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Finja Harms (im Wurf) – hier im Heimspiel gegen Nürtingen – lieferte in Regensburg eine erstklassige Partie am Kreis und glänzte nach starken Anspielen aus dem Rückraum mit prächtigen sieben Toren. (Foto: rin)

Handball: Sechs Sekunden fehlen zum Sieg

Buchholz. Hätte man den Handball-Luchsen Buchholz 08-Rosengarten vor dem Zweitliga-Spiel beim ESV Regensburg einen Punkt angeboten, hätte Coach Dubravko Prelcec wohl gerne zugriffen. Dass die Luchse den 25:25-Ausgleich (14:14) aber quasi erst nach der regulären Spielzeit per Strafwurf schlucken mussten, tut dann doch ein kleines bisschen weh: Denn das dezimierte Team bot den in Bestbesetzung spielenden Gastgeberinnen bravourös Paroli.

 

Wurfpech bei
Buchholzern

Lange hielten die nach den verletzungsbedingten Ausfällen bei den Luchsen favorisierten Regensburgerinnen in der ersten Halbzeit eine Vier-Tore-Führung. Das lag zum einen an einer stark parierenden ESV-Torhüterin Stephanie Lukau, aber auch am Wurfpech der Luchse: Allein im ersten Abschnitt verbuchten die Luchse fünf Aluminiumtreffer.

Dann der erste Schockmoment: Bei einer Abwehraktion knickte Svea Geist um, musste vom Feld getragen werden. Finja Harms übernahm in der Folge die Kreisläuferposition und lieferte das Spiel ihres Lebens: Sowohl Hanne MorlandstØ wie auch Antonia Pieszkalla und Natalie Axmann bedienten die Kreisläuferin mit Steckpässen und hohen Anspielen, die die 22-Jährige im Fallen aus der Luft griff und mit vollem Körpereinsatz in schöne Wurfvarianten vom Heber bis zum Aufsetzer verwandelte. Am Ende gehörte Finja Harms zu den besten Spielerinnen bei den Luchsen.

Kaum hatten die Luchse den Ausfall ihrer Kapitänin verdaut, folgte die nächste Verletzung: In Unterzahl versuchte Regensburg, einen Wurf aufs leere Luchse-Tor. Keeperin Mareike Vogel gelang es, in letzter Sekunde den Ball noch abzuwehren, geriet dabei aber ins Stolpern und fiel völlig unkontrolliert aufs Knie. Auch sie konnte nicht mehr weiterspielen. Aber Danique Trooster vertrat die Luchse-Nummer-eins hervorragend, hielt eine Reihe freier Würfe und kam am Ende auf den prächtigen Wert von 40 Prozent gehaltener Würfe.

Deckung wurde
stärker und stärker

Die 6:0-Deckung davor wurde von Minute zu Minute stärker. Trafen die Gastgeberinnen zu Beginn mehrfach aus der Neun-Meter-Zone, trieb die Luchse-Deckung Regensburg nun ins Zeitspiel. Wie im letzten Spiel feierten die Luchse-Spielerinnen jede gelungene Abwehraktion wie ein Tor. Aus dieser starken Defensivleistung schöpfte das Team Mut und Kraft für die Angriffe. Mit einem unerwartet guten 14:14 ging es zur Pause in die Kabinen.

Auch im zweiten Durchgang blieb es lange eng. Aber die Luchse hatten ihre beiden Lebensversicherungen dabei: Hinten zeigte Danique Trooster, wie wertvoll sie ist, vorne fanden die Rückraumspielerinnen immer wieder Finja Harms am Kreis. Trotzdem führte Regensburg meist knapp, aber die Luchse glichen regelmäßig aus.

Die Schlussphase war an Spannung kaum zu überbieten. Danique Trooster traute sich einen weiten Risikopass auf Marthe Nicolai zu, die per Konter zum 21:22 traf, ehe Finja Harms in der 54. Minute den Ausgleich erzielte. Regensburg nahm die Auszeit. Die Luchse gingen danach in eine 5:1-Deckung über; vorne führte Natalie Axmann Regie und brachte den Ball zu Antonia Pieszkalla, die endlich die Führung für die Luchse erzielte. Drei Minuten vorm Abpfiff konnte Finja Harms ein Anspiel erst im Nachfassen sichern, aber sie zimmerte den Ball trotzdem noch zur 24:22-Führung in den Regensburger Kasten.
Rechtsaußen Marthe Nicolai sorgte eineinhalb Minuten vorm Abpfiff für die 25:23-Führung, Regensburg gelang postwendend der Anschlusstreffer. Sechs Sekunden vorm Ende folgte dann die entscheidende Szene: Natalie Axmann versuchte, ein schnelles Umschaltspiel der Gastgeberinnen mit einen Stoppfoul am gegnerischen Neunmeter zu unterbinden. Die Schiris pfiffen, berieten sich, zeigten der Luchse-Spielerin Rot und gaben regelkonform einen Strafwurf für Regensburg. Die Zeit lief runter, ehe Franziska Peter ihrem Team per Siebenmeter einen Punkt rettete.

„Die Mädels waren nach dem Abpfiff erst enttäuscht. Wir haben ihnen aber klargemacht, dass das ein gewonnener Punkt für uns war“, urteilte Luchse-Trainer Dubravko Prelcec nach der Partie. „Heute hat für uns fast alles geklappt, alle im Team haben sich gute Noten verdient. Wir sind vollauf zufrieden.“ Einzig die Schwere der beiden Verletzungen bereitetet dem Kroaten wieder Kopfzerbrechen.
Von Kathrin Röhlke