Erst hat er sich langsam angeschlichen. Aber nach den intensiv diskutierten Legalisierungen von Cannabis in Kanada und einigen Bundesstaaten der USA ist auch in Deutschland der Cannabis-Hype nun richtig ausgebrochen.
Immer mehr Produkte werden einer immer breiteren Kundschaft angeboten. Dabei gibt es nichts mehr, was dem gesundheitsbewussten Cannabis-Kunden nicht fehlen könnte. Denn der kleine Bruder des THC, das CBD, wird heute in allen nur erdenklichen Formen angeboten. Lange ist es her, dass Cannabis nur geraucht werden konnte. Es gibt alle möglichen CBD-Produkte. Angefangen von den klassischen Blüten zu rauchen, über Kosmetika bis hin zu Produkten wie CBD-Öl oder -Mehl.
Die große Nachfrage nach CBD-Produkten hat dazu geführt, dass die Waren nur noch online oder in verruchten Cannabis-Shops angeboten werden. Sie sind ebenso in den Filialen der großen Supermarktketten zu finden, wie in Reformhäusern.
Aber was ist wirklich dran an dem vermeintlichen Wundermittel, dass besser und sanfter beruhigen und entspannen soll als Alkohol oder Tabak und gleichzeitig die meisten Medikamente gegen chronische Schmerzen ebenso ersetzen soll wie Antidepressiva?
Neues Traumland der Cannabis-Fans: Kanada
In keinem Land der Welt wurde Cannabis zu umfassend legalisiert, wie in Kanada. Überall schießen im Norden Amerikas Cannabis-Shops aus dem Boden – und dennoch können sie die Nachfrage gar nicht befriedigen.
Anders als in Deutschland ist in Kanada auch die THC-haltige Version von Cannabis erlaubt. THC und CBD – das sind die zwei Bestandteile der Cannabis-Pflanze, die unterschiedlicher kaum sein könnten. THC ist die Abkürzung für Tetrahydrocannabinol und dieser Bestandteil der Cannabis-Pflanze ist für den berauschenden Effekt des Cannabis-Konsums verantwortlich. Der zweite Bestandteil, das CBD ist sozusagen das genau Gegenteil. Cannabidiol oder kurz CBD wirkt auf die Konsumierenden beruhigend und entspannend. Weil CBD nicht psychoaktiv ist, entsteht durch den Konsum von CBD-Produkten auch kein „High“, wie ihn THC auslöst. Solange die Cannabis-Produkte einen THC-Anteil von weniger als 0,2 Prozent haben, sind sie in Deutschland legal.
Die Legalisierung in Kanada hat aus dem Land die „Grasnation Nummer eins“ gemacht, wie der Deutschlandfunk bemerkte. Die Nachfrage zeigt aber gleichzeitig: Den meisten Käufern geht es gar nicht um das nächste High – am meisten werden Produkte mit einen niedrigen THC-Gehalt nachgefragt. Viel mehr interessieren sich die Kanadier für alles, wo CBD enthalten ist.
Das hat die Industrie Kanadas auch bemerkt und versucht jetzt die Nachfrage zu stillen, denn in dem Land alleine wird ein zukünftiges Marktvolumen von nicht weniger als 40 Milliarden Euro vorhergesagt. Diese Prognose löst jetzt überall auf der Welt eine wahre Goldrausch-Mentalität aus.
Der Cannabis-Boom ist in Deutschland angekommen
Mit ein bisschen Verzögerung und anfangs noch ein bisschen Verhalten ist der Cannabis-Boom in Deutschland auch angekommen. Die CBD-Produkte finden ihren Weg in die Mainstream-Geschäfte in den Innenstädten. Um neue Zielgruppen zu erschließen wirken viele der Cannabis-Shops in Deutschland mehr wie Apotheken: Fotos von Bob Marley fehlen im CBD-Shop am Münchner Hauptbahnhof ebenso wie die erwarteten Rasta-Zöpfe.
Dementsprechend groß ist auch die Bandbreite an erhältlichen Cannabis-Produkten. Jeder Zweig der Industrie möchte am Cannabis-Boom mitverkaufen. Im Frankfurter Cannabis-Shop „Grünes Gold“ gibt es alles zu kaufen, was das Herz begehrt. Entspannungstees und Badezusätze, Nahrungsergänzungsmittel, Kosmetika und vieles mehr.
Dabei ist der Verkauf von Cannabis-Produkten aus zwei verschiedenen Gründen nicht ganz einfach.
Cannabis-Produzenten können die Nachfrage nicht erfüllen
Ein Grund, warum es immer wieder zu Lieferengpässen bei CBD-Produkten kommt, ist, dass die Produzenten von Cannabis gar nicht mit der Nachfrage Schritt halten können.
Wer sich die Situation der Produzenten vor Augen führt, der versteht schnell warum. Alle die Erfahrung mit der Produktion von Hanf haben, die haben Erfahrung damit, wie man Hanf in vergleichsweise kleinen Mengen in dunklen Kellern oder Dachböden produziert. Es ist eine Sache Hanf so zu produzieren, dass die Behörden davon nichts mitbekommen.
Es ist aber eine ganz andere Aufgabe, Cannabis kommerziell in großen Mengen anzubauen. Denn Hanf stellt die Landwirte vor neue Herausforderungen. In Westdeutschland hat kein Landwirt Erfahrungen mit Hand, in der ehemaligen DDR wissen noch die alten Bauern, wie kompliziert der Anbau von Cannabis ist.
Eine der ältesten Kulturpflanzen ist auch in den Zeiten einer hochindustrialisierten Landwirtschaft nicht leicht zu kultivieren und zu ernten. Denn Hanf wächst sehr schnell und ebenso hoch wie Mais, daran sind die Landwirte ja noch gewöhnt. Aber im Gegensatz zu Mais ist die Cannabis-Pflanze auch sehr widerspenstig. Die Fasern sind sehr fest und liegen dicht aneinander, deswegen mussten erst neue Erntemaschinen konstruiert werden, damit die Felder überhaupt abgeerntet werden konnten.
Gesetzliche Richtlinien müssen erfüllt werden
Neben diesen Problemen müssen die Landwirte auch sicherstellen, dass ihre Pflanzen die gesetzlichen Richtwerte bezüglich des THC-Gehalts erfüllen. Denn Hanf ist nun mal ein Naturprodukt, da kann es unter mehreren tausend Pflanzen dazu kommen, dass trotz sorgfältiger Züchtung, Exemplare wachsen, die eine THC-Gehalt von über 0,2 Prozent aufweisen.
Hohe Preise machen CBD zu einem Lifestyle-Produkt
Die aus diesen Schwierigkeiten entstehenden hohen Preise machen CBD vor allem zu einem teuren Lifestyle-Produkt für gesundheitsbewusste Besserverdiener. Die Werbeversprechend der Cannabis-Industrie preisen CBD geradezu als Allheilmittel an. Es entspannt und beruhigt, hilft beim Schlafstörungen ebenso wie gegen Erkältung und lindert Menstruationsbeschwerden.
Forscher und die Verbraucherzahlen sind dabei eher skeptisch gegenüber dem gegenwärtigen Cannabishype. Während die Verbraucherzentralen darauf hinweisen, dass viele CBD-Produkte noch nicht von Lebensmittelbehörden untersucht wurde. Außerdem würden in Stichproben immer wieder CBD-Produkte enthalten, die weniger CBD enthalten als angegeben oder mehr THC enthalten, als erlaubt. Daher sollten Eltern darauf achten, dass Kinder und Jugendliche keine CBD Produkte konsumieren.
Forscher bezweifeln die Wirkung von CBD-Produkten wie Öle, Mehl oder Kosmetika – denn die Konzentration des Wirkstoffs in diesen wäre viel zu gering. Ohnehin sollte man zwischen den Lifestyle-Produkten und medizinischen CBD-Mitteln unterscheiden.
Lieferengpässe bei medizinischem Cannabis
Die große Nachfrage nach CBD-Lifestyle Produkten hat den traurigen Nebeneffekt, dass es große Lieferengpässe bei medizinischem Cannabis gibt. Denn viele Studien zeigen, dass CBD tatsächlich ein Wirkstoff für viele Medikamente sein könnte, mit denen unter anderem chronische Schmerzen, Multiple Sklerose, Parkinson und psychische Krankheiten behandelt werden könnten – ohne die schweren Nebenwirkungen von den starken Opiaten, die heute oft verschrieben werden müssen.
Hier zeigt CBD großes Potential – aber nur in deutlich größeren Konzentrationen, als in den Hipster-Lifestyle-Produkten wie CBD-Salatöl oder CBD-Seife.
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