Die aktuelle Situation macht es Sportvereine schwer, ihrem Regelbetrieb nachzugehen. Sie sind nicht nur ein Motor für das soziale Miteinander, sondern stehen im Profibereich auch für eine milliardenschwere Industrie. Daher ist es wichtig, dass diese Institutionen in Zukunft weiter gestärkt werden. Aufgrund der neuen Beschränkungen und den damit einhergehenden Problemen wird diese Aufgabe auf die Probe gestellt.
Aktuelle Situation
Die Landschaft der deutschen Sportvereine ist in diesem Jahr von massiven Einnahmeverlusten geprägt. Nicht nur Amateurteams leiden unter einschränkenden Maßnahmen, auch Semiprofessionelle und Profis haben mit den Folgen der Restriktionen zu kämpfen.
Das Überleben von kleinen Vereinen ist häufig von Ticketverkäufen abhängig, um beispielsweise festangestelltes Personal zu finanzieren. Auch Einnahmen durch außersportliche Events entfallen. So konnten Amateure durch den Ausfall von Sommerfesten und Ferienaktivitäten für Kinder keine zusätzlichen Gelder generieren.
Zudem brechen den Vereinen Mitglieder weg, die in den Vorjahren durch Neuzuwachs wieder ausgeglichen wurden. Diese Art der Fluktuation bleibt im Jahr 2020 jedoch aus, da für die meisten momentan einfach weniger Anreiz für einen Vereinsbeitritt besteht.
Weniger hart getroffen haben die neuen Regulationen die Teams aus der Ersten und Zweiten Bundesliga. Das generierte Einkommen ist weniger von den Ticketverkäufen abhängig als das der semi-professionellen Vereine. Trotzdem wird natürlich auch hier der Spielbetrieb beeinflusst, sie dürfen nämlich nur noch vor wenigen oder gar keinen Zuschauern spielen.
Jedoch bleiben die Haupteinnahmequellen ,wie Sponsorenverträge, weiterhin bestehen.
So erhält zum Beispiel Arminia Bielefeld in der Saison 20/21 2.5 Millionen von ihrem Trikotsponsor Schüco. Das Sponsoring des Sportwettenanbieters Interwetten ist den Vereinen VfL Wolfsburg und Hoffenheim sogar bis zum Ende der Saison 22/23 sicher.
Buchmacher wie Interwerwetten sind eine der großen Gewinner der neuen Sicherheitsauflagen. Sportwetten sind nach wie vor möglich und gefragter denn je. Da man den Verein nicht live vom Stadion aus anfeuern kann, holen sich viele Fans mit einer platzierten Sportwette etwas Nervenkitzel in die eigenen vier Wände. Mit ein bisschen Recherche und Glück müssen sie nicht einmal ihr eigenes Geld setzen. Mit einem Sportwetten Bonus ohne Einzahlung bekommt man ein bisschen Extraspannung praktisch geschenkt.
Während Sportwettenanbieter und andere Sponsoren die ökonomische Seite des Sports zumindest für die größeren Vereine abdecken, ist die Institution Sportverein jedoch durch weitere Faktoren gefährdet. Diese gilt es vor allem von der Politik in den Griff zu bekommen.
So spielen Sportvereine eine nicht unerhebliche Rolle in vielen Familien und der allgemeinen Bevölkerung und sind fester Bestandteil des Kulturlebens.
Sport und Gesellschaft
Der Breiten- und Vereinssport ist seit dem 19. Jahrhundert nicht mehr aus der deutschen Freizeitlandschaft wegzudenken. Insgesamt gibt es rund 88.000 Klubs und eingetragene Vereine in Deutschland. Das geht aus der Bestandserhebung des Deutschen Olympischen Sportbunds aus dem Jahr 2019 hervor.
Dabei werden im ganzen Bundesgebiet rund 24 Millionen Mitglieder gezählt. Dies bedeutet im Umkehrschluss: Mehr als ein Viertel der deutschen Gesamtbevölkerung gehört aktuell einem Verein an.
Diese große Beliebtheit verdeutlicht die Wichtigkeit solcher sozialer Institutionen. Sie stehen für Zusammenhalt und verbinden Menschen unterschiedlichster Schichten. Im 8. Sportbericht der Bundesregierung aus dem Jahre 1994 wurde das so formuliert:
Der Sport und die ihn tragenden Sportorganisationen gehören in der Bundesrepublik Deutschland zu den stabilisierenden und Werte vermittelnden Institutionen des gesamten Staatswesens, da sie für das freiheitliche Gemeinwesen Leistungen erbringen, die für den Staat unverzichtbar sind und damit die gesellschaftspolitische Bedeutung des Sports ausmachen.
Sportvereine sind also für das gesellschaftliche Miteinander unverzichtbar. Daneben nehmen sie noch eine ganze Reihe weiterer Funktionen ein.
Funktionen des Sports
In einem weiteren Bericht der Bundesregierung werden die besonderen Funktionen von Sportklubs noch einmal hervorgehoben.
- Gesundheitsförderung: Vereine bieten Räume, um Sport zu treiben. Damit soll dem Bewegungsmangel vieler Menschen entgegengewirkt werden, der im Zuge zunehmender Bürotätigkeiten auftritt.
- Identifikation: Mitglieder in Sportklubs sind Teil einer sozialen Struktur und fühlen sich dieser zugehörig. Es wird ein Teil der Identität.
- Demokratie: Vereine folgen demokratischen Strukturen. Werden diese in den kleinsten Institutionen durchgesetzt, wird automatisch auch die Demokratie im Land gestärkt.
- Integration: Sport ist eine universelle Sprache. Fußball, Basketball oder Volleyball sind oft in der Lage, Menschen aus anderen Kulturen über den Sport schneller einzugliedern.
- Sozialverhalten: Durch Tätigkeiten im organisierten Sport wird das soziale Miteinander geschult. Vor allem für Kinder und Heranwachsende können solche Erfahrungen wichtig fürs spätere Leben sein.
- Anerkennung und Leistung: Wer sich einsetzt und ein Teamplayer ist, wird dafür belohnt. Sportliche Erfolge werden mit Auszeichnungen und Anerkennungen gefeiert.
- Lebensraum: Es entstehen Freundschaften, es werden soziale Kontakte gepflegt und Kinder werden damit erwachsen. Vor allem auf dem Land spielt sich ein Großteil des Lebens in Vereinsstrukturen ab.
Zukunft der Sportvereine
Die oben genannten Funktionen sind durch die aktuelle Situation in Gefahr. Zwar können sich kleinere Klubs noch durch die Hilfe ehrenamtlicher Helfer über Wasser halten, jedoch ist das wohl keine Dauerlösung. Eine breitere, öffentliche Unterstützung ist von Nöten.
Fördergelder müssen eingesetzt werden und sollten fließen, bevor die Ersparnisse der Vereine aufgebraucht sind. Die Hilfen sollten vor allem unbürokratisch und schnell zur Verfügung gestellt werden, um in den kommenden Jahren neue Mitglieder zu gewinnen und zu binden. Das fordert zumindest der Deutsche Olympische Sportbund.
Bundesweite Notfallfonds?
Während in kleineren Vereinen größtenteils Ehrenamtliche tätig sind, bangen größeren semiprofessionellen- und Profiklubs um ihre Existenz. Im Sportbereich sind deutschlandweit etwa zwei Millionen Menschen in Voll- oder Teilzeit beschäftigt. Diese gilt es aufzufangen. Der Deutsche Olympische Sportbund erbittet deshalb einen Notfallfond.
Damit sollen die fehlenden Einnahmen aus Sportveranstaltungen, Kursen und der Gastronomie ausgeglichen werden. Neben der finanziellen Unterstützung muss zusätzlich ein Wettkampfbetrieb reibungslos möglich sein. Dazu müssen die Veranstalter geeignete Konzepte entwickeln. Nur wenn der organisierte Sport auf diese Weisen gestärkt wird, kann er unbeschadet das Jahr 2020 und im Ernstfall das Jahr 2021 überstehen.
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