte Bälle. Die Luchse waren klar bissiger als Oldenburg. Zudem war die eingewechselte Luchse-Keeperin Katharina Kaube sofort da und parierte freie Würfe. Vorne waren die Luchse plötzlich wieder durchschlagskräftiger, zogen voll durch und generierten Zeitstrafen und Strafwürfe. Vom Punkt zeigte sich Marleen Kadenbach unerbittlich und versenkte eiskalt vier Siebenmeter in der Schlussphase.

Führung dreieinhalb Minuten vor Ende

Und so erarbeiteten sich die Luchse dreieinhalb Minuten vorm Ende die vorentscheidende 28:24-Führung. Selbst mit einer offenen Manndeckung und schon vereinzelnd jubelnden Luchsen konnte Oldenburg das Spiel nicht mehr drehen. Der Rest war Freude pur!

„Die Frage war heute, ob mein Team bereit ist, eine aktivere Abwehr zu spielen. Die Luchse haben das wirklich besser gemacht, geduldiger gespielt und ihre Chancen ausgenutzt. Und vor allem haben sie besser gefightet“, zog VfL-Coach Niels Bötel nach der Partie Bilanz. „Ich habe heute mehr gewechselt als sonst. Das war für die Schlussphase wichtig“, fand Prelcec. „Alle wissen inzwischen, was zu tun ist, und haben heute gut geliefert.“

Erfreut zeigte er sich vom Selbstvertrauen seines Teams. „Im Training zeigen die Spielerinnen noch viel mehr Dreher und Heber. Solche Finessen können sie inzwischen im richtigen Moment auch im Spiel einsetzen.“ Die Erleichterung beim Trainer der Luchse war groß. Denn dieser Big Point nimmt erheblichen Druck vom Team für das wichtige Spiel zum Jahresende beim Konkurrenten um den Klassenerhalt, Sachsen Zwickau.

Von Kathrin Röhlke