Der Landkreis Harburg hinkt bei der Impfquote hinterher. Und bietet Drittimpfungen für alle Erwachsenen an.
Winsen. Die Inzidenzzahlen schnellen bundesweit in die Höhe, die Politik denkt schon laut über eine Wiedereröffnung der Impfzentren nach – und vor Ort steigt offenbar die Nachfrage nach Corona-Impfungen. So wurde das Impfteam der Johanniter bei der jüngsten Aktion am Dienstagabend in Hanstedt „förmlich überrannt“, berichtet Andres Wulfes, Sprecher der Kreisverwaltung. „Die Kollegen mussten eine Stunde länger machen als eigentlich geplant.“ Doch der Aufwand hat sich gelohnt: Am Ende standen in der Statistik 240 weitere Impfungen.
Es ist eine Nachfrage, die vor dem Winter genau zur rechten Zeit kommt. Denn bei der Impfquote hinkt der Landkreis Harburg hinterher. So sind in Norddeutschland aktuell 69,7 Prozent der Menschen vollständig gegen das Corona-Virus geschützt, im Landkreis Harburg sind es rund fünf Prozent weniger, genau 64,55 Prozent. Gleiches gilt für die Erstimpfungen: 172 000 Männer und Frauen haben sich im Landkreis bislang eine erste Spritze geben lassen, das ist eine Quote von 67 Prozent. Der Schnitt im Norden liegt dagegen bei 72,5 Prozent. Zum Vergleich: Bundesweit haben mittlerweile 66,8 Prozent einen vollständigen Schutz.
Ab zwölf Jahren kann jeder ohne Anmeldung kommen
Insgesamt sind im Landkreis Harburg vier mobile Impfteams unterwegs, je zwei vom DRK und von den Johannitern. Weitgehend abgeschlossen haben sie die dritten, so genannten Booster-Impfungen, in den Senioreneinrichtungen des Kreises. Neben diversen Terminen in den Schulen gibt es derzeit auch tägliche öffentliche Angebote für Erst-, Zweit- und auch Drittimpfungen. Bei den Booster-Impfungen schöpfen die Teams dabei die Möglichkeiten voll aus. Die Auffrischung bekommen auf Wunsch Erwachsene jeden Alters. „Wir werben damit zwar nicht offensiv, aber wir schicken auch niemanden nach Hause“, betont Wulfes. Einzige Voraussetzung für die Drittimpfung: Die zweite Spritze muss mindestens sechs Monate zurück liegen. Das Robert-Koch-Institut empfiehlt die Drittimpfung aktuell für Menschen über 70 Jahre sowie Beschäftigte im medizinischen und pflegerischen Bereich (WA berichtete).
Auch wer eine Erstimpfung mit Johnson&Johnson erhalten hat, kann noch einmal zum Impfteam kommen, um mit einer Biontech-Dosis den Impfschutz noch zu verbessern. Zwölf- bis 17-Jährige können bei den öffentlichen Terminen ohne Anmeldung die Erst- oder Zweit-impfung erhalten. „Bei den Aktionen wird der Impfstoff von BionTech/Pfizer angeboten. Aber auch das Vakzin von Johnson & Johnson für Erwachsene, bei dem eine Impfung für den vollständigen Impfschutz ausreicht“, erklärt der Kreissprecher.
Zweitimpfungen schon drei Wochen später
Zum Impftermin mitgebracht werden muss der Kinder- oder Personalausweis und soweit vorhanden der Impfpass und eine Genesenenbescheinigung. Der Anamnesebogen und eine Einwilligungserklärung kann im Internet unter www.rki.de heruntergeladen werden. Jugendliche zwischen zwölf und 15 Jahren müssen die schriftliche Einwilligung eines Erziehungsberechtigten mitbringen. Die Zweitimpfungen können drei Wochen später stattfinden.
Die neu aufgeflammte Debatte über die Reaktivierung der Impfzentren verfolgt man derweil im Kreishaus mit einer Mischung aus Ungläubigkeit und Unverständnis. „Wir hatten uns immer gegen eine Schließung zum 30. September ausgesprochen“, erinnert Andres Wulfes. Doch die Bundespolitik verordnete das Ende der Einrichtungen gegen den Willen der Kommunen vor Ort. Als Konsequenz hatte die Kreisverwaltung umgehend die mobilen Impfteams losgeschickt. Das neuerliche Umdenken in Berlin in Sachen Impfzentren möchte man bei der Kreisverwaltung nicht kommentieren.
Von Thomas Mitzlaff
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