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Der verkaufsoffene Sonntag ist ein Hit der City-Marketing Winsen. Am Wochenende ist es wieder so weit, der Foodtruck-Market ist auch da. (Foto: Archiv)

Winsen: Das Provisorium City-Marketing

Winsen. Am kommenden Wochenende bittet die City-Marketing Winsen zum ersten verkaufsoffenen Sonntag in 2023. Von 12.30 bis 17.30 Uhr haben die meisten Geschäfte geöffnet, dazu gibt es den beliebten Foodtruck-Market in der City. Es laden ein: Markus Trettin und Sebastian Putensen. Das überrascht zuerst, hatten beide Geschäftsführer der City-Marketing doch Ende vergangenen Jahres jeweils ihren Rücktritt erklärt.

Im November wurde dann eine Klausur zum künftigen Wirken der City-Marketing beschlossen. In 2023 wolle man sich Zeit nehmen, um über die Aufstellung und Ausrichtung der GmbH zu diskutieren und zu entscheiden. Ein Vorschlag, den Markus Johannsen als Aufsichtsratsvorsitzender der City-Marketing zuvor schon in einem WA-Gespräch gemacht hatte.

Zu viele Aufgaben
für ein Ehrenamt

Vorausgegangen war der Rücktritt von Sebastian Putensen im Oktober. Er hatte mit seiner Erklärung den Stein ins Rollen gebracht. Es seien zuviele Aufgaben für ein Ehrenamt. Die Gesellschafter der City-Marketing sollten darüber nachdenken, ob es nicht mehr Personal für die Aufgaben benötige, das dann bestenfalls im Hauptamt arbeiten solle. Putensen war Geschäftsführer für den Verein für Wirtschaft und Stadtentwicklung Winsen (VWW), der gemeinsam mit der Stadt Winsen Gesellschafter der City-Marketing ist.

Erst Neuaufstellung,
dann der Kandidat

Bisher hat man von einer Neuausrichtung der City-Marketing GmbH noch nichts gehört. Lediglich die Stadtverwaltung hatte bereits Ende November erste Fakten geschaffen. Wirtschaftsförderer Markus Trettin wird jetzt zum 1. April endgültig abgelöst von Susanne Möller, die bei der Stadt bereits die Stabsstelle Stadtmarketing und Wirtschaftsförderung verantwortet.

Der VWW hatte bisher um Geduld gebeten, die Personalfrage sei noch nicht geklärt. Jetzt gibt es offenbar eine Strategie. Der Verein wolle mit der Neubesetzung seines Geschäftsführerpostens abwarten, bis klar sei, wie das neue Konstrukt City-Marketing aussehe, sagt Sebastian Putensen im WA-Gespräch, der stellvertretender VWW-Vorsitzender ist. Erst wenn Rechtsform und Aufgabenbereich feststehen, wolle man einen geeigneten Kandidaten nominieren. Er selbst unterstütze zumindest weiter die Arbeit der City-Marketing.

Markus Trettin kann im WA-Gespräch auch einen ersten Zeitplan für die Neuaufstellung präsentieren. Bisher habe es unter den Akteuren informelle Gespräche gegeben, ab April solle es verschiedene Workshops zur City-Marketing geben. Auch eine Beteiligung der Öffentlichkeit sei geplant. Am Verbund mit der Kaufmannschaft über den VWW wolle man eindeutig festhalten. „Die Zusammenführung von Finanzen und Manpower ist und bleibt wichtig“, so Trettin. Der gemeinsame Etat beträgt bis zu 100 000 Euro, die sich Stadt und VWW teilen.

Erhard Schäfer sieht
Erwartungen nicht erfüllt

2021 betrug die Bilanzsumme rund 80 000 Euro, der Fehlbetrag lag bei knapp 28 000 Euro. Der Jahresabschluss 2021 der City-Marketing war jetzt Thema im Ausschuss für Wirtschaft, Finanzen, Beteiligungen und Personal der Stadt Winsen. Zwar gab es die Entlastungen für Trettin und Putensen als Geschäftsführer, aber auch deutliche Kritik.

Dr. Erhard Schäfer, Ratsherr der Grünen, hatte zuerst nach einem VWW-Kandidaten gefragt, ohne eine Antwort zu erhalten. Schäfer fragte, ob eine GmbH angesichts der Zahlen überhaupt die richtige Rechtsform sei? Zudem leiste man sich noch einen Aufsichtsrat. „Bei der City-Marketing sind die Dimensionen aus den Fugen geraten“, so Schäfer. Die Erwartungen hätten sich nicht erfüllt.
Der Blick auf das Stadtmarketing links und rechts, zeigt deutliche Unterschiede. Lüneburg mit 72 000 Einwohnern beschäftigt dabei 20 Mitarbeiter, Stade kommt bei rund 50 000 Einwohnern sogar auf 30 Mitarbeiter, Winsen bei rund 35 000 Einwohnern auf zwei Mitarbeiter. Allerdings hinkt der Vergleich erheblich.

Während Lüneburg und Stade das gesamte Stadtmarketing unter einem Dach bündeln, ist das City-Marketing ein Winsener Sonderfall, vor ziemlich genau 20 Jahren gegründet zur Stärkung der Innenstadt. Als mit der Eröffnung des Luhe-Parks auf dem ehemaligen BGS-Gelände auch Famila auf der „grünen Wiese“ zur Konkurrenz für die City wurde, sollte die City-Marketing gegensteuern. Vielleicht hat sich dieser Ansatz auch einmal überholt.